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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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können, vielleicht solange der Chief nicht in der Nähe war.
    Jenny ging durch den sogenannten »Matschraum«, die Vorratskammer und in die weitläufige Küche des Ferienhauses. Durch eine Glastür konnte sie den Weihnachtsbaum erkennen, reich geschmückt und blinkend. Ihre Eltern und ihre jüngere Schwester Sarah waren oben und schliefen bestimmt schon.
    Sie knipste eine Reihe von Neonleuchten an. Sie erhellten die langen Arbeitsflächen aus Granit, den Edelstahlherd und den großen Kühlschrank mit Gefrierfächern und die drei Türen, die in den Bügelraum, die zweite Küche und ins Esszimmer führten.
    Plötzlich merkte sie, dass kein Tappen von Krallen auf dem Boden zu hören war, kein zotteliger, freundlicher Hund zu sehen, der zur Begrüßung mit seinem unförmigen Schwanz wedelte. »Rex?«, rief sie.
    Nichts.
    Achselzuckend holte sie ein Glas aus einem der Schränke, ging hinüber zum Kühlschrank – wie üblich geschmückt mit Sarahs doofen Fotos von Nicki Minaj –, goss sich ein Glas Milch ein und setzte sich dann an den Tisch in der Frühstücksecke. Auf der Fensterbank lagen Stapel von Büchern und Zeitschriften; sie schob einige davon beiseite, wobei ihr auffiel, dass Sarah endlich ihren Ratschlag befolgt und mit der Lektüre von
Unten am Fluss
angefangen hatte, und zog ihr Exemplar von Schmallegers
Strafrechtspflege heute
hervor. Dabei sah sie, dass einer der Stühle am Küchentisch umgestoßen worden war.
    Schlampig.
    Sie fand die Seite im Buch, die sie zuletzt gelesen hatte, vertiefte sich in die Lektüre und trank dabei ihre Milch. Es brachte ihren Vater – einen renommierten Hollywood-Anwalt – auf die Palme, dass sie zur Polizei wollte. Er neigte dazu, auf Polizisten und Staatsanwälte als niedere Lebensformen herabzuschauen. Tatsächlich war er teilweise verantwortlich für ihren Berufswunsch. Die vielen Premieren von knallharten Polizei-Thrillern, auf denen sie gewesen war – deren Produzenten oder Regisseure Mandanten ihres Vaters waren –, hatten sie derart fasziniert, dass sie von klein auf Polizistin werden wollte. Und ab Herbst studierte sie das Fach Vollzeit, als Erstsemesterin an der North Eastern University.
    Sie trank ihre Milch aus und klappte das Buch wieder zu, stellte ihr Glas in die Spüle und verließ die Küche in Richtung der Treppe zu ihrem Zimmer. Ihr Vater hatte die nötigen Verbindungen, dass sie keine Sommerjobs bei der kalifornischen Polizei annehmen konnte, aber ihr Praktikum im Wintersemester hier in Roaring Fork hatte er nicht verhindern können. Allein schon beim Gedanken daran flippte er aus.
    Was natürlich Teil des Spaßes war.
    In dem riesigen, weitläufigen Haus war es völlig still. Sie stieg die geschwungene Treppe ins Obergeschoss hinauf, auf dem Treppenabsatz oben war es still und dunkel. Im Hinaufgehen dachte sie wieder über den geheimnisvollen FBI -Agenten nach.
FBI
. Vielleicht sollte ich mich im nächsten Sommer um ein Praktikum in Quantico bewerben …
    Oben auf dem Treppenabsatz blieb sie stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Einen Augenblick lang war sie sich nicht sicher, was es war. Und dann wurde es ihr klar: Sarahs Tür stand weit offen, ein schwacher Lichtschein fiel in den schummrigen Flur.
    Sarah war sechzehn und hatte ein Alter erreicht, in dem ihr die Privatsphäre über alles ging. In jüngster Zeit war ihre Tür ständig geschlossen. Jenny schnüffelte, konnte aber kein Marihuana riechen. Sie lächelte. Ihre Schwester musste wohl über der Lektüre einer Zeitschrift eingeschlafen sein. Sie würde die Gelegenheit nutzen, sich ins Zimmer zu schleichen und ihre Sachen in Unordnung zu bringen. Das würde sie garantiert zu einer Reaktion provozieren.
    Leise schlich sie den Flur hinunter und näherte sich dem Zimmer ihrer Schwester auf Zehenspitzen. Sie trat neben den Türrahmen, legte die Hand darauf und spähte hinein.
    Zunächst begriff sie nicht ganz, was sie da sah. Sarah lag auf dem Bett, an das sie mit Wickeldraht festgebunden war. Man hatte ihr einen schmutzigen Lappen in den Mund gestopft, in dessen Mitte eine Billardkugel steckte – Jenny sah die Nummer sieben eingraviert auf der weiß-gelben Oberfläche –, und ihr Kopf war hinten mit einem Bungee-Seil befestigt. Im schwachen bläulichen Licht erkannte Jenny, dass die Knie ihrer Schwester stark bluteten und sich das Bettzeug dunkel verfärbt hatte. Während sie vor Schrecken und Entsetzen nach Luft rang, sah sie, dass Sarah sie anstarrte, aus weit aufgerissenen Augen, total

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