Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
Vermietungsstation hinzu: »Rasen Sie bloß nicht zur Hütte rauf, Kyle neigt dazu, sich ziemlich schnell aufzuregen. Nähern Sie sich ihm ganz langsam – und halten Sie die Hände so, dass er sie sehen kann, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.«
50
D ie Fahrt zu Swintons Hütte verlief ungemein unangenehm. Der Motorschlitten war ein grobschlächtiges, ohrenbetäubendes, stinkendes Gefährt, das zu Kängurustarts und jähen Bremsungen neigte und keine der kultivierten Fahreigenschaften eines leistungsstarken Motorrads besaß. Und während Pendergast es die kurvenreiche, schneebedeckte Straße hinaufsteuerte, warf es einen steten Wirbel aus Schnee auf, der an seinem teuren Mantel haften blieb und Schichten aufbaute.
Schon bald sah Pendergast aus wie ein Schneemann mit Fedora.
Er befolgte den Rat, den man ihm gegeben hatte, und drosselte das Tempo, sobald er die halb unter Schnee begrabene Hütte erblickte. Aus einem aus dem Dach ragenden Ofenrohr kräuselte sich eine dünne Rauchfahne. Und da erschien tatsächlich, als er nur noch hundert Meter entfernt war, ein Mann auf der Veranda: klein und wieselähnlich, mit einer Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen, die selbst auf diese Entfernung zu erkennen war.
Pendergast bremste den Motorschlitten, der ruckartig zum Stehen kam. Kleine Schneewehen brachen davon ab und fielen von seinem Mantel. Ungeschickt hantierte er mit dem Helm, bis es schließlich gelang, das Visier mit seinen unförmigen Handschuhen anzuheben.
»Ich grüße Sie, Kyle!«
Das wurde mit einem unüberhörbaren Durchladen der Pumpgun beantwortet. »Tragen Sie Ihr Ansinnen vor, Sir!«
»Ich bin hier, um Sie zu treffen. Ich habe schon viel über Ihren Betrieb hier oben gehört. Ich bin auch Survival-Anhänger. Ich fahre durchs Land und schau mir an, was andere Leute so machen; ich schreibe an einem Artikel für das
Survivalist Magazine.
«
»Wo haben Sie von mir gehört?«
»Es spricht sich herum. Sie wissen ja, wie das ist.«
Ein Zögern. »Sie sind also Journalist?«
»Ich bin zuallererst Survival-Anhänger, dann erst Journalist.« Ein kalter Windstoß wirbelte den Schnee um Pendergasts Füße auf. »Mr. Swinton, glauben Sie, Sie könnten mir die Höflichkeit Ihrer Gastfreundschaft erweisen, damit wir diese Unterhaltung in Ihrem Haus fortsetzen können?«
Swinton zögerte. Das Wort
Gastfreundschaft
war nicht unbemerkt geblieben. Pendergast nutzte seinen Vorteil. »Ich frage mich, ob es sehr gastfreundlich ist, eine verwandte Seele mit vorgehaltener Waffe frierend in der Kälte stehen zu lassen.«
Swinton sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Wenigstens sind Sie ein Weißer«, sagte er und legte die Waffe beiseite. »Na gut, kommen Sie rein. Aber passen Sie auf, dass Sie sich vor der Tür abbürsten. Ich will keine Schneespuren bei mir im Haus.« Er wartete, während Pendergast sich durch den tiefen Schnee zur Veranda kämpfte. Neben der Tür stand ein abgebrochener Besen, und Pendergast fegte sich so sauber, wie er konnte. Dabei beobachtete Swinton ihn mit gerunzelter Stirn.
Er folgte Swinton in die Hütte. Sie war überraschend groß und erstreckte sich im rückwärtigen Teil in ein Gewirr von Räumen. Überall war das Funkeln von Waffenmetall zu sehen: Gestelle mit Sturmgewehren, AK - 47 s und M 16 s, auf illegale Weise abgewandelt, damit sie vollautomatisch feuerten; eine Reihe Uzi-Maschinenpistolen und TAR - 21 -Kurzgewehre; eine zweite Reihe chinesischer Norinco- QBZ - 97 -Gewehre und -Karabiner, auch sie so umgebaut, dass sie automatisch feuern konnten. Eine Kiste in der Nähe enthielt eine riesige Sammlung von Revolvern und Pistolen, genauso wie der Mann in Leadville gesagt hatte. Dahinter, in einem der Räume, sah Pendergast kurz eine Sammlung von Panzerfäusten, darunter zwei russische RPG - 29 – alles absolut illegal.
Bis auf die Wände, die vollständig von Waffen bedeckt waren, war die Hütte überraschend behaglich. In einem Holzofen mit offener Tür brannte ein Feuer. Alle Möbel waren selbst hergestellt, aus geschälten Holzstämmen und Ästen, die mit Kuhhäuten drapiert waren. Und alles war makellos sauber.
»Legen Sie den Mantel ab, und setzen Sie sich, ich hol den Kaffee.«
Pendergast zog den Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl, strich den Anzug glatt und setzte sich. Swinton nahm zwei Becher und eine Kaffeekanne vom Holzofen und schenkte ein. Ohne zu fragen, fügte er einen Teelöffel Kaffeeweißer und zwei Stücke Zucker hinzu, bevor er
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