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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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aufträten.«
    »Von wem, bitte?«
    »Vom Pinkerton Office!«
    Eine leichte Röte huschte über Christies Gesicht.
    »Interessant! Und wie kamen Sie dazu?«
    »Ich will nicht weit ausholen. Ich könnte Ihnen sonst erzählen von jenen Zeiten, wo…«
    »Gut, lassen wir das, Herr Uhlenkort«, unterbrach ihn Christie. »Ich kenne jene Zeiten zur Genüge.«
    »Wenn Sie damit, Fräulein Harlessen, die Zeiten meinen, in denen sich jene unliebsamen Vorkommnisse abspielten, die zu einem Bruche Ihres Vaters mit der Familie Harlessen führten, so sind Sie gewiß auf falschem Wege. Ich meine die Jahre, die darauf folgten. Damals, als die Firma Harlessen wieder die alte geworden war. Als man vergeben… vergessen hatte. Als man alle Beziehungen in Bewegung setzte, um nach dem Verbleib Ihres Vaters zu forschen.«
    »Ist das wahr? Tat man das?«
    »Man tat es, bis man die Aussichtslosigkeit erkannt hatte.«
    Der harte Zug um Christies Lippen wurde weicher.
    »Gut, ich will es glauben. Doch wie war das mit dem Pinkerton Office?«
    »Ich kam vor einiger Zeit auf einer geschäftlichen Reise in die Kanalzone. Ein Zufall ließ mich dort den Namen Harlessen hören. Ich erfuhr von dem tragischen Tod Ihres Vaters und von Ihrer Abreise nach Milwaukee. Da mich dringende Geschäfte nach Europa zurückriefen, beauftragte ich das Pinkerton Office, weitere Nachforschungen anzustellen.«
    Er richtete seinen Blick auf das junge Mädchen, das zurückgesunken in dem Fauteuil lag. Die Augen halb geschlossen, schien sie über seine Worte nachzudenken.
    »Und welchen Zweck verfolgten Sie mit Ihrem Besuch? Nehmen wir an, der Sturz wäre gestern Abend nicht geschehen.«
    Uhlenkorts Blick glitt voll Teilnahme über die schlanke junge Gestalt.
    »Ich kam hierher, Fräulein Harlessen, um Sie zu bitten, einen Beruf, dessen Gefährlichkeit der gestrige Abend wieder bewiesen hat, aufzugeben und in die alte Heimat zurückzukehren.«
    »Heimat? Das Wort hörte ich so oft aus dem Munde meines Vaters… Ich verstand es nie ganz, der Begriff war mir fremd. Ich weiß nur, wie oft ihm die Tränen kamen, wenn das Wort fiel. Meine Heimat… wo ist sie? Wir zogen in den Staaten von Stadt zu Stadt, bis wir am Kanal ansässig wurden. Hamburg ist sicher nicht meine Heimat. Wie soll ich dahin zurückkehren, wo ich doch nie gewesen bin? Meine Heimat ist der Zirkus! Die Zirkuswelt…«
    Er machte eine abweisende Bewegung.
    »Fräulein Harlessen, ich kann es nicht glauben. Sie sprachen in der Erregung des Augenblicks. Ihr Gesicht, Ihre Augen – alles verrät das Harlessensche Blut. Das läßt sich nicht verleugnen. Es ist unmöglich, Fräulein Harlessen, daß Sie sich auf die Dauer in dieser Umgebung wohl fühlen können. Ich bin erstaunt, daß Sie diesen Beruf ergriffen haben. Wie kamen Sie zu diesem Entschluß?«
    »Oh, sehr einfach. Ich kam nach Milwaukee und fand von meinen Verwandten mütterlicherseits niemanden mehr vor.
    Meine Mittel waren zu Ende. Ich traf einen früheren Cowboy unserer Farm, der Zirkusreiter geworden war, schilderte ihm meine Lage und folgte seinem Rat, Zirkusreiterin zu werden. Wir gingen zum Direktor. Er erlaubte, daß ich ihm vorreiten durfte. Ich gefiel ihm. Das Engagement war perfekt. Sie sehen…«
    »Das war ein ebenso schneller wie energischer Entschluß, Fräulein Harlessen. Aber ich glaube, es hätten sich für Sie doch noch andere Möglichkeiten geboten, zum Beispiel…«
    Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht von Christie Harlessen.
    »Glauben Sie wirklich, Herr Uhlenkort, daß ich mich etwa als Gesellschafterin in einer Milliardärsfamilie oder als Gouvernante von ungezogenen Kindern besser ausnehmen würde?«
    Sie lehnte sich halb belustigt, halb entrüstet zurück.
    »Gut! Lassen wir das, Fräulein Harlessen, das, was geschehen. Ich wollte Sie bitten, diesen gefahrvollen Beruf aufzugeben und mit mir nach Hamburg zurückzufahren, die Lösung Ihres Vertrages würde ich übernehmen.«
    »Und was soll ich in Hamburg?«
    »In Hamburg würden Sie von Ihren Verwandten mit offenen Herzen empfangen werden.«
    »Und was weiter… was dann?«
    »Sie würden als Tochter des Hauses Harlessen leben, alle Vorzüge genießen, die damit verbunden sind.«
    »Die arme Verwandte! Das Aschenbrödel aus dem Märchen? Nicht mein Geschmack! Ich ziehe es vor, auf eigenen Füßen zu stehen.«
    »Ah«, versetzte Uhlenkort mit einiger Schärfe. »Sie wollen lieber weiter durch die Welt ziehen?«
    »Warum nicht? Nehmen Sie an, Herr Uhlenkort, Sie haben

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