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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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jeden Fall unbemerkt verlassen. Denken Sie daran, vorläufig befinden Sie sich immer noch in ernster Gefahr.«
    Trotz meiner Verblüffung versicherte ich Holmes, dass ich sein Mann sei.
    »Sie begeben sich verstohlen in die Nähe der Bodenerhebung, auf der wir Constable Frazier gefunden haben. Suchen Sie sich ein angemessenes Versteck, in dem Sie weder vom Moor noch vom Wald oder von der Straße aus zu sehen sind. Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht später als zehn Uhr auf dem Posten sind. Und dort warten Sie, bis ich vorbeikomme.«
    Ich bedeutete mit einem Nicken, dass ich verstanden hatte.
    »Wenn ich in Sicht komme, dürfen Sie unter keinen Umständen rufen, aufstehen oder auf irgendeine andere Art Ihre Anwesenheit verraten.«
    »Was soll ich denn dann tun, Holmes?«
    »Verlassen Sie sich darauf – wenn es Zeit zum Handeln ist, werden Sie es wissen. Also, haben Sie immer noch Ihren Revolver dabei?«
    Ich tätschelte meine Westentasche, in der sich mein Webley befand, seit wir am gestrigen Tag im Herrenhaus eingetroffen waren.
    Mein Freund zeigte mit einem Nicken seine Zufriedenheit. »Ausgezeichnet. Halten Sie die Waffe stets griffbereit.«
    »Und Sie, Holmes?«
    »Ich selbst werde einige Zeit hier verbringen, bevor ich mich verabschiede – ich verwickle den jungen Aspern in ein Gespräch oder spiele eine Partie Billard mit ihm, was immer notwendig ist, um ihn abzulenken. Es ist von größter Wichtigkeit, dass er seiner Neigung zur Wolfsjagd nicht ausgerechnet heute Abend frönt.«
    Dementsprechend wartete ich den rechten Augenblick ab, den ich gekommen sah, als die Herren in eine Partie Whist vertieft waren. Dann zog ich mich auf mein Zimmer zurück, griff nach Hut und Reisemantel und verließ das Haus durch die Terrassentür im Tageswohnzimmer – wobei ich darauf achtete, dass weder jemand von der Familie noch von der Dienerschaft mich bemerkte –, huschte über den Rasen und hinaus auf die Straße nach Hexham. Der Regen hatte aufgehört, aber der Mond war weiterhin teilweise hinter Wolken verborgen. Schwere Nebelschleier hingen über der trostlosen Landschaft.
    Ich folgte der matschigen Straße, die sich gemächlich nach Nordosten schlängelte, zur Umgehung der weiten Moorfläche, die voraus lag. Es war eine feuchtkalte Nacht, hier und da war zwischen den wilden Brombeeren und dem Riedgras noch Schnee zu sehen. Nach mehreren Meilen, in der Kurve, an der die Straße ihren nordöstlichsten Punkt erreichte und sich nach Osten Richtung Hexham schlängelte, verließ ich die Straße und schlug mich durch das niedrige Unterholz zum Hochmoor durch, das südlich davon lag. Der Mond war mittlerweile hinter den Wolken hervorgetreten, so dass ich vor mir das Moor erkennen konnte, das in einer Art geisterhaftem Glanz schimmerte. Dahinter, in der Dunkelheit kaum erkennbar, lag der düstere Waldrand.
    Als ich endlich die Bodenerhebung erreichte, schaute ich mich um und machte mich daran, Holmes’ Anweisungen zu folgen: Ich suchte eine Deckung, in der ich von keiner Richtung aus sichtbar war. Es dauerte eine Weile, aber schließlich stieß ich auf eine Bodensenke auf der östlichen Seite des kleinen Hügels; sie war teilweise umgeben von Stechginster, der ein ausgezeichnetes Versteck darstellte, zugleich aber einen guten Blick in alle Richtungen bot, aus denen jemand kommen konnte. Dort ließ ich mich nieder und wartete.
    In der darauffolgenden Stunde hielt ich eine höchst trostlose Wache. Meine Glieder wurden steif aus Mangel an Bewegung, mein Reisemantel hielt die feuchte Kälte nur unzulänglich ab. In Abständen sah ich nach, ob sich auf den verschiedenen Zugangswegen etwas rührte, dazwischen überprüfte ich aus reiner Macht ängstlicher Gewohnheit meine Waffe.
    Es war nach elf Uhr, als ich endlich Schritte hörte; sie kamen durch das Marschgras aus Richtung Aspern Hall. Vorsichtig spähte ich aus meinem Versteck hervor. Es war Holmes, unverkennbar mit seiner Tuchkappe und seinem langen Mantel. Mit dem charakteristischen federnden Gang tauchte der hagere Mann aus dem Nebel auf. Er hielt sich direkt am Rand des Hochmoors und ging in meine Richtung. Ich ließ den Webley-Revolver aus der Westentasche gleiten und wappnete mich gegen alles, was nun geschehen mochte.
    Ich wartete reglos. Gleichzeitig setzte Holmes seinen Weg nach Hexham fort, die Hände in den Taschen und mit vollkommenem Gleichmut, so als unternehme er nur einen kleinen Abendspaziergang. Plötzlich sah ich aus dem Wald eine andere Gestalt auftauchen.

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