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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Kompliment in Demut an und erwarte nicht, dass ich es dir wiederhole!»
    «Ich mach gar nix demütig», erwiderte Faustriemen, «schließlich bin ich der Sohn einer Hure!»
    «Das glaube ich gern», sagte Arapovian, «obschon ich nicht begreife, weshalb du beinahe so stolz auf deine Abkunft bist wie ich auf die meinige!»
    Faustriemen brach in schallendes Gelächter aus, Krümel schossen ihm aus der Nase.
    * * *
    Azimuntium war eine Stadt von weniger als tausend Seelen, obwohl sich dort mittlerweile zahllose verschreckte Flüchtlinge versammelt hatten. Dicke Mauern umschlangen den zackigen Felssockel, und eine steile gepflasterte Straße führte zu dem gedrungenen hölzernen Tor. Sobald die Kolonne innerhalb der Mauern war, ertönte lautes Jubelgeschrei vonseiten des Volkes, als wären Befreier gekommen. Wie ahnungslos sie waren! Aëtius konnte ihnen nicht in die Augen schauen. Unsere berittene Kolonne schlängelte sich über eine schmale gepflasterte Straße in die Oberstadt. Torhäuser mit hohen Zinnen säumten den Weg. Es war ein sehr wehrhafter Ort.
    Der Vorsteher von Azimuntium, Ariobarzanes mit Namen, erwartete uns am Eingang zum Hof seines baufälligen Palastes. Es war ein schwacher alter Mann in einem nicht gerade reinlichen Rock, der sich auf einen alten knorrigen Stock aus Rebholz stützte. Ein alter Jagdhund saß neben ihm unter dem hölzernen Tor.
    «Die Kaiserin ist im Kloster», sagte er. «Die Messe ist gleich zu Ende.»
    «Wir haben keine Zeit zu verlieren», entgegnete Aëtius. «Wir müssen sofort weiterreiten.»
    «Sie hat strikte Anweisungen gegeben.»
    Aëtius fluchte leise. Dann befahl er, dass Späher auf der Stadtmauer postiert wurden.
    «Der Feind ist nahe», sagte Ariobarzanes.
    Mit einem Ruck wandte er sich um. «Woher wisst Ihr das?»
    «Fragt irgendeinen der Hirten, die in die Stadt geflüchtet sind.» Er machte eine wegwerfende Geste mit seiner knotigen Hand. «Hirten ohne Schafe – die skythischen Heiden haben sie allesamt geraubt. Möge der Herr der Heerscharen uns beschützen!»
    Und kaltes Eisen, dachte Aëtius.
    «Wie wir gehört haben, wurde auch Philippopolis dem Erdboden gleichgemacht.»
    «Die ganze Stadt?», fragte Aëtius leise.
    Ariobarzanes neigte den Kopf. «Die ganze Stadt. Die Blüte des Flusses Hebrus. Die Wasser des Flusses färbten sich rot, und die Wilden hängten die Leiche des Bischofs nackt an der Stadtmauer auf.» Mit seinen wässrigen Augen suchte er Aëtius’ Blick, seine Stimme zitterte. «Glaubt mir, nie zuvor hat das Christentum einem derartigen Feind ins Auge sehen müssen. Sie werden die Welt ausradieren!»
    «Der, der am längsten lebt, wird am meisten sehen.»
    Da standen sie sich nun die Beine in den Bauch, während die Kaiserin ihr letztes Kyrie und Agnus Dei sprach. Es war Irrsinn. Er sandte seinen neuen Zenturio, Tatullus, damit dieser um Einlass ins Kloster bat. Tatullus kehrte zurück und erklärte, Nonnen hätten ihm den Weg verwehrt.
    «Nonnen», sagte Aëtius schwer atmend, «im Namen des Lichts!»
    Gereizt ging er zur Sankt-Judas-Kirche hinab, hinter der sich ein langgestrecktes niedriges Krankengebäude befand. In der Finsternis ging ein sehr großer, dünner alter Mann mit langem, ungepflegtem Bart auf und ab und befahl, die Fensterläden zu öffnen und Vasen mit frischen Blumen herbeizubringen. «Der Sommer geht zu Ende, aber bringt nur, was ihr findet!», schallte seine Stimme durch den Raum.
    Eine einzelne Frau mittleren Alters kam seinem Wunsch nach, während zwei ältere dickliche Männer in einer Ecke miteinander zankten. In einer anderen standen drei unbehaglich dreinblickende Wolfskrieger, deren Wunden aus dem Scharmützel in den Bergen frisch verbunden waren. In einem der acht schmalen Betten entlang der Wand lag ein alter Bauer mit glasigem Blick, der vor sich hin murmelte, in einem anderen eine müde aussehende junge Frau, die vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht hatte, das nun an ihrer Brust lag. Krankheit fand Aëtius immer etwas unheimlich, und er schickte sich an, den Raum zu verlassen, doch etwas an dem Mann, der da Befehle erteilte, fesselte seine Aufmerksamkeit. Er runzelte die Stirn.
    «He, Alter», rief er. «Ich kenne Euch!» Der alte Mann drehte sich um und beäugte Aëtius unsicher. «Euer Gesicht kommt mir bekannt vor. Doch das ist lange her. Wie heißt Ihr?»
    «Ich dachte, ich könnte mich hier nützlich machen», entgegnete der alte Mann ausweichend. «Ich kam hierher nach Azimuntium, um einige bemerkenswerte

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