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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dich dazu zwingen will.«
    Bobby überlegte sich das kurz, dann fragte er: »Denken Sie an die Postkarten?«
    Ted hob ein Stück Schinkenspeck an den Mund, dann legte er es wieder hin. »Postkarten, jede Menge Postkarten. Versprochen. Jetzt lass uns nicht weiter darüber reden.«
    »Worüber sollen wir sonst reden?«
    Ted dachte darüber nach, dann lächelte er. Sein Lächeln war freundlich und offen; wenn er lächelte, konnte Bobby erkennen, wie er ausgesehen haben musste, als er zwanzig Jahre alt und stark gewesen war.
    »Über Bücher natürlich«, sagte Ted. »Wir werden über Bücher reden.«
     
    Es würde ein drückend heißer Tag werden, das war um neun Uhr bereits klar. Bobby half beim Abwasch, trocknete ab und räumte das Geschirr und das Besteck weg. Dann setzten sie sich ins Wohnzimmer, wo Teds Ventilator sein Bestes tat, die jetzt schon träge Luft in Bewegung zu halten, und sprachen über Bücher … oder vielmehr, Ted sprach über Bücher. Und an diesem Vormittag, wo er nicht vom Kampf Albini gegen Haywood abgelenkt wurde, hörte Bobby hungrig zu. Er verstand nicht alles, was Ted sagte,
aber er begriff immerhin, dass Bücher ihre eigene Welt bildeten und dass die Harwich Public Library nicht diese Welt war. Die Bibliothek war nur der Eingang zu dieser Welt.
    Ted sprach über William Golding und »negative Utopien«, wie er es nannte, ging dann zu H. G. Wells’ Zeitmaschine über und deutete an, dass es eine Verbindung zwischen den Morlocks und den Eloi einerseits und Jack und Ralph auf Goldings Insel andererseits gebe; er sprach über die »einzige Rechtfertigung der Literatur«, wie er sich ausdrückte, nämlich die Beschäftigung mit den Fragen von Unschuld und Erfahrung, von Gut und Böse. Gegen Ende dieses improvisierten Vortrags erwähnte er einen Roman mit dem Titel Der Exorzist , der sich mit diesen beiden Fragen befasste (»im populären Kontext«), und verstummte dann abrupt. Er schüttelte den Kopf, als wollte er ihn wieder klarbekommen.
    »Was ist?« Bobby trank einen Schluck von seinem Rootbeer. Er mochte es immer noch nicht besonders, aber es war die einzige Limonade im Kühlschrank. Außerdem war es kalt.
    »Was geht nur in meinem Hirn vor?« Ted fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, als hätte er auf einmal Kopfschmerzen bekommen. »Das ist ja noch gar nicht geschrieben.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nichts. Ich rede wirres Zeug. Warum gehst du nicht eine Weile raus und vertrittst dir die Beine? Vielleicht lege ich mich ein bisschen hin. Ich hab letzte Nacht nicht sehr gut geschlafen.«
    »Okay.« Bobby nahm an, dass ihm ein bisschen frische Luft - selbst wenn es heiße frische Luft war - guttun würde.
Und obwohl es interessant war, Ted zuzuhören, hatte er zuletzt das Gefühl gehabt, als kämen die Wände der Wohnung auf ihn zu. Er fühlte sich mies, weil Ted ihn verließ, dachte Bobby. Was für ein trauriger kleiner Reim: Er fühlte sich mies, weil Ted ihn verließ.
    Als er in sein Zimmer zurückging, um seinen Baseball-handschuh zu holen, dachte er für eine Sekunde an den Schlüsselring aus dem Corner Pocket - er würde ihn Carol geben, damit sie wusste, dass sie nun miteinander gingen. Dann fielen ihm Harry Doolin, Richie O’Meara und Willie Shearman ein. Die waren irgendwo da draußen, klar waren sie das, und wenn sie ihn allein erwischten, würden sie ihm wahrscheinlich die Scheiße aus dem Leib prügeln. Zum ersten Mal seit zwei oder drei Tagen ertappte sich Bobby bei dem Wunsch, Sully wäre hier. Sully war ein kleiner Junge wie er, aber er war zäh. Doolin und seine Freunde würden ihn vielleicht verprügeln, aber Sully-John würde sie teuer dafür bezahlen lassen. S-J war jedoch im Camp, und damit hatte sich’s.
    Bobby kam überhaupt nicht auf den Gedanken, im Haus zu bleiben - er konnte sich nicht den ganzen Sommer vor Willie Shearman und seinesgleichen verstecken, das wäre bescheuert -, aber als er hinausging, ermahnte er sich, vorsichtig zu sein und nach ihnen Ausschau zu halten. Solange er sie kommen sah, würde es keine Probleme geben.
    Mit den Jungs von St. Gabe’s im Kopf verließ Bobby die 149, ohne einen weiteren Gedanken an den Schlüsselanhänger, sein spezielles Souvenir von »da unten«, zu verschwenden. Er lag auf dem Badezimmerbord neben seinem Zahnputzglas, genau da, wo er ihn am Abend zuvor hingelegt hatte.

     
    Er stiefelte durch ganz Harwich, wie ihm schien - von der Broad Street zum Commonwealth Park (heute waren keine Jungs von St. Gabe’s auf

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