Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)
senkrechter Schacht verbanden sich. Sie brach zusammen, holte die Karte hervor und studierte sie.
Und da war’s.
Gott sei Dank. Ein Hoffnungsstrahl, endlich.
Der Karte zufolge befand sie sich jetzt in der Sally-Goodin-Mine, nicht weit entfernt von einem tiefer gelegenen Ausgang. Ein paar hundert Meter von der Stelle entfernt, wo sie sich jetzt befand, lag ein Entwässerungstunnel mit einer großen Röhre darin, und dieser führte auf direktem Weg zur Irland-Pumpe im Kar unterhalb der Weihnachtsmine. Corrie faltete die Karte zusammen, steckte sie ein und betrat den angezeigten Tunnel.
Und tatsächlich: Nachdem sie unter großen Schmerzen ein paar Minuten weitergegangen war, kam sie zu einem flachen Wassergerinne, das den Felsboden bedeckte, und danach zur Öffnung einer uralten Röhre, fast einen Meter im Durchmesser, die an einer Seite des Tunnels verlief. Sie bückte sich und kroch in die Öffnung, dankbar, nicht mehr auf den Beinen zu sein, und begann, dort hindurchzukriechen.
In der Röhre war es dunkel und eng, immer wieder verfing sich die dicke Winterkleidung an rostigen Stellen. Aber sie kam vergleichsweise gut voran, es gab weder Einstürze noch Schmalstellen. Binnen zehn Minuten konnte sie einen Luftzug spüren, der kälter und frischer wurde, und meinte, Schnee riechen zu können. Nach einigen weiteren Minuten erkannte sie geradeaus einen ganz kleinen Lichtschein. Bald darauf verließ sie die Röhre und gelangte erst durch einen Vorraum und dann eine teilweise offene Holztür in einen dunklen, schäbigen und schmuddeligen Raum mit rostigen Röhren und gigantischen Armaturen. Es war hier sehr kalt, matte graue Lichtstrahlen fielen durch die Lücken und Spalten in der Holzdecke. Corrie hatte das Gefühl, sich irgendwo in den Tiefen des alten Gebäudes mit der Irland-Pumpmaschine zu befinden.
Sie stieß einen Stoßseufzer aus, schaute sich um und erblickte eine alte Treppe, die nach oben führte. Als sie darauf zuhumpelte, sah sie aus dem Augenwinkel eine dunkle, sich bewegende Gestalt. Eine menschliche Gestalt – die schnell auf sie zulief.
Er ist heil durch die Schlangenbrut gekommen. Irgendwie ist er heil durch die Schlangenbrut gekommen und greift mich jetzt von der Flanke her an …
Ein Arm schlang sich um ihre Taille, ein anderer um ihren Hals, er bedeckte ihren Mund, erstickte ihren Schrei und zog ihren Kopf zurück. Dann erschien ein Gesicht in dem schummrigen Licht – ein Gesicht, das so gerade auszumachen war.
… Ted.
»Du!«, rief Ted, lockerte plötzlich seinen Griff und nahm die Hand von ihrem Mund. »
Du
bist das! Was machst du denn hier –?«
»O mein Gott«, keuchte sie. »Ted! Da ist ein Mann. Da hinten … er hat versucht, mich umzubringen …« Sie rang nach Luft, unfähig weiterzusprechen, während er sie im Arm hielt.
»Du blutest ja!«, rief er.
Sie begann zu schluchzen. »Gott sei Dank, Ted, Gott sei Dank, dass du hier bist. Er hat eine Waffe …«
Teds Griff wurde wieder fester, während er sie im Arm hielt. »Der ist im Arsch, wenn er herkommt«, sagte er leise und in finsterem Tonfall.
Sie schluchzte, rang nach Luft. »Ich bin ja so froh, dich zu sehen … Er hat mir den Finger abgeschossen … Ich muss ins Krankenhaus …«
Er hielt sie noch immer im Arm. »Ich kümmere mich um dich.«
58
U m halb zwei Uhr nachmittags klingelte ein Mann, bekleidet mit einem riesigen Paletot, dicken Handschuhen, Seidenschal und Fedora, in der Hand eine Flasche Champagner, an der Tür einer großen, italienisch anmutenden Villa an der Mountain Trail Road 16 . Eine Hausangestellte in gestärkter schwarzer Dienstmädchenuniform mit weißer Schürze und Haube öffnete ihm.
»Kann ich Ihnen helfen –«, begann sie, aber der Mann betrat forschen Schritts das Haus und entbot ihr einen fröhlichen Weihnachtsgruß. Als er ihr seinen Hut, den Schal und den Mantel reichte, sah sie, dass er darunter einen strengen schwarzen Anzug trug.
»Der Schneesturm scheint nachzulassen«, sagte er zu niemand im Besonderen. Seine Stimme klang laut in der hallenden marmornen Eingangshalle. »Meine Güte, ist das kalt draußen!«
»Die Familie ist beim Essen, das Heilig-Abend-Dinner –«, begann die Hausangestellte, aber der Mann in Schwarz schien sie nicht gehört zu haben, denn er schritt durch die Eingangshalle und an der großen geschwungenen Treppe vorbei in den langen Flur, der zum Esszimmer führte. Die Hausangestellte eilte ihm nach, schwer beladen mit seinem Mantel. »Ihr Name
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