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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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speziellen Verbrechen.«
    »Ja, aber das erste Opfer war doch nur ein schwachsinniger Vagabund.«
    »Das mag er in den letzten Jahren gewesen sein, aber so war er nicht immer. Sie werden sich erinnern, Watson, dass in seinen wirren Reden ein Wort immer wieder auftauchte: Karotten.«
    Ich entsann mich dessen nur zu gut und auch daran, wie fasziniert Holmes davon gewesen war. Weshalb das auf irgendeine Weise von Bedeutung sein sollte, ging über meinen Verstand. »Fahren Sie fort«, sagte ich.
    »Das Karottieren, müssen Sie wissen, war ein Verfahren, bei dem Tierfelle mit Quecksilbersalzen behandelt wurden, um die Haare geschmeidiger zu machen und einen hochwertigeren Filz zu erhalten.« Bei dem Wort »Filz« warf er einen bedeutungsvollen Blick in meine Richtung.
    »Filz«, wiederholte ich. »Sie meinen, für die Herstellung von Filzhüten?«
    »Genau. Die Lösung ist orangefarben, daher der Begriff ›Karottieren‹. Das Verfahren hatte allerdings recht schwere Nebenwirkungen für alle, die mit ihm arbeiteten, weshalb es heutzutage auch nur noch selten eingesetzt wird. Wenn Quecksilberdämpfe über einen hinreichend langen Zeitraum hinweg eingeatmet werden – insbesondere, wie in unserem Fall, in der räumlichen Enge eines Hutmacher-Betriebs –, ist eine toxische Wirkung fast unvermeidlich, und es treten unumkehrbare Schäden auf: Händezittern, geschwärzte Zähne, verwaschenes Sprechen. In schweren Fällen kann es zu Demenz oder regelrechtem Wahnsinn kommen. Daher auch die Redewendung ›So verrückt wie ein Hutmacher‹.« Holmes machte eine Handbewegung. »Natürlich ist mir all das aufgrund meines langjährigen Interesses an Chemie bekannt.«
    »Aber was hat das alles mit Sir Percival zu tun?«, fragte ich.
    »Lassen Sie uns chronologisch vorgehen, wenn’s Ihnen recht ist. Sie werden sich erinnern, dass Constable Frazier unseren Vagabunden für trunksüchtig hielt und als Beweis dafür seine undeutliche Sprechweise und die Beeinträchtigung der Bewegungen anführte. Dennoch konnte er keinen Alkoholgeruch im Atem des Mannes feststellen. Ich nahm sofort an, dass die wahre Ursache der Gebrechen des Mannes nicht Trunkenheit war, sondern dass es sich um die Auswirkungen einer Quecksilbervergiftung handelte. Seine Erwähnung von ›Karotten‹ erklärte, wie es zu der Vergiftung gekommen war: bei der Filzherstellung, durch die Tätigkeit als Hutmacher – ein Berufsrisiko. Natürlich erkannte ich, dass die Verbindung zwischen Sir Percivals früherem Beruf und dem plötzlichen Auftauchen dieses sonderbaren Individuums hier in Hexham nicht zufällig sein konnte. Nein, dieser Mann hatte offenkundig früher einmal in Geschäftsverbindung mit Sir Percival gestanden. Erinnern Sie sich, wenn Sie mögen, an zwei Dinge. Erstens, der Mann schwafelte in seinen irren Reden von Verrat, von seinem Entschluss, vor Gericht zu gehen. Zweitens, Sir Percival hat sein Vermögen mit einem einzigartigen Filzherstellungsverfahren gemacht – ein Verfahren, über das er nicht reden wollte, als ich das Thema in Aspern Hall ansprach. Sie entsinnen sich vielleicht.«
    Der Wagen rumpelte weiter auf Hexham zu, und Holmes fuhr fort: »In Anbetracht dieser Tatsachen begann ich die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass der Mann, so traurig heruntergekommen er jetzt auch sein mochte, früher einmal Sir Percivals Geschäftspartner gewesen war – und möglicherweise der wahre Urheber dieses revolutionären Filzherstellungsverfahrens. Nun, Jahre später, war er zurückgekehrt, um die Rechnung zu begleichen, seinen früheren Geschäftspartner bloßzustellen und zu ruinieren. Mit anderen Worten: Am Anfang war die ganze Sache eine reine Geschäftsstreitigkeit, und Sir Percival löste das Problem auf traditionelle Weise – durch Mord. Es schien mir hochgradig wahrscheinlich, dass Sir Percival diesem Burschen, als er in Hexham auftauchte, Wiedergutmachung versprach und sich an einer einsamen Stelle am Rande des Moors mit ihm verabredete. Dort ermordete Sir Percival seinen früheren Geschäftspartner. Und um zu verhindern, dass je ein Verdacht auf ihn fiel, hat er die Leiche grausam zerrissen, ja, ist sogar so weit gegangen, ein paar halbherzige Bissspuren zu hinterlassen, um es als Werk eines großen reißenden Tiers erscheinen zu lassen, höchstwahrscheinlich eines Wolfs.«
    »Und damit scheint er ja auch absolut erfolgreich gewesen zu sein«, sagte ich. »Warum dann abermals morden?«
    »Der zweite Mensch, der zu Tode kam, Sie entsinnen

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