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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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gewissen Entfernung von der Leiche »Teile des Herzens sowie weiterer innerer Organe entdeckt wurden, die teilweise verspeist waren«. In dem Artikel wurde weder ein Grill- noch ein Kochvorgang erwähnt, und Corries Untersuchung der Überreste zeigte keine Anhaltspunkte für einen Vorgang des Erwärmens.
    Emmett Bowdree war roh verspeist worden.
    Im weiteren Verlauf der Arbeit zeichnete sich vor Corries innerem Auge die Abfolge der Verletzungen ab, die Bowdrees Leichnam zugefügt worden waren. Er war von einer Gruppe getötet worden, denn keine Einzelperson hätte einen menschlichen Leichnam so brutal auseinanderreißen können. Sie hatten Bowdree mit einem Stein einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt, was eine schwere Impressionsfraktur verursachte. Möglicherweise war er nicht auf der Stelle tot gewesen, doch mit fast hundertprozentiger Sicherheit bewusstlos. Sie hatten ihn derart übel zusammengeschlagen, dass sie ihm fast alle Knochen im Leib brachen; und dann gingen sie dazu über, an den größeren Gelenken herumzuhacken. Es gab Hinweise auf ein ungeordnetes, planloses Gehacke mit großen Steinen, gefolgt von der Abtrennung mittels einer starken lateralen Kraft. Nachdem sie die Gelenke gebrochen hatten, zogen die Mörder die Arme und Beine vom Torso, trennten die Beine unterhalb der Knie ab, brachen den Schädel auf und entnahmen das Gehirn, schälten das Fleisch von den Knochen, brachen die größeren Knochen auf und pulten das Knochenmark heraus und entfernten den Großteil der inneren Organe. Sie schienen nur ein Werkzeug besessen zu haben, eine abgewetzte Feile, deren Wirkung sie mit scharfkantigen Stücken aus Quarzgestein, ihren Händen und Zähnen ergänzten.
    Corrie vermutete, dass der Mord einer unbändigen Wut entsprang und dann zu einem im Kern kannibalischen Fest ausgeartet war. Einen Moment lang trat sie von den Überresten zurück und überlegte. Wer waren die Mitglieder dieser Bande? Warum hatten sie das getan? Nochmals: Es kam ihr äußerst merkwürdig vor, dass in den siebziger Jahren des 19 . Jahrhunderts eine Bande von Mördern ohne Waffen oder Messer die Berge durchstreift hatte. Und warum hatten sie das Fleisch nicht gekocht? Es schien fast so, als handelte es sich um einen Stamm von Steinzeitmördern, wild und gnadenlos.
    Wild und gnadenlos.
Während sie sich am Heizlüfter wärmte und die Hände aneinanderrieb, schweiften ihre Gedanken erneut zu dem furchtbaren Brand, der sich am Vorabend ereignet hatte – und zum Tod des Mädchens, Jenny Baker. Es war mehr als grauenhaft, wenn die ganze Familie auf eine solche Weise ausgelöscht wurde. Eine Stunde zuvor war ein Wartungsarbeiter am Lagerschuppen vorbeigekommen und hatte Corrie die Nachricht überbracht. Kein Wunder, dass sie heute Morgen mit knappem Nicken an den Wachleuten der Heights vorbeisausen und ohne Aufpasser und allein mit der Arbeit beginnen konnte.
    Das grauenvolle Geschehen und das Gesicht von Jenny Baker – so ernst und hübsch – gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf.
Konzentrier dich auf die Arbeit,
ermahnte sie sich, räumte auf und bereitete alles dafür vor, um einen weiteren Knochen zur Untersuchung auf den Mikroskoptisch zu legen.
    Sie musste noch mehr Überreste in die Finger bekommen, damit sie sie miteinander vergleichen konnte. Pendergast hatte zugesagt, ihr zu helfen und weitere Nachkommen aufzuspüren. Sie hielt einen Moment in ihrer Arbeit inne, um dahinterzukommen, was sie an der ganzen Sache eigentlich so wurmte. Pendergast war eine so dominante Persönlichkeit, dass er jede Situation beherrschte. Aber das hier war
ihr
Projekt, und sie wollte es ohne fremde Hilfe durchziehen. Sie wollte nicht, dass Leute am John Jay, besonders ihr Betreuer, ihre Arbeit wegen der Hilfe eines Spitzen- FBI -Agenten abschätzig beurteilten. Selbst die geringste Hilfestellung seitens Pendergast könnte ihren Erfolg gefährden und den Leuten an der Uni einen Anlass geben, ihre Arbeit rundweg abzulehnen.
    Dann schüttelte Corrie auch diesen Gedanken ab. Pendergast hatte ihre Karriere gerettet, vielleicht sogar ihr Leben. Aber sich so besitzergreifend zu verhalten, das gehörte sich einfach nicht.
    Sie streifte die Handschuhe ab und legte ein Schienbein auf den Mikroskopträger, wobei sie den Knochen so lange hin und her bewegte, bis das Licht im genau richtigen Winkel darauffiel. Der Knochen wies die gleichen Spuren auf wie die anderen: Frakturschäden mit kompensatorischer Reaktion, keine Anzeichen für einen

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