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Atme nicht

Atme nicht

Titel: Atme nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer R. Hubbard
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Pille zu. Nach meiner Entlassung aus der Klinik hatten meine Eltern und ich einen »Vertrag« unterschrieben, in dem ich mich dazu verpflichtete, keine Medikamente mehr zu horten, wenn sie es unterließen, mein Zimmer zu durchsuchen. Diese Vereinbarung musste jeden Monat erneuert werden. Doch nachdem ich zu Dr. Briggs gesagt hatte, dass ich immer nur dann daran denken würde, wieder Medikamente zu horten, wenn ich dieses blöde Schriftstück unterschreiben musste, hatten wir die Sache schließlich aufgegeben.
    Ich beugte mich über das Waschbecken, um die Miniflaschen und Schächtelchen in Augenschein zu nehmen. Dann schloss ich das Schränkchen wieder, wobei ich es vermied, in die verspiegelte Tür zu blicken.
    Anschließend trottete ich in mein Zimmer zurück. Ich spielte mit dem Gedanken, zum Steinbruch zu rennen, hatte aber das Gefühl, dass ich es lieber lassen sollte. Heute hätte es passieren können, dass ich mich zu weit über den Rand beugte.
    Am liebsten hätte ich die Fenster meines Schlafzimmers zerschmettert. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über das Glas, auf dem schmierige Flecken zurückblieben. Wenn meine Mutter das gesehen hätte, hätte sie einen Anfall gekriegt. Dann drückte ich gegen das Glas und klopfte immer heftiger mit den Knöcheln dagegen. Das Glas gab zwar nach, zerbrach aber nicht.
    Ich sollte joggen gehen, dachte ich bei mir. Dr. Briggs würde mir wahrscheinlich raten, es zu tun, vorausgesetzt, ich blieb dem Steinbruch fern. Vor allem aber würde sie mich natürlich auffordern, über Nicki zu reden. Über die Medien und ihren Vater und ihre Lügen. Darüber, dass Nicki mich die ganze Zeit angelogen hatte und ich nicht wusste, warum. Darüber, dass sie sich gestern Abend an mich geschmiegt und mir eine Geschichte erzählt hatte, die vermutlich ebenfalls nicht stimmte. Darüber, dass sie »nur nett« zum Psycho der Schule war …
    Ich holte langsam tief Luft, wie man es uns in der Klinik beigebracht hatte. Wie Val es mir beigebracht hatte, die behauptete, auf diese Weise könne man Panikanfälle abwehren. Nicht dass mir ein Panikanfall gedroht hätte. Nicht wegen Nicki. Völlig ausgeschlossen.
    Nicki.
    Der Gedanke an sie ließ etwas in mir hochkochen, und ich stellte mir vor, wie meine Faust das Fenster zerschmetterte, obwohl ich keine Bewegung machte und lediglich die Knöchel gegen das Glas presste. Meine Kiefermuskeln waren völlig verkrampft, mein Arm ganz steif.
    Ich musste unbedingt hier raus. Ich beschloss, joggen zu gehen.

21
    Ich rannte zur Haustür hinaus. Noch bevor ich das Grundstück verlassen hatte, stieß ich mit Nicki zusammen.
    Sie war mit wehendem Haar den Pfad zu unserem Haus entlanggerast. Wir prallten beide zurück.
    »Kent hat gesagt, dass er dir … bestimmte Dinge erzählt hat«, stieß sie keuchend hervor.
    »So ist es.«
    Sie beugte sich nach vorn und stützte die Hände auf die Schenkel. »Ich muss mit dir reden.«
    »Worüber?«
    Immer noch nach Atem ringend, verdrehte sie die Augen. »Das weißt du ganz genau.«
    »Ich weiß gar nichts. Klär mich auf.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Oder soll ich mich an ein Medium wenden, damit es deine Gedanken liest?«
    »Hör auf.« Sie holte tief Luft. »Darf ich reinkommen?«
    Nach kurzem Zögern machte ich kehrt, öffnete die Tür und ließ sie eintreten.
    Sie sank auf die Couch. Ich baute mich vor dem großen Wohnzimmerfenster auf und verschränkte erneut die Arme. Mein Herz hämmerte wie wild.
    »Was hat Kent dir erzählt?«, fragte sie.
    »Wieso? Willst du was klarstellen?«
    Seufzend beugte sie sich vor und zupfte an den Haarsträhnen herum, die ihr in die Stirn hingen. »Ich möchte nur wissen, wie viel ich erklären muss.«
    »Wie wär’s denn mit allem?«
    Sie schloss die Augen. »Wahrscheinlich hältst du mich für eine große Lügnerin. Aber ich wollte dich nicht anlügen.«
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte ich. »Was wolltest du dann?«
    »Weiß ich nicht. Ich … ich wollte dir die Dinge nur so erzählen, wie sie hätten passieren sollen .«
    »Und was zum Teufel soll das heißen?«
    »Ich meine, ich weiß, was wirklich passiert ist, aber das kommt mir irgendwie falsch vor.« Sie machte die Augen wieder auf. »Warum hat er zum Beispiel keinen Abschiedsbrief geschrieben, der was aussagte?«
    »Ach ja, der Abschiedsbrief«, erwiderte ich. Als sie ihn erwähnte, spürte ich innerlich wieder einen Stich. »Von dem du behauptet hast, es gebe ihn überhaupt nicht.«
    »In Ordnung, es gab

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