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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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das Geräusch von Schritten, die die Treppe hinuntertappten.
Jetzt wird sie entkommen,
dachte Jenny, und plötzlich stieg Hoffnung in ihr auf wie weißes Licht.
Sie wird den Alarm auslösen, nach draußen laufen, die Nachbarn rufen, die Polizei benachrichtigen …
    Die unvertrauten Schritte polterten, schneller jetzt, die Treppe hinunter.
    Während ihr das Herz bis zum Hals schlug, horchte Jenny. Die Geräusche wurden leiser. Sie hörte die Schritte ihrer Mutter, die in die Küche lief, zum Schaltkasten der Alarmanlage. Ein Schrei, als ihr offenbar der Weg abgeschnitten wurde. Der dumpfe Aufprall eines umgekippten Stuhls; das Geräusch, wie Gläser und Geschirr scheppernd zu Boden fielen. Mit aller Macht versuchte Jenny, ihre Fesseln abzustreifen, konnte alles hören, konnte der Jagd mit beängstigender Klarheit folgen. Sie hörte die Schritte ihrer Mutter, die durch das kleine Zimmer lief, das Wohnzimmer, die Bibliothek. Ein Moment der Stille. Und dann ertönte ein leises, verstohlen gleitendes Geräusch: Ihre Mutter öffnete die Tür zum Hallenschwimmbad.
Sie geht nach hinten raus,
dachte Jenny.
Nach hinten raus, zu den MacArthurs …
    Auf einmal ertönten kurz hintereinander mehrmals laute, krachende Geräusche, ihre Mutter stieß einen einzelnen, schrillen Schrei aus, und dann war Stille.
    Nein, nicht ganz. Während Jenny mit weit aufgerissenen Augen lauschte, wimmernd, das Blut in den Ohren rauschend, vernahm sie erneut die unvertrauten Tritte. Jetzt bewegte sich die Person langsam und absichtsvoll. Und kam näher, durchquerte den vorderen Flur. Jetzt stieg sie wieder die Treppe herauf. Jenny hörte das Quietschen der Treppenstufe, von der ihr Vater immer versprach, er werde sie reparieren.
    Näher, immer näher. Die Schritte kamen den Flur hinunter. Sie waren in ihrem Zimmer. Und jetzt erschien eine dunkle Gestalt in der Tür zu ihrem Badezimmer. Der Clown war völlig still, bis auf das schwere Atmen. Er grinste anzüglich auf sie herunter. In der einen Hand hielt er keinen Baseballschläger mehr, sondern eine Plastikspritzflasche, die im schummrigen Licht hellgelb glänzte.
    Die Gestalt betrat das Badezimmer.
    Während sie näher kam, wand Jenny sich in der Wanne, die Schmerzen in den Knien waren beinahe vergessen. Jetzt verharrte der Eindringling über ihr. Die Hand, die die Spritzflasche hielt, kam auf sie zu. Während die Gestalt begann, schweigend die Flüssigkeit in langen, bogenförmigen Spritzern über sie auszugießen, stieg ein starker Geruch auf: Benzin.
    Jenny wehrte sich mit aller Kraft.
    Sorgfältig verspritzte der Clown das Benzin über sie und um sie herum, ohne irgendetwas auszulassen, und begoss ihre Kleidung, ihr Haar, das umliegende Emaille der Badewanne. Dann – als ihre Gegenwehr noch heftiger wurde – legte der Eindringling die Flasche hin und trat einen Schritt zurück. Eine Hand griff in die Tasche der Lederjacke und zog ein Streichholz hervor. Vorsichtig hielt der Eindringling es am unteren Ende und riss es an der rauhen Oberfläche der Badezimmerwand an. Der Zündkopf des Streichholzes entfachte sich. Eine endlose, qualvolle Sekunde lang verharrte es schwebend über Jenny.
    Und dann, indem sich Daumen und Zeigefinger trennten, fiel es zu Boden.
    Und Jennys Welt löste sich auf in einem lodernden Meer von Flammen.

12
    C orrie Swanson betrat den Speisesaal des Hotels Sebastian und war von seiner Eleganz wie geblendet. Er war eingerichtet im Stil der 1890 er Jahre: rote, strukturierte Samttapeten, poliertes Messing und Kristallleuchter, eine Zinndecke und viktorianische Tische sowie Stühle aus Mahagoni, deren Sitzflächen mit Brokatstoff bespannt waren. Durch eine breite Fensterfront bot sich ein Blick über die funkelnde Weihnachtsbeleuchtung auf der Main Street bis hin zu den mit Tannen bestandenen Vorbergen, den Skihängen und den dahinterliegenden Berggipfeln.
    Es war kurz vor Mitternacht, dennoch war der Speisesaal bis auf den letzten Platz besetzt. Geselliges Stimmengemurmel vermischte sich mit dem Klirren von Gläsern. Kellner eilten zwischen den Tischen umher. Wegen der schummrigen Beleuchtung dauerte es einen Augenblick, bis Corrie den Mann entdeckte, der allein an einem unauffälligen Tisch neben einem der Fenster saß.
    Sie wehrte die etwas pikierte Frage des Oberkellners ab, wie er ihr helfen könne – sie trug noch die gleichen Sachen wie im Gefängnis –, und schritt geradewegs auf Pendergasts Tisch zu. Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. Sein

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