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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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im hellen Licht. Ein anderer Polizist hatte den Reißverschluss ihres Rucksacks aufgezogen und durchsuchte ihn. Kurz darauf zog er die beiden ZipLock-Beutel mit den Knochen heraus.
    Polizeichef Morris schaute ihm dabei zu, wobei er über alle Maßen unglücklich wirkte. Neben ihm und umringt von mehreren Wachleuten der Heights stand Mrs. Kermode in engem, zebragestreiftem Winter-Outfit mit Pelzbesatz – und mit einem Gesichtsausdruck triumphierender Boshaftigkeit.
    »Also wirklich«, sagte sie und stieß Atemwölkchen aus wie ein Drache. »Das Mädchen hier studiert Kriminalistik und ist in Wahrheit eine Kriminelle. Das war mir sofort klar, als ich Ihnen begegnet bin. Ich wusste, dass Sie so etwas versuchen würden – und da sind Sie nun, so präzise tickend wie ein Uhrwerk. Unbefugtes Betreten, Vandalismus, Diebstahl, Widerstand gegen die Staatsgewalt.« Sie nahm dem Polizisten einen ZipLock-Beutel ab und hielt ihn Corrie unter die Nase. »Und
Grabraub.
«
    »Das reicht«, sagte der Polizeichef an Kermode gewandt. »Bitte geben Sie dem Beamten das Beweismittel zurück. Wir wollen jetzt gehen.« Er fasste Corrie sanft am Arm. »Und Sie, junge Dame, ich fürchte, Sie sind verhaftet.«

9
    F ünf Tage später saß Corrie immer noch in einer Zelle im Stadtgefängnis von Roaring Fork. Die Kaution war auf 50 000  Dollar festgesetzt worden, die sie nicht besaß – nicht einmal die 5000  Dollar Sicherheitsleistung –, und der Kautionsagent am Ort hatte sich geweigert, sie als Mandantin zu vertreten, weil sie aus einem anderen Bundesstaat kam und keine gesicherten Vermögenswerte hatte und auch keine Verwandten, die für sie bürgen konnten. Sie schämte sich zu sehr, ihren Vater anzurufen, außerdem hätte er ohnehin kein Geld gehabt. Es gab niemand anderen in ihrem Leben – außer Pendergast. Und selbst wenn sie ihn erreichen könnte, würde sie eher sterben, als noch mehr Geld von ihm anzunehmen, besonders Kautionsgeld.
    Aber trotzdem. Sie musste ihm einen Brief schreiben. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wo er sich aufhielt und was er gerade trieb. Seit fast einem Jahr hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Aber er, oder jemand, der in seinem Auftrag handelte, zahlte weiter ihre Studiengebühren. Und am Tag nach ihrer Verhaftung, als die Geschichte auf der Titelseite der
Roaring Fork Times
prangte, wurde ihr klar, dass sie Pendergast schreiben musste. Wenn sie das nämlich nicht tat und er von dritter Seite von ihrer Verhaftung erfuhr, die Überschriften las … Sie schuldete es ihm, es ihm als Ersten zu erzählen.
    Also hatte sie ihm einen Brief an seine Dakota-Adresse geschrieben, c/o Proctor. Ungeschönt erzählte sie ihm darin die ganze Geschichte. Nur eins ließ sie aus: die Sache mit der Kaution. Das alles niederzuschreiben hatte ihr richtig deutlich gemacht, welch hirnloses, übermäßig selbstbewusstes und selbstzerstörerisches Ding sie da gedreht hatte. Sie schloss den Brief, indem sie Pendergast mitteilte, dass er sich nicht mehr verpflichtet fühlen solle und dass keine Antwort erwartet oder gewünscht sei. Er solle sich nicht mehr um sie kümmern. Von nun an werde sie selbst auf sich aufpassen. Außer dass sie eines Tages, sobald sie das konnte, ihm sämtliche Studiengebühren, die er verschwendet hatte, als er sie aufs John Jay schickte, zurückzahlen werde.
    Noch nie war ihr etwas schwerer gefallen, als diesen Brief zu schreiben. Pendergast hatte ihr das Leben gerettet, hatte sie aus Medicine Creek, Kansas, herausgeholt, sie von ihrer gewalttätigen Trinker-Mutter befreit, hatte ihr die Internatsgebühren bezahlt – und dann ihre Ausbildung am John Jay finanziert. Und … für was?
    Aber das war jetzt alles vorbei.
    Der Umstand, dass das Gefängnis vergleichsweise komfortabel war, bereitete ihr ein nur noch schlechteres Gewissen. Die Zellen verfügten über große, sonnige Fenster mit Blick auf die Berge, Teppichboden und hübsches Mobiliar. Von acht Uhr morgens bis abends halb elf durfte sie die Zelle verlassen. Während des Ausgangs durften sich die Untersuchungshäftlinge im Tagesraum aufhalten und lesen, fernsehen und sich mit den anderen Insassen unterhalten. Es gab sogar einen angrenzenden Fitnessraum mit einem Crosstrainer, Gewichten und einem Laufband.
    Jetzt saß Corrie im Tagesraum und stierte auf den schwarzweiß karierten Teppichboden. Und tat nichts. In den vergangenen fünf Tagen war sie so niedergeschlagen gewesen, dass sie zu gar nichts mehr imstande war – weder lesen

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