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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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unbezwinglich.
    Aëtius lockerte den Griff auf seinem Schwertknauf. Obwohl diese vier ihm fürchterlich auf die Nerven gingen, spürte er allmählich, dass sie tatsächlich keine gewöhnlichen Plünderer waren und die Wahrheit sprachen oder etwas, das ihr nahekam. Er warf seinen Mantel über die rechte Schulter zurück, um seine Generals-Epauletten zu zeigen. Der narbige junge Mann und der Mann mit dem kalten Blick setzten sich auf der Stelle aufrechter in den Sattel und salutierten. Aëtius lächelte finster. «Also seid ihr Deserteure, keine Plünderer.»
    Der ältere Mann verharrte im Salut, fuhr den General aber ungeachtet seiner Stellung an: «Deserteure? Nein, Herr. Es war ja nichts mehr da, wovon wir hätten desertieren können!»
    Aëtius sah ihn scharf an. «Name, Dienstgrad, Legion?»
    «Marcus Tatullus, Zenturio, Primus Pilus, VII . Legion, Claudia Pia Fidelis.» Die letzten Worte betonte er übertrieben und starrte Aëtius dabei an, ein todgeweihter Schimmer hinter tiefliegenden, ernsten Augen.
    Auch der Jüngere mit den Narben salutierte, während er laut das Motto der Legion ausrief: «Sechs Mal tapfer, sechs Mal treu!»
    «Jetzt sind es schon sieben», sagte der Zenturio. Seine Stimme klang seltsam.
    «Gaius Malchus», sagte der junge Mann, «Kavallerieleutnant der VII . Legion, o Herr!»
    Aëtius konnte es kaum glauben. Er spürte eine Welle des Mitgefühls aufsteigen, kämpfte aber dagegen an. Er blickte den letzten der vier an, den struppigen Steinzeitmenschen. «Und du?», fragte er schon spürbar ruhiger.
    «Anastasius, Herr, Sohn der Hure Volumella, einer der seinerzeit bekanntesten Huren an der rheinischen Grenze. Die meisten Menschen nennen mich allerdings Faustriemen. Passt wohl besser zu mir.»
    Gegen seinen Willen musste Aëtius lächeln, obwohl sein Herz ganz schwer war. «Und dein Dienstgrad?»
    «Ein gewöhnlicher Fußsoldat, wie Ihr seht, Herr. Aus der Gosse, so gewöhnlich wie Mist in einem Kuhstall!»
    Aëtius musterte sie, und auf einmal sah er sie in neuem Licht. Ich beobachtete, wie sich sein Brustpanzer hob, und wusste, wie bewegt er war. Dies waren keine gewöhnlichen Männer, die hier vor ihm im Sattel saßen, sie hatten Narben aus der Schlacht und waren von einer weiten Reise gezeichnet, unsagbar erschöpft und dennoch nicht gebrochen. Dies war das Rückgrat des alten Reiches, und mit Männern wie diesen würde das alte Reich wiederauferstehen und den Kampf aufnehmen.
    «Ihr habt Viminacium überlebt? Ihr habt gegen die Hunnen gekämpft und seid noch am Leben?»
    «Wenn Ihr das überleben nennen wollt …», sagte Faustriemen.
    «Ihr habt überlebt», wiederholte Aëtius. «Reitet mit uns!»
    «Ihr kehrt nach Konstantinopel zurück, nehme ich an, Herr?», fragte Malchus.
    Aëtius nickte. «Über Azimuntium, die Stadt auf dem Hügel dort. Um Kaiserin Ath … Eudoxia Geleit zu geben. Sie residiert in dem Kloster der Stadt.»
    «Die Kaiserin?», stieß Malchus hervor. «Hier sind überall Hunnen unterwegs! So viel ich gehört habe, sind hier mindestens vier verschiedene Schlachtgruppen im Einsatz.»
    «Mindestens», sagte Aëtius. «Einer davon sind wir begegnet – es waren nur etwa tausend Mann. Ja, sie sind überall. Und», er lächelte grimmig, «sie sind uns auch nicht gewogener als bislang.» Er drehte sich um und hob die Hand. «Kolonne: Rascher Trab!»
    Als Offizier ritt Malchus direkt hinter Aëtius, auf dessen Schildseite. Tatullus ritt hinter ihm, Faustriemen und Arapovian bildeten die Nachhut. Die Wolfskrieger besprachen sich leise, und bald wussten alle in der Kolonne, dass diese vier die einzigen Überlebenden einer schrecklichen Schlacht mit den Hunnen waren, der über tausend Römer zum Opfer gefallen waren. Einige der Visigoten konnten nicht umhin, sich nach Faustriemen und Arapovian umzudrehen, und sahen die zerlumpten Wanderer nun in anderem Licht. Die Wolfskrieger bewunderten nichts so sehr wie Tapferkeit in der Schlacht.
    Faustriemen nickte ihnen zu. «Habt ihr was zu beißen?»
    Einer der Wolfskrieger grinste und kramte in seiner Satteltasche, um ihm dann ein Stück steinhartes Brot zuzuwerfen. Faustriemen fing es mit seiner riesigen Pfote auf und begann mit einer gewissen Unbeholfenheit darauf herumzukauen, während er dahintrottete.
    «Ich habe also ein edles Herz, was?», sagte er mit vollem Mund und versprühte dabei Krumen auf seinen Nachbarn.
    Arapovian blickte beim Reiten stur geradeaus, sein Adlergesicht zeigte keinerlei Regung. «Nimm das

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