Attentat auf Georgia
schallenden Gelächter, und er konnte
gar nicht mehr aufhören. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, daß der
Kalender wie ein Sputnik in die Luft flog.
»Ich will Ihnen den Spaß nicht
verderben, Wheeler«, stieß er keuchend hervor. »Um nichts in der Welt möchte
ich Ihnen den Spaß verderben. Ich wünsche Ihnen ein schönes, stilles
Wochenende.«
»Im Augenblick ist mir nur
eines klar — daß Sie in der nächsten Sekunde der Schlag treffen wird.«
Ich verließ das Zimmer,
verfolgt von Sheriff Lavers’ höllischem Gelächter.
Neben Annabelle Jackson blieb
ich stehen. Sie fragte in kühlem Ton: »Haben Sie ausnahmsweise einmal etwas
Lustiges gesagt, Leutnant — oder hat er Sie bloß angesehen?«
»Was habe ich getan, um eine
solche Behandlung zu verdienen?«, sagte ich hilflos. »Habe ich vielleicht Ihre
Strümpfe angezündet und es vergessen?«
»Es ist durchaus überflüssig,
daß Sie bei mir stehenbleiben und mit mir plaudern. Ich gehöre nicht zu Ihren
Bewunderinnen.«
Die Schreibmaschine fing zu
rattern an. Resigniert zuckte ich die Schultern und machte mich davon.
Während ich mir einen Lunch
genehmigte, den ich mir eigentlich nicht leisten konnte, überlegte ich, daß
heute Freitag war und daß ich bis Montag nichts zu tun hatte. Köstlicher
Gedanke.
Kurz nach drei war ich wieder
zu Haus.
Ich sperrte vorsichtig auf und
seufzte erleichtert, als ich sah, daß nicht ein einziger Koffer auf dem
Fußboden stand. Um sicherzugehen, durchsuchte ich sämtliche Räume, konnte aber
zum Glück nirgendwo eine silberblonde Toni entdecken.
Es war das nun mein erstes
Rendezvous mit einer Dame in Blau — auch wenn sie mich offenbar nur um Rat
fragen wollte, wo sie eine neue Sekretärin herbekommen könne — , und ich hielt
es für angebracht, gewisse Vorbereitungen zu treffen.
Ich machte sauber, legte einen
Stoß Grammophonplatten zurecht, zerkleinerte Eis und putzte einige Gläser — na,
zwei zumindest.
Punkt vier Uhr surrte die
Klingel, und mit einer Eleganz, die nur durch langjährige Übung entsteht, nahm
die Wheelersche Wohnung Gefechtsstellung ein.
Ich öffnete die Tür. Paula Reid
beehrte mich mit ihrem wärmsten Lächeln. »Hallo, Leutnant — nett von Ihnen,
mich einzuladen!«
»Treten Sie näher«, sagte ich
und hielt die Tür weit auf.
Sie ging an mir vorbei ins
Wohnzimmer. Ich folgte ihr. »Die Wohnung gefällt mir, sie hat eine intime
Atmosphäre.«
»Das ist beabsichtigt«, sagte
ich bescheiden.
»Darf ich Al zu Ihnen sagen?
Ich finde, wir kennen uns doch schon viel zu gut, um an Formalitäten
festzuhalten — finden Sie nicht?«
»Richtig, Paula. Wollen Sie
bitte Platz nehmen?«
Ich manövrierte so, daß ihr
keine andere Wahl blieb, als sich auf die Couch zu setzen.
»Danke.« Sie schlug die Beine
übereinander.
Ich betrachtete sie
respektvoll. Paula Reid hatte ein saphirblaues Kleid aus gefältelter Seide an,
das sich um die Schultern bauschte und dann mit tollkühnem Schwung in einen
schmalen Ausschnitt überging.
»Ich hole was zu trinken. Das
Übliche?«
»Woher wissen Sie, was ich zu
trinken pflege?«
»Es muß Gin und Tonic sein«,
erwiderte ich. »Die passende Farbe.«
»Ich betrachte das als Kompliment,
Al«, sagt sie gelassen.
Ich füllte die Gläser, während
sie aufstand und sich meinen Hi-Fi-Plattenspieler ansah. Als ich mit den Drinks
fertig war, hatte sie inzwischen wieder auf der Couch Platz genommen.
»Lieben Sie Musik?« fragte sie
mich.
»Klar. Soll ich was spielen?«
»Ja.«
Ich zog die Rollgardine am
Fenster herab. »Das grelle Sonnenlicht schadet den Augen.«
Dann setzte ich den
Plattenspieler in Gang. »Musik für Paula.«
»Meine übliche Musik?« fragte
sie.
»Gewiß. Einen Blues.«
Ich setzte mich neben sie auf
die Couch. Ich war froh, daß sie gefältelte Seide trug — da würde nachher, wenn
sie wieder aufstand, so gut wie nichts zu merken sein. Tommy Ladiner stimmte
auf seiner Trompete den Travelling Blues an, und die fünf Lautsprecher
warfen, wie es sich gehört, jeden einzelnen Ton in fünf verschiedene Ecken.
»Al«, begann Paula Reid mit
ernsthafter Miene, »ich bin gekommen, um Sie um einen Gefallen zu bitten — um
einen großen Gefallen.«
Ich sah sie an. »Ich bin
überzeugt, wir werden uns einigen.«
»Sie wissen, daß meine morgige
Sendung durch Georgia Browns Tod ruiniert worden ist.«
»Leider«, sagte ich
teilnahmsvoll.
»Na ja, Kay Steinway hat sich
bereit erklärt, als mein Hauptgast mitzuwirken. Sowenig ich sie
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