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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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die Hand ins Licht und staunte über das, was sie da sah: Der kleine Finger hing baumelnd herab, er wurde nur noch von einem Hautfetzen gehalten, Blut quoll daraus hervor.
    »Scheiße!«
    Sie schüttelte den nutzlosen Finger ab – und wurde aufgrund der Verbindung von Ekel- und Schwindelgefühlen fast ohnmächtig. Sie wickelte den Schal ab, schnitt mit einem Messer ein Stück davon ab und schlang es um Hand und Fingerstumpf und band diesen ab, um das Blut zu stillen.
    Mein Finger. Jesus Christus.
Wie im Traum und fast in Schock vor Unglauben zog sie den Handschuh, so gut sie konnte, wieder über das Stück Schal, damit es hielt. Dabei hörte sie von hinten einen Ruf, dann einen Schrei und das wüste Geballer einer Waffe. Doch diesmal waren die Schüsse nicht auf sie gerichtet. Ein rasselnder Laut und fauchende Reptilienwut erfüllten den Stollen. Wieder Schüsse und Schreie.
    Sie musste weiter – irgendwann hätte er die Schlangenbrut hinter sich gelassen, es sei denn, sie hatte Glück und er wurde gebissen. Im Aufrappeln kämpfte sie gegen ihren Schwindel und jetzt auch noch gegen eine aufsteigende Übelkeit. Verflucht, sie benötigte eine Krücke, aber es war nichts Brauchbares in der Nähe. Stark humpelnd ging sie weiter den Stollen entlang, der eine gewisse Strecke stetig nach unten verlief und an mehreren Querstollen vorbeiführte. Nach einiger Zeit kam sie an eine kleine Nische in der Seitenwand, blockiert von Felssteinen, die eine provisorische Mauer bildeten, die jetzt halb eingestürzt war. Ein Ort zum Verstecken? Sie schleppte sich weiter, zog ein paar weitere Steine heraus und warf einen Blick hinein.
    Der Lichtschein der Stirnlampe fiel auf eine Horde Ratten, die vor Aufregung aufsprangen und unter lautem Gequieke in alle Richtungen davonhuschten – wodurch die Überreste mehrerer Leichen zum Vorschein kamen.
    Wie benommen starrte sie darauf. Insgesamt waren es vier, ausgelegt zu einer Reihe von Skeletten – oder besser: von teilweisen Mumien, denn sie hatten noch immer getrocknetes Fleisch auf den Knochen, verrottete Kleidung, alte Stiefel und Haare. Die vertrockneten Köpfe waren nach hinten gekippt, die Kiefer standen weit offen, als würden sie schreien, und entblößten mumifizierte Münder voll schwarzer, verrotteter Zähne.
    Als sie in die Nische kroch, um sich das Ganze genauer anzusehen, erkannte sie all die Anzeichen. Die Männer waren erschossen worden. Sie konnte die zahlreichen Löcher in den Schädeln ausmachen, viele andere Knochen waren gebrochen, Ursache waren offenbar Schussverletzungen. Ein Füsilier-Angriff, der weit über das hinausging, was notwendig gewesen wäre, um die Männer zu töten – eine Zurschaustellung gewalttätiger Mordlust.
    Die vier vom Quecksilber um den Verstand gebrachten Bergarbeiter. Irgendwo in diesem Stollensystem waren sie umgebracht worden, vermutlich in der Weihnachtsmine, anschließend wurden ihre Leichen hier heruntergeschleppt und versteckt.
    In der Nähe der Leichen lag ein langer, schwerer Stock – eigentlich ein Knüppel, vielleicht hatte einer der Mörder ihn dabeigehabt. Er würde als improvisierte Krücke genügen.
    So schnell sie konnte und ohne das Beweismaterial zu gefährden, nahm Corrie den Rucksack ab, holte die Beweismittelbeutel heraus und legte sie aus. Sie zog den Handschuh von ihrer unverletzten Hand und sank auf die Knie, kroch von Leiche zu Leiche und entnahm von jeder eine Haarprobe, ein Fragment pergamentartigen getrockneten Fleischs und einen kleinen Knochen. Sie versiegelte alles in den Beuteln und legte diese in den Rucksack zurück. Sie fotografierte die Leichname mit dem Handy und legte sich dann den Rucksack wieder an.
    Vor Schmerz seufzend, gelang es ihr, sich aufzurappeln, wobei sie sich auf den Knüppel stützte. Jetzt musste sie dahinterkommen, wo sie sich befand, und den Weg nach draußen finden – ohne dabei erschossen zu werden.
    Wie aufs Stichwort hörte sie weit hinten in der Nähe des Einsturzes weitere Schüsse. Fast glaubte sie das Fauchen von Klapperschlangen zu hören, ein leises Rauschen in der Ferne, angenehm wie das Meer.
    Vor Schmerzen nach Luft schnappend, begab sie sich weiter den Stollen hinunter und versuchte, irgendeine markante Landmarke auszumachen, die sie wiederum auf der Karte finden konnte, um sich in Richtung eines Ausgangs zu orientieren. Und zu ihrer großen Erleichterung gelangte sie, nachdem sie zehn Minuten gegangen war, an eine Kreuzung von Stollen – drei waagerechte und ein

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