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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Sicherheitsdienst richtete sich offenkundig gegen andere. Wer die sein mochten und weswegen man sie verdächtigte, darüber machte er sich im Augenblick wenig Gedanken.
    Von dem Telephongespräch, das Chelmesford mit der Sicherheitsabteilung führte, hatte er immerhin noch einiges aufgeschnappt und kam sich als Mitwisser der Sorgen und Geheimnisse des Präsidenten einigermaßen wichtig vor. In dieser gehobenen Stimmung ließ er die Vorsicht außer acht, die ihm sonst eigen war, und gab dem Drange nach, über die Dinge, die er gehört hatte, mit einem andern zu sprechen. Tom White, der ihm als erster über den Weg lief, schien ihm ein geeignetes Objekt dafür zu sein.
    „Tolle Neuigkeiten, Mr. White, die ich eben von Chel- mesford erfuhr”, sagte er herablassend.
    Die muß ich auch hören, dachte White. „Oh, Sie waren beim Präsidenten, Mr. Wilkin”, sagte er laut, „darf man etwas von dem erfahren, was er Ihnen mitgeteilt hat?”
    „Ich will es Ihnen im Vertrauen sagen, White, weil wir alte Bekannte sind; aber Ihr Wort darauf, daß Sie zu niemand darüber sprechen.”
    Tom White beeilte sich, Wilkin seiner unbedingten Verschwiegenheit zu versichern.
    „Denken Sie sich nur, White”, kam der Assistent danach mit seiner großen Neuigkeit heraus, „Direktor Clayton ist heute nacht entführt worden. Ein Kraftwagen der Dupont Company soll dabei im Spiel gewesen sein.”
    Das war ungefähr alles, was Wilkin noch gehört hatte, bevor er auf einen Wink Chelmesfords das Zimmer verlassen hatte. Aber White bestürmte ihn derartig mit weiteren Fragen, daß Wilkin aus eigenem noch etwas dazuerfinden mußte, und als der andere immer weiter fragte und bohrte, kam er schließlich auch noch mit der Sache heraus, um derentwillen er ursprünglich zu Chelmesford gegangen war. Er erzählte White von der nächtlichen Durchsuchung der Abteilung durch den Sicherheitsdienst.
    Da wurde nun die Neugierde Whites womöglich noch größer als vorher; er ruhte nicht, bevor er Wilkin restlos ausgequetscht hatte. Als er sich endlich unter einem Vorwand empfahl, wußte Tom White jedes Wort, das zwischen Chelmesford und Wilkin gewechselt worden war, und das war genug, um ihn sehr nachdenklich zu stimmen.
    Kaum war er in seinem eigenen Zimmer, als er die Bilanz der Unterredung zog. Man hatte die Einzelteile der Geheimanlage im Kleiderschrank Wilkins gefunden. Gut! Das war so beabsichtigt. Man hatte Wilkins Zimmer nach den Anschlußstellen durchsucht und nichts gefunden... White schlug sich vor die Stirn. Hier hatte er einen Fehler begangen. Es wäre Zeit und Gelegenheit genug gewesen, dort auch noch ein paar Anschlußstellen vorzutäuschen. Nun ließ sich nichts mehr daran andern. Der Sicherheitsdienst hatte danach die andern Räume untersucht. Zweifellos war er auch in seinem, Whites, Zimmer gewesen...
    Als Tom White mit seinen Überlegungen soweit gekommen war, sprang er auf, lief zur Wand und warf sich dort zu Boden, wo sich der Anschluß seiner Anlage befunden hatte. Ein Blick überzeugte ihn, daß sich hier fremde Hände betätigt hatten. Die Anschlußstellen, von ihm sorgfältig vertuscht, waren zum Teil wieder blankgekratzt.
    Als er sich wieder erhob, war sein Gesicht um eine Spur blasser als sonst. Er ging zu seinem Schreibtisch zurück, nahm einen Briefumschlag, versah ihn mit einer Adresse und klebte eine größere Anzahl von Marken darauf. „Durch Eilboten zu bestellen!” schrieb er noch mit Rotstift auf das Kuvert, dann verließ er, ohne Hut und Mantel mitzunehmen, das Zimmer und ging über den Werkhof auf das Portal zu; den Brief trug er offen in der linken Hand.
    Wenn er mich durchläßt, ist's gut; sonst — er ließ die Muskeln seines rechten Armes im Rockärmel spielen und überzeugte sich durch einen schnellen Blick, daß der Hof menschenleer war — sonst muß ich ihn niederschlagen.
    „Hallo, Mr. White, wohin wollen Sie?” rief der Pförtner ihm zu, als er durch das Tor schritt.
    „Zum Postkasten, Sir. Expreßbrief. Höchste Zeit”, sagte Tom White, sein Kuvert schwenkend. Dann war er draußen. Mit Gewalt zwang er sich, langsam zu gehen, obwohl er am liebsten davongestürmt wäre. Erst hinter der nächsten Ecke beschleunigte er seine Schritte.
    *
    Phil Wilkin hatte sich das Protokollbuch Meltons vorgenommen und war damit beschäftigt, die letzten Versuchsreihen des Professors statistisch auszuwerten, als an die Tür geklopft wurde. Er rief „Herein!”, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, und schaute erst auf, als er

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