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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Dafür sollten wir schon bald büßen müssen. Die ganze Welt musste dafür büßen! Doch wir waren die Ersten, die zu leiden hatten. Nun mussten wir Ihre Majestät rasch nach Hause geleiten, und das, obwohl wir bereits angeschlagen und dezimiert waren und sich am Horizont ein Unwetter zusammenbraute.
    Wir ritten um den Rand des Hochplateaus herum und dann ein schmales Tal hinab, in dem ein klarer Bach über Steinstufen von Tümpel zu Tümpel floss. Kleine Bäume wuchsen hier und Vögel zwitscherten, und schließlich gelangten wir hinaus auf die Ebene, wo wir auf einem Feldweg auf die Stadt zuritten. Erneut verfielen wir in einen raschen Trab. Die Zeit lief gegen uns, unerbittlich wanderte die Sonne über den Himmel. Aëtius sandte Späher weit nach links und nach rechts aus, doch sie fanden nichts. Auf einer Ebene wie dieser hätte man viele tausend Reiter schon an dem Staub, den sie aufwirbelten, erkannt. Nach einer Weile erblickten wir jedoch in nordwestlicher Richtung einen kleinen Trupp Vagabunden, beritten und mit Speeren bewaffnet. Aëtius hielt sein Pferd an, und wir warteten, während die Sonne so heftig auf uns niederbrannte, als wollte sie uns warnen.
    Als der Trupp näher kam, wurde er weder langsamer, noch zeigte er Anzeichen von Furcht. Es waren nur vier Männer, eine Art bunt zusammengewürfelter Horde. Einer, der Jüngste, hatte viele Narben und Schrammen, vielleicht war er ein Deserteur. Dann war da ein arrogant dreinblickender Mann östlicher Herkunft mit langem schwarzem Schnurrbart, ein grimmig wirkender älterer Mann mit kalten Augen, und schließlich ein fetter, schmieriger Riese mit struppigen Haaren, dessen armseliges Pferd jeden Augenblick unter ihm zusammenzubrechen schien. Keiner von ihnen war rasiert, und alle trugen Waffen und Rüstungen, die sie den Römern geraubt hatten. Aëtius behielt die Hand auf dem Knauf seines Schwerts. Er hasste Plünderer toter Soldaten. Sie waren wie Krähen, die auf dem Schlachtfeld Aas pickten.
    «Wie seid ihr an diese Rüstungen gekommen?», herrschte er sie an.
    Die vier wurden langsamer und hielten die Pferde an. Sie schienen keine Eile zu haben, ihm zu antworten.
    «Antwortet schon, verdammt noch mal!»
    Der fette Riese blickte ziemlich unerschrocken seine drei Kameraden an und grinste. «Nun, ich meine, die haben wir in Viminacium angelegt.»
    Aëtius umklammerte sein Schwert noch fester. Er hatte schon öfter Plünderer auf der Stelle erschlagen. «Viminacium ist zerstört worden.»
    «Das stimmt, Herr, obwohl es sich tapfer gewehrt hat, wovon Ihr Euch bei einem Gang durch die Ruinen überzeugen könnt. Und die Feldarmee hat auch Lebewohl gesagt, soweit wir wissen, drüben beim Utus. Sechs ganze östliche Legionen – einfach ausradiert. Trotzdem, ich habe ja immer gesagt, die aus dem Osten kommen nicht an die aus dem Westen heran. Nicht, dass wir direkt am Utus gewesen wären. Es laufen hier zurzeit ein paar Hunnen herum, denen möchte man dann doch eher aus dem Weg gehen, findet Ihr nicht? Natürlich könnt Ihr auch …»
    «Halt den Mund!»
    Faustriemen verfiel in beleidigtes Schweigen.
    «Ihr gebt es also zu? Ihr seid ganz gewöhnliche Plünderer?»
    Weder «ganz gewöhnlich» noch «Plünderer» waren Begriffe, die Arapovian dulden konnte. Er deutete auf Faustriemen und schnarrte: «Der da ist nicht gerade mit dem Silberlöffel geboren worden, das stimmt, obwohl sich hinter seinem affenartigen Äußeren ein edles Herz verbirgt. Ich aber bin Graf Grigorius Khachadour Arapovian, der Sohn des Grafen Grigorius Nubar Arapovian, der Sohn des …»
    «Jetzt haben wir’s», seufzte Faustriemen. Er sah zu Aëtius hinüber und schüttelte den Kopf. «Hoffentlich habt Ihr’s nicht eilig, obwohl Ihr so ausseht. Jetzt wird er die ganze Litanei herunterbeten, bis morgen früh im Morgengrauen.»
    «Schweigt, und zwar beide!»
    Faustriemen achtete gar nicht auf ihn. «Wir sind aus Viminacium.»
    «Niemand in Viminacium hat überlebt.»
    Der Legionär schaute wieder die anderen an und grimassierte mit heruntergezogenen Mundwinkeln. «Hm, Kameraden, scheint wohl so, als wären wir Gespenster – hatte schon die ganze Zeit so ein komisches Gefühl.» Er blickte wieder zu Aëtius. «Gespenster können kein Verbrechen begehen, Herr. Wenn es keine Überlebenden außerhalb von Viminacium gibt, dann sind wir lebendige Tote. Und wenn wir lebendige Tote sind, sind wir keine Plünderer und gehören zu keiner Legion, außer zur Legion der Verdammten.»
    Seine Logik war

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