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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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ein American Girl vom reinsten Wasser vor sich.«
    Uhlenkorts Miene verdüsterte sich. »Ich dachte, ich hätte eine Tochter des Hauses Harlessen aus Hamburg vor mir. Wenn ich mich da täuschte. ich bitte um Verzeihung.« Er erhob sich. »Noch etwas! Fräulein Harlessen, ich glaube, Sie dahin verstanden zu haben, daß das Gefühl der materiellen Unabhängigkeit Ihre Entschlüsse leitet.«
    Christie zuckte die Achseln.
    »Bei Ihrer Weigerung sind Sie da von einer falschen Annahme ausgegangen. Sie würden keineswegs das Aschenbrödel aus dem Märchen sein.«
    »Sondern?« Christie richtete sich fragend auf.
    »Ihr Vater hat nie aufgehört, Angehöriger der Familie Harlessen zu sein, das heißt in diesem Falle Teilhaber der Firma Harlessen.«
    »Ah, ich verstehe, Herr Uhlenkort! Aber…« Uhlenkort trat näher auf sie zu.
    »Allerdings, Fräulein Harlessen, es ist, wie ich Ihnen sagte. Zu einem gewissen Teil, dessen Höhe ich nicht genau angeben kann, sind Sie Erbin oder Teilhaberin der Firma.«
    Einen Augenblick schaute Christie prüfend auf die hohe, ernste Männergestalt, die da vor ihr stand, in das offene, klare Gesicht, aus dem reine Teilnahme sprach. Sie schien unsicher zu werden. Dann, mit plötzlichem Entschluß reckte sie sich auf. Ihre Hand streckte sie ihm entgegen.
    »Ich danke Ihnen, Herr Uhlenkort, für Ihre Teilnahme und Ihr Interesse. Auch wenn ein derartiger Anspruch meinerseits, vielleicht rechtlich begründet wäre…
    Ich kenne meines Vaters Schuld… Ich weiß, was daraus für die Firma Harlessen entstand… und ich weiß, daß ich keinen Anspruch habe. Ich verzichte.«
    »Fräulein Harlessen, wissen Sie auch, worauf Sie verzichten?«
    »Wie hoch die Summe ist, ist einerlei. Mag sie hoch oder niedrig sein. Nochmals meinen Dank, Herr Uhlenkort.«
    Uhlenkort ergriff die dargebotene Hand und beugte sich darüber. Seine Augen hingen an dem blassen, jungen, schönen Antlitz.
    »Eine Harlessen sind Sie doch, Fräulein Christie. Ich gehe, aber ich gehe in der Hoffnung, daß Sie eines Tages anders denken werden.«
    »Sie hoffen, daß der Harlessensche Dickkopf – ich verstehe wohl, Ihre Gedanken zu lesen – eines Tages sich bessern könnte.«
    Uhlenkort lachte.
    »Meine Hoffnung wird größer, wenn ich Sie höre.«
    »Oh, ich warne Sie! Hoffen Sie nicht zuviel. Es wird vielleicht noch mancher Tropfen Wasser die Elbe hinunterfließen.«
    Wieder beugte sich Uhlenkort über die Hand und drückte einen langen Kuss auf die schmalen Finger.
    »Wir werden uns wieder sehen!«
    Uhlenkort war gegangen. Gedankenverloren schaute Christie Harlessen ins Weite. Dann stützte sie den Arm auf und wollte sich erheben. Mit einem Wehlaut sank sie zurück. Ihre Hand griff zum Herzen. Was war das? Der Arzt, den die Zofe in den Raum führte, fand sie in tiefer Ohnmacht.
    *
    Bei Montegna am Panamakanal. Eine Lichtung im tropischen Urwald. Nur mit Mühe halten Axt und Feuerbrand die gerodete Fläche von der üppigen, immer wieder anstürmenden Vegetation frei.
    Hier liegt das Hauptquartier der New Canal Company. Das große Verwaltungsgebäude, in massivem Betonguß errichtet.
    In diesem Hause waltet James Smith, der Chefingenieur der New Canal Company, der Herr über hunderttausend Menschen und Millionen Pferdestärken. Von hier aus laufen die Befehle zu den hundert Etappen der neuen Kanalstraße. Von hier aus wird disponiert über Menschen, über Maschinen und über Sprengstoffe, die unerhörte Kräfte bergen. James Smith ist der Herrscher dieses industriellen Königreichs. Der absolute Herrscher. Als einfacher Bohringenieur hatte er seine Laufbahn begonnen. Ein außergewöhnliches Organisationstalent, eine vor nichts zurückschreckende Energie, ein Kopf voll genialer technischer Ideen hatten ihn in schnellen Sprüngen zur höchsten Stellung emporsteigen lassen. James Smith saß an seinem mit Karten und Plänen bedeckten Arbeitstisch. Neben ihm lag ein Schreiben der New Canal Company, das ihm offiziell vom Beschluß des amerikanischen Parlaments Mitteilung machte.
    »Etappenweise Sprengung«, murmelten seine Lippen. »Gut, gut… eine geheime Last fällt mir vom Herzen. Offen habe ich es nie zugegeben. Nicht zugeben dürfen, daß ich die Bedenken jener gegnerischen Gutachter teilte. Wie mag er diesen Beschluß aufnehmen? Sein Gesicht hätte ich sehen mögen.«
    Der Chefingenieur beugte sich über einen großen Plan, der die Lage aller Minen und die Leitungsführung zu ihnen enthielt. Sein Finger folgte den roten Linien, die von

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