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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Wind kam auf, gefolgt von Regen, leicht zuerst, dann zunehmend heftiger. Es gab wenig zu tun, also brachte ich die Stunden damit zu, die
Times
von gestern zu lesen, in mein Tagebuch zu schreiben und mir die Bücher in Sir Percivals umfangreicher Bibliothek anzusehen. Bis zum Dinner bekam ich bis auf die Dienerschaft niemanden zu Gesicht. Während des Essens gab Edwin seine Absicht bekannt, noch am Abend abermals hinauszugehen, um nach dem Wolf zu suchen. Miss Selkirk, deren Sorge um ihren Verlobten verständlicherweise noch größer geworden war, protestierte heftig. Es gab eine unschöne Szene. Miss Selkirks Einwände ließen Edwin nicht ungerührt, doch er blieb bei seinem Entschluss. Sir Percival hingegen war sichtlich stolz auf den Mut des Sohnes, und als die zukünftige Schwiegertochter ihm Vorwürfe machte, verteidigte er sich mit Gerede von Familienehre und der großen Anerkennung der ganzen Nachbarschaft.
    Nachdem Edwin aufgebrochen war, nahm ich es auf mich, bei Miss Selkirk zu bleiben, und versuchte, sie ins Gespräch zu ziehen. Bei ihrem Gemütszustand war das keine leichte Angelegenheit, und ich war von Herzen froh, als ich gegen halb zwölf Edwins Schritte in der Halle hörte. Seine Jagd war wieder einmal erfolglos gewesen, aber zumindest war er heil zurückgekehrt.
    Spät am folgenden Nachmittag tauchte Sherlock Holmes wieder auf. Er hatte vorher ein Telegramm geschickt, damit Sir Percivals Brougham ihn vom Bahnhof abholte, und traf in bester Stimmung im Herrenhaus ein. Er hatte den Friedensrichter und den Arzt des Marktfleckens mitgebracht und verschwendete keine Zeit, sondern rief sofort die Familie und die Dienerschaft zusammen.
    Als alle anwesend waren, verkündete Holmes, er habe den Fall gelöst. Das führte zu nicht enden wollender Verblüffung und Nachfragen, und Edwin verlangte zu wissen, was er damit meine, er habe den Fall »gelöst«, obwohl doch alle wüssten, dass der Schuldige ein Wolf sei. Holmes weigerte sich, sich weiter ausforschen zu lassen. Trotz der späten Stunde, erklärte er, werde er in sein Zimmer im Gasthof zurückkehren, wo er gewisse entscheidende Notizen zu dem Fall aufbewahre, um seine Schlussfolgerungen zu ordnen. Er hatte die Kutschfahrt genutzt, um sich mit dem Friedensrichter und dem Doktor zu beraten, und war nur zum Herrenhaus hinausgefahren, um mich mit zurück in die Stadt zu nehmen, damit ich ihm bei den letzten Details behilflich sein konnte. Morgen, verkündete er, werde er dann seine Schlussfolgerungen öffentlich bekanntgeben.
    Gegen Ende dieser kleinen Ansprache kam ein Kutscher herein, um bekanntzugeben, die Hinterachse von Sir Percivals Wagen sei gebrochen und könne erst am Morgen repariert werden. Holmes – und auch der Friedensrichter und der Doktor – könnten keinesfalls vor dem morgigen Tag nach Hexham zurückkehren. Es half alles nichts, sie würden die Nacht in Aspern Hall verbringen müssen.
    Holmes war furchtbar verstimmt über diese Entwicklung. Während des gesamten Dinners, das dann folgte, sagte er kein Wort, schob mit gereizter Miene verdrießlich die Bissen auf seinem Teller hin und her, einen Ellenbogen auf dem Damasttischtuch, um sein schmales Kinn zu stützen. Als das Dessert serviert wurde, tat er seine Absicht kund, zu Fuß nach Hexham zurückzukehren.
    »Aber das kommt doch überhaupt nicht in Frage«, sagte Sir Percival verblüfft. »Das sind über zehn Meilen.«
    »Ich werde nicht die Straße nehmen«, erwiderte Holmes. »Die macht viel zu viele Umwege. Ich werde auf kürzestem Weg von Aspern Hall nach Hexham gehen, in der Luftlinie.«
    »Aber dann kommen Sie direkt am Hochmoor vorbei«, sagte Miss Selkirk. »Dort, wo …« Sie verstummte.
    »Dann begleite ich Sie«, meldete sich Edwin Aspern zu Wort.
    »Sie werden nichts dergleichen tun. Der letzte Angriff des Wolfs liegt kaum zwei Tage zurück, und ich bezweifle, dass er schon wieder hungrig ist. Nein, ich werde den Weg allein zurücklegen. Watson, wenn ich in Hexham ankomme, sorge ich dafür, dass der Kutschwagen Sie und die anderen morgen früh abholt.«
    Und damit war die Angelegenheit erledigt – glaubte ich jedenfalls. Kurz nachdem die Männer sich zu Brandy und Zigarren in die Bibliothek begeben hatten, nahm Holmes mich beiseite.
    »Passen Sie auf«, sagte er
sotto voce.
»Sobald Sie in der Lage sind, es erfolgreich zu bewerkstelligen, schleichen Sie sich aus dem Haus, ohne dass es jemand mitbekommt. Dieser Punkt ist entscheidend, Watson – Sie
müssen
das Haus auf

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