Atomvulkan Golkonda
wir uns bekannt. Nennen Sie mich Nikolai Sacharowitsch. Arbeiten müssen werden Sie unter meiner Leitung. Natürlich, wenn ...«
Das durchdringende Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Er griff nach dem Hörer. »Einen Augenblick, Genosse Bykow ... Ja ... Ich höre.«
Er sagte kein Wort mehr, doch bei dem bläulichen Schein des Videophonschirms sah Bykow, wie sich sein Gesicht jäh rötete und wie an den kahlen Schläfen die Adern schwollen. Offenbar handelte es sich um unerquickliche Dinge. Taktvoll senkte Bykow den Blick und begann eingehend den neben ihm liegenden Skaphander zu betrachten. Der Kragen war offen, und er konnte das Innere des Helms sehen. Er glaubte durch das Material das grobe Teppichmuster unterscheiden zu können, obgleich die silbrige Kugel von außen vollkommen undurchsichtig war. Bykow bückte sich, um den Helm besser in Augenschein zu nehmen, doch im selben Moment legte Krajuchin den Hörer auf und drückte auf den Umschalter.
»Pokatilow soll kommen«, befahl er in heiserem Flüsterton.
»Jawohl!«, antwortete eine Stimme.
»In einer Stunde!«
»Jawohl, in einer Stunde ...«
Wieder knackte der Umschalter, und es wurde still. Bykow hob den Blick und sah, wie sich Krajuchin das Gesicht kräftig mit den Händen massierte.
»So«, sagte dieser ruhig, als er Bykows Blick bemerkte. »Verdammte Sturheit! Ein hoffnungsloser Fall ... Bitte um Entschuldigung, Genosse Bykow. Wo waren wir gerade ... Ach ja ... Also, wir müssen uns sehr ernsthaft miteinander unterhalten, doch leider habe ich nur wenig Zeit. Überhaupt keine Zeit. Kommen wir gleich zur Sache ... Zunächst hätte ich Sie gern näher kennengelernt. Erzählen Sie etwas über sich.«
»Was möchten Sie hören?«
»In erster Linie Ihren Lebenslauf.«
»Lebenslauf?« Der Ingenieur überlegte. »Mein Lebenslauf ist sehr einfach. Ich bin im Jahre 19.. bei Gorki geboren. Mein Vater war Bordmechaniker auf Wolgaschiffen und starb früh, ich war noch nicht drei Jahre alt. Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr wurde ich in einer Internatsschule erzogen. Danach arbeitete ich vier Jahre als Mechanikergehilfe und dann als Mechaniker auf Amphibiengleitschiffen mit Düsenantrieb. Bin Hockeyspieler, nahm in der Auswahl ›Wolga‹ an zwei Olympiaden teil. Besuchte die Ingenieurschule für erdgebundenen Transport. Es ist die ehemalige Panzerschule der Armee.« Warum rede ich nur so viel?, regte sich in ihm der unangenehme Gedanke. »Mein Fachgebiet sind atombetriebene Expeditionsfahrzeuge. Tja ... Nach dem Studium wurde ich in die Berge geschickt, in das Gebiet des Tienschan. Später in die Wüste Gobi. Dort arbeitete ich bis jetzt. Dort trat ich auch der Partei bei. Was noch? Das ist alles.«
»Ja, in der Tat, der Lebenslauf ist einfach«, pflichtete Krajuchin bei. »Sie sind also jetzt dreiunddreißig?«
»In einem Monat vierunddreißig.«
»Und natürlich noch ledig?«
Eine solche Frage vonseiten eines Vorgesetzten fand Bykow taktlos. Er liebte keine Anspielungen auf sein Äußeres, und dieses »natürlich« kränkte ihn. Außerdem schien ihm auch Krajuchins Gesicht keineswegs dem Ideal männlicher Schönheit zu entsprechen. Er wollte das sogar sagen, verkniff es sich aber. Jedenfalls konnte das Äußere für Krajuchin kaum von entscheidender Bedeutung sein, und Bykow kannte mindestens eine Frau, für die sein sonnengerötetes Gesicht, die entenschnabelförmige Nase und das rotblonde Haar zumindest keine entscheidende Rolle spielten.
»Ich will damit sagen«, fuhr Krajuchin fort, »dass Sie meines Wissens noch vor einem halben Jahr ledig waren.«
»Ja«, erwiderte Bykow trocken. »Ich bin es auch jetzt noch. Vorläufig.«
Er begriff plötzlich, dass Krajuchin bereits vieles über ihn wusste und seine Fragen nicht deshalb stellte, weil er sich für die Antworten interessierte, sondern um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen oder aber aus irgendeinem anderen Grunde, den er, Bykow, nicht kannte. Das behagte ihm nicht.
»Vorläufig bin ich noch ledig«, wiederholte er.
»Und haben folglich keine näheren Angehörigen?«
»Folglich nein.«
»Sie sind, sozusagen, vollkommen alleinstehend und unabhängig?«
»Jawohl. Vorläufig ...«
»Wo, sagten Sie, haben Sie zuletzt gearbeitet?«
»In der Gobi ...«
»Lange?«
»Drei Jahre ...«
»Drei Jahre! Und die ganze Zeit in der Wüste?«
»Ja. Gewiss, es gab kurze Unterbrechungen. Dienstreisen, Lehrgänge ... Aber im Wesentlichen in der Wüste ...«
»Ist es Ihnen nicht über
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