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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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warteten nur darauf, dass wir die Flucht ergriffen. Ein Rückzug wäre Selbstmord gewesen.
    Aëtius zögerte nicht. Die Hunnen auf den Felsklippen richteten ihre Pfeile auf unsere ungeschützten Rücken, und die Gruppe links von uns folgte ihrem Beispiel. Taktisch kam jetzt nur eins in Frage, eine schockartige Attacke. An der Spitze der Gruppe vor uns, unterhalb der Felswand, saß eine kleine Figur auf einem gescheckten Pony, reglos, alles überblickend. Dann hob der Reiter den Arm und ließ ihn hinabsausen, und sogleich setzte der hunnische Pfeilhagel ein, zischte kreuz und quer durch den strömenden Regen.
    Aëtius wies mich an, in der Mitte zu reiten, wandte sich dann im Sattel um und brüllte der Kolonne zu: «Schilde auf den Rücken schnallen! Speere niedrig halten! Schneller Trab, Formation halten. Angegriffen wird erst, wenn ich den Befehl erteile. Vorwärts!»
    Die meisten Wolfskrieger hatten längst selbst erfasst, dass mit dem schwersten Pfeilbeschuss von hinten zu rechnen war, und sich ihre Schilde bereits auf den Rücken geschnallt. Die Kolonne setzte sich in Bewegung und ritt aufs Seeufer zu, in zwölf Reihen von je vier Reitern. Und ich mitten zwischen ihnen, starr vor Furcht. Nein, zum Krieger taugte ein Oberster Sekretär des Konsistoriums ganz und gar nicht. Eingezwängt, wie wir auf dem schmalen Uferstreifen waren, war eine breitere Front nicht möglich. Die Krieger links außen ritten bereits im seichten Wasser am Seeufer, während die Reiter rechts mit den Knien an der schwarz schimmernden Felswand längsschrammten. Die heransausenden Pfeile konnten uns nichts anhaben; unsere Schilde waren zwar bald gespickt wie Nadelkissen, sorgten aber zusammen mit der Rüstung für wirksamen Schutz unserer Rücken. Wir wahrten sorgsam die Formation.
    Dann stellte sich Aëtius in den Steigbügeln auf, riss sein Schwert in der grauen Luft in die Höhe, brüllte den Befehl zum Angriff und trieb seinem Pferd die Sporen in die Seite. Wir anderen folgten seinem Beispiel und verfielen vom Trab in leichten Galopp. Wasser und Kies stoben unter zweihundert dahinfliegenden Hufen auf, Sporen wurden in regennasse Flanken getrieben, und dann flogen wir in vollem Galopp dahin, die langen Speere aus Eschenholz niedrig unter dem Arm gehalten wie Lanzen und gegen die Rückseiten unserer stabilen Holzsättel gestemmt. Zweihundert Meter galt es im sich jetzt noch verstärkenden Pfeilhagel zurückzulegen; ein Platschen zur Linken, ein Schrei zur Rechten, Pfeile, die sich in Schilde bohrten, vom Pferd stürzende Männer. Die meisten aber duckten sich mit Erfolg. Angesichts unserer blitzartigen Attacke verloren bereits die ersten hunnischen Bogenschützen vor uns die Nerven und schossen ihre Pfeile nicht mehr ganz so präzise ab. Mit dieser plötzlichen, schnellen und disziplinierten Attacke durch schwere Reiter hatten sie ganz und gar nicht gerechnet.
    Auf den letzten paar Dutzend Metern brach unvermittelt die Sonne durch die graue Wolkendecke, und unsere Reiter kamen silbrig schimmernd im grellen Licht durch Regen und aufspritzendes Wasser mitten in die Reihen der Hunnen hineingaloppiert. Sie sprengten sie brutal auseinander, dieweil der Anführer auf seinem gescheckten Pony eilends kehrt machte und sich auf höher gelegenes Gelände rettete.
    Von der so jähen und heftigen Attacke der zahlenmäßig weit unterlegenen Gegner wurden die Hunnen, die in diesen fremden Bergen ohnehin verunsichert waren, vollkommen überrascht. Eingezwängt zwischen Seeufer und Felswand, konnten sie ihre gewohnte Taktik nicht ausspielen, die ihnen aus der Steppe vertraut war. Hier gab es nur düstere, schroffe Felswände, steile Bergpfade, zerklüftete Felsen und strömenden Regen, und jetzt diese brutale Attacke. Die gotischen Reiter wüteten erbarmungslos in den Reihen der Hunnen, streckten mit ihren Lanzen Ponys nieder und spießten leichtbewaffnete Krieger auf; es herrschte ein heilloses Durcheinander, in dem sich die Schreie von Mensch und Tier vermischten. Wo es nur ging, ließen sich Krieger auf ihren Ponys zurückfallen und zogen sich vor dem vernichtenden Angriff in die flachen grünen Hügel zurück. Viele jedoch steckten in dem Getümmel fest. Das steile Gelände ringsum bot keinerlei Möglichkeit zum Rückzug, und so waren sie unseren gepanzerten Reitern mit ihren Lanzen hilflos ausgeliefert.
    Waffen klirrten, Stahl krachte scheppernd gegen Stahl, Krieger waren besprenkelt mit Blut und Regentropfen, völlig entgeisterte Hunnengesichter wurden

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