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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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rätselhaft. bannend… zwingend.
    Und dann sah er, wie die Massen sich immer dichter um die Lore zusammenkeilten. Sah, wie der da oben die Lippen öffnete. Sah, wie vom Zechentor her ein Rückstrom kam, sah geballte Fäuste sich heben und sich senken. Sah, wie die an seinem Munde hingen und seinen Worten folgten… und Stille eintrat… und er auch zu hören begann und er auch stand und lauschte.
    Was war das? Was geschah hier? War es wirklich jener von da drüben? Ja, er war’s! Ein Mensch…war’s ein Mensch? Er hielt die Augen zu. Seine Gehörnerven spannten sich zum äußersten. Und er hörte alles, was jener wundersame Mensch da oben sprach. Sein Kopf senkte sich immer tiefer. Die Töne, die von da oben kamen, drangen tief in sein Innerstes ein. Verwirrend… betäubend… beruhigend. Er fühlte sich mit allen Fasern des Seins gezogen… gepackt. Er fühlte einen Willen, stärker, als er ihn je gefühlt, der ihn zwang… fesselte… willenlos machte. Und er stand und hörte…
    Der Redner schien geendet zu haben. Die Stimme da oben verstummte. Der Chefingenieur hob den Kopf, richtete seine Augen auf die Gestalt des Redners. Sah, wie jener die Rechte ausstreckte… zum Schachtturm wies.
    »Und nun geht an eure Arbeit!«
    Kein gebieterischer Ton… kein Befehl… einfach, ruhig… fast gelassen klangen die Worte. Der Chefingenieur stand einen Augenblick starr. Was? Noch immer die Gestalt da oben auf dem Wagen. Die Rechte nach dem Zechenhaus deutend. Die Blicke langsam im Kreise über die Gesichter der Belegschaft gleitend. Eine kurze Spanne tiefster Stille und Ruhe. Dann wandten sich die Köpfe. Die Massen gerieten in Bewegung. Da… dort… überall lösten sich einzelne Gruppen und strebten dem Förderturm zu.
    *
    Am nächsten Morgen saß Uhlenkort in der Halle seines Hotels beim Lunch. Eine kurze, fast überall gleichlautende Notiz in allen Zeitungen: Unfall im Zirkus Briggs. Er legte die Blätter zur Seite und sah nach der Uhr. Noch immer nichts von Tredrup… Was war da los? Er ließ den Portier holen und fragte ihn.
    »Mr. Tredrup ist erst gegen Mitternacht ins Hotel zurückgekommen und wird vermutlich noch auf seinem Zimmer sein.«
    Wieder verging eine Zeit, da sah er Tredrup die große Treppe hinab kommen. Schon von weitem fiel ihm dessen Aussehen auf. War dies verfallene, übernächtige Gesicht mit den unruhigen, fiebrig glänzenden Augen das des stets heiteren, blühenden Klaus Tredrup?
    Mit Besorgnis und Unruhe reichte er ihm die Hand. »Was ist Ihnen, Herr Tredrup? Sind Sie krank?«
    »Ich krank? Nein, Herr Uhlenkort. Nicht im geringsten.«
    Ein kurzes, stoßweises Lachen begleitete seine Worte.
    »Ich bitte Sie, Herr Tredrup, verstehen Sie meine Teilnahme nicht falsch. Ihr Aussehen straft Sie Lügen. Sie sind krank. Diese Veränderung von gestern auf heute ist nicht anders zu erklären… oder hängt das noch mit dem Unfall in Mineapolis zusammen?«
    »Dieselbe Frage…« Tredrup brach kurz ab. Er stürzte eine Tasse Tee hinunter und griff nach den Zeitungen.
    »Übrigens…« Er wandte sich Uhlenkort zu. »Wir haben mit unseren Zirkusbesuchen ausgesuchtes Pech! Meinen Sie nicht auch?«
    Uhlenkort nickte. Sein Auge ruhte mit Sorge auf den so veränderten, nervösen Zügen Tredrups.
    »Immerhin brachten wir es bis zur sechsten Nummer des Programms«, sagte Tredrup. »Vielleicht haben wir das nächste Mal mehr Glück.«
    »Herr Tredrup, ich bitte Sie! Lassen Sie die Scherze. Sie versuchen vergeblich, mich über die Sorge um Sie hinwegzutäuschen. Ich will nicht indiskret sein. Wenn Sie es für besser halten, zu schweigen, so schweigen Sie. – Ich selbst möchte Ihnen kurze Mitteilungen über mein Verhalten am gestrigen Abend im Zirkus geben. Sind Sie bereit und imstande, mich anzuhören?«
    »Oh, gewiß, Herr Uhlenkort. Mein Interesse ist groß… vielleicht größer als…«
    Er rückte seinen Sessel näher an den Uhlenkorts heran.
    »So hören Sie mir zu, Herr Tredrup. Es ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen erzählen werde, aber ihr Ende wird schließlich in den Zirkus von Kapstadt führen. War davor etwa fünfzig Jahren ein Sohn aus dem Hause Harlessen – Sie kennen sicher die Hamburger Firma und vielleicht auch die Familie – nach Amerika ausgewandert. Die Familien Uhlenkort und Harlessen sind von Großvaters Seite her verschwägert. Die Ursachen, weshalb jener Harlessen nach Amerika auswanderte, lagen in pekuniären Differenzen mit seinem Vater. In Differenzen von einer Schwere immerhin,

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