Attentat auf Georgia
das
möglich?«
»Ich habe Psychiatrie
studiert«, erwiderte sie. »Und wissen Sie, was es mir eingebracht hat?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ein Wartezimmer voller
Psychopathen«, sagte sie mit todernster Miene. »Daraufhin beschloß ich, mir
jene Gaben nutzbar zu machen, die eine gütige Natur mir geschenkt hat.«
Sie stand auf und rekelte sich
wohlig. Sie hatte einen rosa Nylonpyjama mit kurzen Hosen an. »Sie werden
zugeben müssen, Al Wheeler, daß die Natur mir gegenüber sehr freigebig war. Und
wer hätte je von einer Psychiaterin gehört, die sich einen Nerzmantel leisten
kann?«
»Sie scheinen für Mäntel wenig
Verwendung zu haben. An Ihnen werden die Schneider nicht fett. Warum sind Sie
wiedergekommen ?«
»Ich hatte mein Bikinihöschen
vergessen. Es sieht dumm aus, wenn ich in Las Vegas im Swimming-pool des Hotels
nur mit einem BH herumschwimme.«
Sie spazierte auf und ab, und
ich mußte einen Schluck Whisky trinken, um meinen Blutdruck zu senken.
»Haben Sie die Psychiatrie satt
bekommen — oder hat die Psychiatrie Sie satt bekommen?« fragte ich.
»Ich! Vier Jahre fleißigen
Studiums habe ich gebraucht, um einzusehen, daß es nur einen Weg gibt,
um nicht den Verstand zu verlieren: seinen Instinkten folgen. Seither folge ich
meinen Instinkten.«
»Und sie haben Sie in die Arme
Kent Fargos geführt?«
Sie zuckte die Schultern. »Was
wollen Sie? Ich bin von Natur aus ein kleines Luder. Wer will schon den
Verstand verlieren?«
»Ja, das kann ich verstehen.
Zumal ich momentan das unangenehme Gefühl habe, selber den Verstand zu
verlieren - aber dagegen läßt sich nichts tun.«
Sie sah mich mit einem Blick
voller Wärme an und schüttelte dann den Kopf. »So was kann Ihnen nicht
passieren, Al Wheeler. Wenn je ein Mensch seinen Instinkten gehorcht hat, sind
Sie es. Wenn Sie sich wohl fühlen, gehen Sie auf die Frauenjagd und fangen sich
eine ein. Wenn Sie schlecht gelaunt sind, gehen Sie auf die Männerjagd und
schießen einen tot... Sie sind der unkomplizierteste Mensch, dem ich je
begegnet bin.«
»Momentan fühle ich mich ganz
normal. Ändert das Ihre Gefühle?«
»Meine Gefühle ändern sich
nie«, erwiderte sie fast verächtlich. »Ebensowenig wie meine Instinkte. Und die
kennen Sie bereits.« Das Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer ab, bevor ich
mich erheben konnte. »Hallo!« sagte sie mit melodischer Stimme. »Ja, das ist
Leutnant Wheelers Wohnung — aber ich bin nicht der Leutnant, mein Schatz.
Sollten Sie ihn einigermaßen kennen, müssen Sie wissen, daß er schon vor vielen
Jahren Stimmwechsel gehabt hat... Wer ich bin? Na ja — eine Blondine, von der
Silbersorte, Größe einsfünfundsechzig, wenn ich, wie jetzt, keine Schuhe
anhabe. Die wichtigsten Maße: neunundneunzig, fünfundsechzig und vierundneunzig
— aber wenn ich tief atme, ändern sie sich beträchtlich... Freilich werde ich
ihm sagen, daß Sie angerufen haben... Ja — was soll ich ihm ausrichten?«
Etwa fünfzehn Sekunden lang hörte sie aufmerksam zu. »Gewiß, mein Schatz, wenn
ich mir das alles merken kann, werde ich es ihm ausrichten... Bye-bye!«
Sie legte den Hörer auf und
blickte lächelnd auf mich herab. »Der Anruf war für Sie«, sagte sie.
»Das habe ich gemerkt«,
erwiderte ich böse. »Wer war es denn?«
»Auch so ein kleines Luder...
Mit Südstaatenakzent.«
»Nein, du lieber Gott, nein!
Annabelle Jackson.«
»Ach, wie konnten Sie das
erraten? Ich soll Ihnen etwas ausrichten. Sie sagt, daß Sie weiter nichts sind
als ein — «
Ich unterbrach sie mit düsterer
Miene. »Strengen Sie sich nicht unnötig an. Die Details fülle ich selber aus.«
Wieder lächelte sie und kam auf
mich zu. »Nehmen Sie sich’s nicht zu Herzen, Al Wheeler. Es gibt da ein
einfaches Mittel: kompensieren.«
»Kompensieren?«
»Die schöne Annabelle haben Sie
verloren. Die schöne Toni ist Ihnen geblieben.«
Ich biß die Zähne zusammen und
sagte mit vollendeter Selbstbeherrschung: »Wenn ich jetzt meinen natürlichen
Instinkten folgen wollte, würde ich Ihnen eine Kugel durch das Vakuum in Ihrem
blonden Köpfchen jagen.«
Sie lächelte ein wenig
verloren. Ich hatte ihre Varietékünste vergessen. Jetzt führte sie mir eine
vor, die etwa dreißig Sekunden dauerte. Als sie fertig war, fragte sie: »Was
haben Sie eben gesagt, Al Wheeler?«
»Ich muß nicht bei Trost
gewesen sein«, erwiderte ich, leicht außer Atem. »Auf jeden Fall war es nicht
wichtig. Schwamm drüber.«
Ihr Lächeln wurde immer süßer,
während
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