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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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schwach, lagen zu eng nebeneinander, die Zahnkronen waren zu flach. Sie fotografierte die Abdrücke aus mehreren Winkeln.
    Eilig legte sie den Knochen zurück in den Sarg und widmete sich der nächsten Anomalität, die ihr beim ersten Besuch im Schuppen aufgefallen war – dem aufgebrochenen Schädel. Das Schädeldach wies massive Verletzungen auf, Schädel und Gesicht waren regelgerecht zertrümmert. Der stärkste und, wie es schien, erste Hieb war rechts vom Scheitelbein ausgeführt worden, er hatte den Schädel in einem Sternmuster zerbrochen und entlang der Nähte getrennt. Auch hierbei handelte es sich eindeutig um perimortale Verletzungen, und zwar aus dem einfachen Grund, dass man einen so gewaltigen Schlag nicht überleben konnte. Dass es sich um eine Grünholzfraktur handelte, deutete darauf hin, dass der Schlag ausgeführt worden war, als der Knochen noch durchblutet war.
    Bei der Anomalie hier handelte es sich um eine Spur an der Spitze der Fraktur. Corrie untersuchte sie. Sicherlich konnte ein Bär einen Schädel mit einem Prankenhieb zertrümmern oder mit dem Kiefer und den Zähnen zermalmen. Doch die Spur auf der Frakturspitze sah weder nach Zähnen noch Klauen aus. Sie war unregelmäßig, wies multiple Einkerbungen auf.
    Unter der Lupe bestätigten sich ihre Vermutungen. Die Verletzung war mit einem rauhen, schweren Gegenstand zugefügt worden, höchstwahrscheinlich einem großen Stein.
    Während sie jetzt noch schneller arbeitete, machte sie mit dem Makro eine Reihe von Aufnahmen der Schädelfragmente. Das war Beweis genug. Oder doch nicht? Einen Augenblick lang schwankte sie, dann holte sie einem Impuls folgend einige ZipLock-Beutel aus dem Rucksack, tat die Fragmente des Oberschenkelknochens und eines der beschädigten Schädelbruchstücke hinein.
    Fertig.
Sie knipste die Fotolampe aus. Jetzt besaß sie hieb- und stichfeste Beweise, dass Emmett Bowdree nicht von einem Bär getötet und gefressen worden war. Stattdessen war er von einem Menschen getötet und verspeist worden. Tatsächlich waren, nach der Ausdehnung der Verletzungen zu urteilen, möglicherweise zwei oder drei, vielleicht mehr Personen an dem Mord beteiligt. Zunächst hatten sie das Opfer mit einem Hieb bewusstlos geschlagen, dann seinen Schädel zertrümmert, seine Knochen in Stücke gehackt und es schließlich buchstäblich mit blanken Händen auseinandergerissen. Dann hatte sie ihm mit einem groben Messer oder einem Stück Metall das Fleisch von den Knochen abgezogen. Schließlich hatten sie es roh gegessen – Beleg hierfür waren die Bissspuren und das Nichtvorhandsein von Versengungen an den Knochen beziehungsweise anderer Anzeichen dafür, dass das Fleisch gekocht worden war.
    Schrecklich. Unglaublich. Sie hatte einen hundertfünfzig Jahre alten Mord aufgedeckt. Was zur nächsten Frage führte:
Wurden die anderen zehn Bergarbeiter auf die gleiche Weise getötet?
    Sie blickte auf ihre Uhr: elf Minuten. Auf einmal bekam sie Angst. Zeit, von hier zu verschwinden. Schnell packte sie ihre Siebensachen zusammen und bereitete sich darauf vor, den Schuppen zu verlassen.
    Plötzlich vernahm sie ein Geräusch. Sie schaltete die LED -Taschenlampe aus und lauschte. Stille. Dann hörte sie es wieder: ein ganz leises Knirschen auf dem Schnee draußen vor der Tür.
    Jesses, da kam jemand. Wie gelähmt vor Angst und mit klopfendem Herzen horchte sie weiter. Ein unüberhörbares
Knirsch, Knirsch, Knirsch,
und dann – auf der anderen Seite des Schuppens, in einem Fenster hoch oben im Dach – sah sie vor der Scheibe ein Licht entlanghuschen. Wieder Stille. Und dann das gedämpfte Geräusch, wie jemand sprach, und das Knistern eines Zweiweg-Funkgeräts.
    Da standen Menschen vor dem Schuppen. Mit einem Funkgerät.
    Sicherheitsleute der Heights? Polizisten?
    Ganz leise schloss sie den Reißverschluss des Rucksacks. Der Deckel lag noch daneben. Sollte sie ihn wieder draufschieben? Sie legte ihn zurück an seinen Platz, was aber ein so lautes Geräusch verursachte, dass sie damit aufhörte. Allerdings musste er wieder drauf, also schob sie ihn hastig an seinen Platz.
    Von draußen her hörte sie weiterhin Aktivitäten: Knirschen, geflüsterte Worte. Dort befanden sich mehrere Personen, die versuchten, allerdings nicht sehr erfolgreich, sich leise zu verhalten.
    Sie schlang sich den Rucksack über die Schulter und bewegte sich fort von den Särgen. Gab es im rückwärtigen Bereich des Schuppens eine Ausgangstür? Das konnte sie momentan nicht

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