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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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kommt nur eine Kalorie. Sie sehen, die Sache ist nicht der Rede wert.”
    „Ich weiß doch nicht, Doktor...” Clayton blickte nachdenklich nach unten. In Riesenschwaden stieg es da hoch und immer höher. Vielleicht noch tausend, vielleicht nur noch fünfhundert Meter mochten die strudelnden Dampfwölken jetzt unter dem Flugzeug sein und drängten noch immer weiter nach oben.
    „Kein Grund zur Aufregung, Mr. Clayton”, beruhigte ihn der Doktor. „Über eine Quadratmeile hin, vielleicht auch über zwei und drei mag der See jetzt in vollem Kochen sein. Aber was will das gegen die fünfhundert Quadratmeilen bedeuten, die er groß ist? Ein heißer Punkt auf einer weiten kalten Fläche, nichts weiter.”
    Noch während der Doktor sprach, erreichten die Dampfmassen das Flugzeug und hüllten es ein. Dicker, undurchdringlicher Nebel raubte jegliche Sicht. Nur noch ein Blindflug nach Kompaß und Höhenmesser war möglich.
    „Kurs Südost!” rief Dr. Wandel Schillinger zu und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken.
    „Es hat wirklich nichts auf sich”, sprach er zu Clayton weiter, während das Flugzeug in der neuen Richtung durch eine Atmosphäre dahintrieb, die eher Watte oder Mehlsuppe als Luft zu sein schien. „Morgen wird davon nichts mehr zu merken sein.”
    „Doch, Doktor!” widersprach Clayton. Seitdem der verderbenbringende Stoff nicht mehr an Bord war, fühlte er sich von dem schweren Druck befreit, der ihn vorher körperlich und geistig gelähmt hatte. „Doch, Doktor Wandel, der ganze Eriesee wird morgen früh um ein sechstel Grad wärmer sein.”
    Es klang wie ein Scherz, und es war auch ein Scherz, durch den er Entspannung suchte. Der Doktor ging darauf ein.
    „Richtig gerechnet, mein lieber Clayton, aber das Ergebnis stimmt trotzdem nicht.”
    „Wieso?” wollte der andere wissen.
    „Sie haben den Niagarafall vergessen, mein Lieber”, lachte der Doktor, „durch den allerhand Wasser aus dem Eriesee hinausfließt. Schätzungsweise eine halbe Milliarde Liter in der Minute. Die Leute am Ontariosee bekommen auch etwas von den Kalorien ab. Das hätten Sie mit in Ihre Rechnung setzen müssen.”
    „Sie sind und bleiben unverbesserlich, Doktor Wandel”, sagte Clayton kopfschüttelnd. „Nur Ihre Berechnungen”, er stieß einen leichten Seufzer aus, „die stimmen immer genau. Wir haben es leider erfahren müssen.”
    Es wurde wieder lichter um das Flugzeug. Schon schimmerte es hin und wieder bläulich hindurch. Jetzt nur noch einzelne ziehende Wolken, die die Maschine durchschnitt, und dann lag die Nebelbank hinter ihnen. Klar fielen die Strahlen der Morgensonne in den Raum.
    „Streiten wir uns nicht länger um Berechnungen, Mr. Clayton”, sagte der Doktor, „hier war es nur wichtig, daß kein Schiff in Sicht war, als wir den Stoff abwarfen. Auch dem größten Seedampfer wäre es übel bekommen.”
    „Mir war es noch wichtiger, daß der Stoff nicht losging, solange wir ihn an Bord hatten”, meinte Clayton.
    Nach der Spannung der vorhergehenden Stunden setzte der unvermeidliche Rückschlag ein. Eine Müdigkeit überkam ihn, deren er nicht Herr zu werden vermochte. Sein Kopf sank gegen die gepolsterte Lehne des Sessels, die Augen fielen ihm zu, er schlief ein.
    „Weiter Südostkurs!” rief Dr. Wandel Schillinger zu und machte es sich ebenfalls auf seinem Platz bequem.
    Präsident Chelmesford war nicht gerade rosiger Laune, als er am Morgen ins Werk kam. Die Ereignisse des gestrigen Tages beschäftigten ihn noch zu stark. Er hatte einen Blick auf die Post geworfen, als Stackpool gemeldst wurde.
    „Soll 'reinkommen und berichten!” befahl er kurz.
    Mr. Stackpool erschien und trug vor, was er gestern in den Stunden nach Werkschluß entdeckt hatte. In dem Zimmer von Wilkin hatte sich trotz sorgfältigster Untersuchung nichts gefunden, in dem Raum von Tom White aber war er auf zwei verdächtige Stellen an dem Mantel des Lichtkabels und einem Wasserleitungsrohr gestoßen. Zweifellos war da früher einmal etwas angelötet. Es war entfernt worden, und der, der es entfernte, hatte sich die Mühe gemacht, die Stellen mit Zigarrenasche, Tinte und ähnlichem mehr so zu vertuschen, daß ihre Entdeckung nicht leicht war.
    „Hm”, sagte Chelmesford, als Stackpool mit seinem Bericht zu Ende war, „das ist in der Tat verdächtig. Trotzdem — es genügt nicht, Mr. Stackpool, um sofort scharf gegen White vorzugehen. Verhaften lassen kann ich ihn daraufhin nicht, aber scharf im Auge behalten wollen wir den

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