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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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in nächster Zeit hier vorbeikommen würden.
    Sie atmete tief durch, sprang über den Zaun und lief mitten über die beleuchtete Fläche. Ihren Satz Dietriche hatte sie griffbereit. Das Schloss selbst war eiskalt, und wegen der Kälte bekam sie schnell steife Finger. Trotzdem dauerte es nur zwanzig Sekunden, bis das Vorhängeschloss aufsprang. Sie zog die Tür einen Spaltbreit auf, drängte sich hindurch und schloss sie leise hinter sich.
    Drinnen war es sehr kalt. Sie kramte eine kleine LED -Taschenlampe aus ihrem Rucksack, schaltete sie ein und ging mit schnellen Schritten an den Reihen der Motorschlitten und alten Pistenfahrzeuge zur rückwärtigen Seite des Gebäudes. Matt glänzten die penibel aufgereihten Särge im Licht der Taschenlampe. Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie den Sarg von Emmett Bowdree gefunden hatte. Behutsam hob sie den Deckel an, wobei sie sich bemühte, möglichst wenig Lärm zu machen, dann kniete sie sich hin und richtete die Taschenlampe auf die Knochen. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, ihre Hände zitterten. Wieder wies eine Stimme im Kopf sie darauf hin, dass dies die größte Dummheit war, die sie jemals begangen hatte, und wieder antwortete eine andere Stimme, dass ihr nichts anderes übrigblieb.
    Reiß dich zusammen,
flüsterte sie sich zu.
Konzentriere dich.
    Corrie hielt sich an ihr mentales Drehbuch und streifte ihre Handschuhe nochmals ab, legte den Rucksack auf den Boden und zog den Reißverschluss auf. Rasch drückte sie sich eine Lupe aufs Auge, streifte die Handschuhe wieder über, zog den gebrochenen Oberschenkelknochen hervor, der ihr zuvor aufgefallen war, und betrachtete ihn unter dem Licht. Der Knochen wies mehrere lange, parallele Kratzer in der Rindenschicht auf. Sorgfältig suchte sie ihn nach Anzeichen für einen Heilungsprozess, für Umbildungen des Knochengewebes oder Abhebungen der Knochenhaut ab, aber da waren keine. Die längs verlaufenden Spuren waren sauber, frisch und wiesen keinerlei Anzeichen von knöchernen Reaktionen auf. Das bedeutete, dass es sich um perimortale Kratzspuren handelte, also im Zeitraum um den Tod zugefügte.
    Ein Bär jedenfalls konnte eine solche Kratzspur nicht hinterlassen haben. Sie war mit einem groben Werkzeug zugefügt worden, vielleicht der Klinge eines stumpfen Messers, außerdem hatte das Ziel eindeutig darin bestanden, das Fleisch von den Knochen abzuziehen.
    Aber konnte sie da sicher sein? Ihre praktischen Erfahrungen waren begrenzt. Noch einmal zog sie die Handschuhe aus, holte das iPad hervor und lud eines der Lehrbücher auf den Bildschirm:
Trauma-Analyse.
Sie betrachtete die Illustrationen zu antemortalen, perimortalen und postmortalen Verletzungen, darunter einige mit ähnlichen Kratzspuren, und verglich die Abbildungen mit dem Knochen in ihrer Hand. Sie bestätigten ihren ersten Eindruck. Sie versuchte, ihre eiskalten Finger zu wärmen, indem sie daraufblies, aber das funktionierte nicht, also zog sie die Handschuhe wieder an und schlug die Hände möglichst leise aneinander. Dadurch bekam sie wieder ein bisschen mehr Gefühl in die Finger.
    Jetzt musste sie den Knochen mit den Verletzungen fotografieren. Wieder mussten dafür die Handschuhe runter. Aus dem Rucksack zog sie die tragbare Fotolampe, den Akkusatz und das kleine Stativ hervor, als Nächstes die Digitalkamera mit dem großen Makroobjektiv, das sie ein Vermögen gekostet hatte. Sie schraubte die Kamera auf das Stativ und schaltete sie ein. Dann legte sie den Knochen auf den Boden und ordnete alles im Dunkeln, so gut es ging, schließlich knipste sie die Lampe an.
    Das war die zweite Gefahr – der Lichtschein war von draußen sichtbar. Aber eine starke Lichtquelle war absolut unverzichtbar. Corrie hatte alles so geplant, dass die Lampe möglichst kurz brannte ohne das auffällige Ein- und Ausschalten – und dass sie unmittelbar nach den Aufnahmen packen und gehen konnte.
    Gott, schien die Lampe hell, sie tauchte alles in gleißendes Licht. Rasch positionierte Corrie die Kamera und stellte die Brennweite ein. So schnell sie konnte, schoss sie ein Dutzend Fotos, verrückte den Knochen jedes Mal ein wenig und richtete die Lampe so aus, dass einzelne Bereiche besonders erhellt wurden. Unter dem starken Lichtschein fiel ihr noch etwas an dem Knochen auf: mutmaßliche Bissspuren. Sie hielt nur kurz in der Arbeit inne, um sie mit der Lupe zu untersuchen. Es handelte sich tatsächlich um Bissspuren, aber nicht die eines Grizzlys, dafür waren sie viel zu

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