Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
Kermode konnte das nicht verhindern. Das würde ihre Trumpfkarte sein.
    Aber nur dann, wenn sie es beweisen könnte.
    Und zu diesem Zweck musste sie sich nochmals Zutritt zu den Knochen verschaffen. Fünf Minuten, höchstens – gerade lang genug, um sie mit dem starken Makroobjektiv ihrer Kamera zu fotografieren.
    Aber wie?
    Noch bevor sie sich die Frage stellte, kannte sie die Antwort: Sie musste da einbrechen.
    Alle Argumente gegen eine solche Aktion zogen vor ihrem inneren Auge vorbei. Ein Einbruch war eine schwere Straftat; er war moralisch verwerflich; wenn sie dabei ertappt wurde, konnte sie ihre berufliche Zukunft bei den Polizeibehörden vergessen. Andererseits würde er auch nicht allzu schwierig sein. Während ihres Besuchs vor zwei Tagen hatte Polizeichef Morris weder eine Alarmanlage noch andere Sicherheitssysteme ausgeschaltet; er hatte einfach nur das Vorhängeschloss an der Tür geöffnet, und sie waren reingegangen. Der Lagerschuppen lag abseits vom Rest des Wohngebiets, umgeben von einem hohen Holzzaun und geschützt hinter Bäumen. Zwar war er teilweise von einem der Skihänge einsehbar, aber nachts würde ja niemand Ski laufen. Er war in den Wegekarten des Gebiets eingezeichnet, auf denen auch eine Servicestraße zu sehen war, die vom Maschinenpark des eigentlichen Skigebiets zum Schuppen führte und in weitem Bogen an den Heights vorbeilief.
    Während Corrie das Für und Wider abwog, stellte sie sich folgende Frage: Was würde Pendergast tun? Er ließ niemals zu, dass juristische Finessen Wahrheit und Recht behinderten. Er würde mit Sicherheit dort einbrechen und sich die Informationen besorgen, die er benötigte. Es war zwar zu spät, um Emmett Bowdree Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, aber für die Wahrheit war es nie zu spät.
     
    Um Mitternacht hatte es aufgehört zu schneien, und jetzt stand ein Dreiviertelmond am strahlend hellen Nachthimmel. Laut der Wetter-App auf ihrem iPad war es extrem kalt: minus fünfzehn Grad. Als sie aus der Tür trat, kam ihr die Luft noch viel kälter vor. Die Servicestraße war nur mit Motorschlitten befahrbar und mit festem Schnee bedeckt, aber man konnte darauf gehen.
    Corrie stellte ihren Wagen unten an der Straße ab, neben einer Baumgruppe und so unauffällig wie möglich, und stapfte bergauf. Ihr Rucksack war voll mit Gerätschaften: die Canon mit Dreifußstativ und Makroobjektiv, eine tragbare Fotolampe samt Akkusatz, Lupen, Taschenlampe, Bolzenschneider, ZipLock-Beutel sowie ihr iPad, voll geladen mit Fachbüchern und Monographien zum Thema osteologische Trauma-Analyse. Wegen der dünnen Bergluft kam sie ins Schnaufen, ihr kondensierender Atem wölkte im Mondlicht, ihre Schuhe knirschten auf der Schicht aus Neuschnee auf dem alten, festgefahrenen Schnee. Unter ihr breiteten sich die Lichter der Stadt wie auf einem Zauberteppich aus; über sich sah sie den Lagerschuppen, beleuchtet von Lichtmasten, die einen gelblichen Schein zwischen den Tannen hindurch warfen. Es war zwei Uhr morgens, alles war ruhig. Die einzige Aktivität ging von den Scheinwerfern hoch oben am Berg aus, wo die Pistenfahrzeuge im Einsatz waren.
    Immer wieder war sie im Kopf die genaue Reihenfolge der einzelnen Schritte durchgegangen, die sie ausführen musste, hatte sie umgruppiert und präzisiert, um sicherzugehen, dass sie möglichst wenig Zeit im Schuppen verbrachte. Fünf Minuten, höchstens zehn – dann wäre sie wieder draußen.
    Während sie sich dem Schuppen näherte, erkundete sie sorgfältig das Gelände, um sich zu vergewissern, dass sie allein war. Dann trat sie an das Tor im Zaun und spähte darüber hinweg. Zur Linken befand sich die Seitentür, durch die sie und der Polizeichef den Schuppen betreten hatten, von Licht erhellt, der Schnee davor festgetrampelt. Die Tür war mit einem stabilen Vorhängeschloss versehen. Aus Gewohnheit trug Corrie immer ein Set mit Dietrichen bei sich. Während der Schulzeit hatte sie das Underground-Handbuch, bekannt als
MIT
-Führer zum Schlösserknacken,
praktisch auswendig gelernt. Das Vorhängeschloss war im Baumarkt gekauft worden, etwa zehn Dollar teuer – kein Problem. Aber sie musste den beleuchteten Bereich durchqueren, um zur Tür zu gelangen. Und dann würde sie eine Weile im Licht stehen, während sie das Schloss knackte. Das war eine der beiden unvermeidlichen Gefahren in ihrem Plan.
    Sie wartete und lauschte, aber alles blieb ruhig. Die Pistenfahrzeuge fuhren hoch oben am Berg, und es sah nicht danach aus, als ob sie

Weitere Kostenlose Bücher