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Attentat auf Georgia

Attentat auf Georgia

Titel: Attentat auf Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Migräne riß mir die
Schädeldecke ab, füllte sie mit glühendheißen Nieten und setzte sie mir mit
einem scharfen Klatsch wieder auf.
    »Egal«, krächzte ich. »Können
Sie Kaffee kochen?«
    »Ich könnte Ihnen einen Martini
mixen«, sagte sie mit strahlender Miene.
    Ich schauderte. »Ihre Martinis
kenne ich. Versuchen Sie es mit dem Kaffee, es ist nicht gar so schwierig.«
    »Zu Befehl!« Sie stand auf und
legte den Nerzmantel ab.
    Sie hatte noch immer den
türkisblauen Pulli und die goldene Bikinihose an. Der Wunschtraum eines
Finanzministers — die ganze Währung goldgedeckt. Hoffentlich würde ihr der
Kaffee gelingen...
    Ich ging ins Schlafzimmer, nahm
den Bademantel und einen Pyjama, begab mich ins Badezimmer, zog mich aus und
duschte etwa zehn Minuten lang heiß. Kalte nadelspitze Schauer sind etwas für
Intellektuelle. Ich rieb mich trocken, zog Bademantel und Pyjama an und kehrte
ins Wohnzimmer zurück.
    Toni hatte den Kaffee serviert.
Ich nahm meine Tasse und nippte vorsichtig daran.
    »Nicht schlecht!« sagte ich
widerstrebend.
    »Wenn ich bloß die eine Nacht
hierbleiben dürfte! Ich habe für halb zehn Uhr früh einen Flug nach Las Vegas
gebucht. Ich werde Ihnen nicht zur Last fallen.«
    »Na schön«, sagte ich
resigniert. »Aber ich schlafe im Bett.«
    Tonis ewig erstaunte Brauen
sahen noch erstaunter aus.
    »Aber selbstverständlich! Ich
bin doch ein vernünftiges Mädchen. Ich habe nicht erwartet, daß Sie auf dem
Fußboden schlafen werden.«
    Vielleicht lag es am Kaffee,
aber mit einem Male war die Migräne wie wegeblasen.
     
     
     

ZWÖLFTES KAPITEL
     
    S chatz«, sagte ich schläfrig,
»das Frühstück — die Glocken läuten.«
    Dann lichtete sich der
Schlafnebel noch ein wenig mehr, und ich merkte, daß das Telefon klingelte. Ich
stieg aus dem Bett, taumelte ins Wohnzimmer und griff nach dem Hörer.
    »Gnädige Frau«, sagte ich, »auf
unserem Waldfriedhof haben wir siebzigtausend Familiengrüfte. Sie müssen schon
verzeihen, wenn wir Ihren Herrn Gemahl in das falsche Grab gelegt haben. Sollen
wir ihn wieder ausgraben?«
    Ein silbriges Lachen schlug mir
ans Ohr.
    »Leutnant«, erwiderte eine
weiche Frauenstimme, »Sie sind schrecklich.«
    »Ich fühle mich schrecklich,
ich sehe schrecklich aus, ich gebe alles zu — wer ist dort?«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden
meine Stimme wiedererkennen.« Es klang leicht enttäuscht. »Hier ist Paula Reid.
Ich wollte fragen, ob ich Sie heute sprechen kann, Leutnant — es ist sehr
wichtig.«
    »Gern. Am Vormittag muß ich ins
Amt. Sagen wir — im Laufe des Nachmittags?«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte sie
enthusiastisch. »Bei mir herrscht momentan völliges Chaos. Können wir uns
woanders treffen?«
    »Warum nicht bei mir?« schlug
ich vor und dachte mir, das würde sie veranlassen, mit ihren Witzeleien
aufzuhören.
    »Das paßt mir ausgezeichnet«,
sagte sie munter. »Wann?«
    »Gegen vier?«
    »Also — um vier!« hauchte sie
in mein ehemals rosiges Muschelohr. »Tschüs.« Ein ganz leises Knacken, und sie
hatte aufgelegt.
    »Was will sie denn von mir?« fragte
ich mich laut, während ich meine Bartstoppeln betastete. Ich legte den Hörer
auf die Gabel und steuerte auf das Schlafzimmer zu.
    Ich hätte mich besser vorsehen
sollen. Im nächsten Augenblick lag ich wieder platt auf der Nase. Ächzend erhob
ich mich und zählte die Koffer. Sieben Stück, über den Fußboden verstreut,
genauso wie am Abend zuvor.
    Leise knarrte die
Badezimmertür, und Toni kam herausspaziert. Sie trug, was dieses Jahr in
türkischen Bädern Mode ist — ein Handtuch. Das Handtuch war kurz, das Mädchen
groß.
    »Hallo!« Sie sah mich mit einem
bezaubernden Lächeln an.
    »Was Sie da schnurren hören,
ist mein Kopf und kein Roulett«, sagte ich kalt.
    Ich sah nach der Uhr. Es war
elf. »Sollten Sie nicht bereits in Las Vegas sein?«
    »Ich habe das Flugzeug versäumt«,
erwiderte sie, »aber es gibt noch ein anderes. Und ich habe Kaffee gekocht, er
steht in der Küche.«
    »Heute nachmittag um vier habe
ich hier in meiner Wohnung ein Rendezvous«, sagte ich.
    »Nein!« Ihre Brauen zuckten.
»Sind wir aber ein vielbeschäftigter Herr!«
    »Tun Sie mir einen Gefallen:
Fliegen Sie schon vorher ab, ja?«
    »Selbstverständlich. Sie
glauben doch nicht, daß ich die Absicht habe, hierzubleiben?«
    »Ich würde es nicht annehmen,
wenn ich wüßte, daß Sie zurechnungsfähig sind.« Ich zuckte die Schultern.
»Kosten wir den Kaffee!«
     
    Eine halbe Stunde später
verließ

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