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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Texte in der Synagoge zu studieren, die, wie es heißt, aus der Zeit der Makkabäer stammen …»
    «Treibt keinen Scherz mit mir. Wo habe ich Euch schon einmal gesehen?»
    «Ich bin ja schon ziemlich lange auf der Welt», sagte der Mann, noch immer ausweichend. «In einem Reich mit einhundert Millionen Seelen ist es durchaus möglich, jemandem ein zweites Mal zu begegnen. Alles geschieht zu unserem Besten et cetera. So, wo ist denn nur der Wasserkrug?»
    Aëtius trat auf ihn zu und hielt ihn fest. «Euer Name.»
    Der alte Mann sah ihn geringschätzig aus seiner großen Höhe an. Er hatte ernste Augen, wie man jetzt sah. «Mein Name ist Gamaliel.»
    Aëtius starrte ihn ungläubig an. «Ihr wart es, der ins Lager der Hunnen kam, zusammen mit dem britannischen Offizier, auf der Suche nach seinem Sohn. Ihr wart es! Ihr erzähltet, wie Ihr Aristoteles kennenlerntet.»
    «Ich bin überall auf der Welt zu Hause.»
    «Doch das geschah vor vielen Jahren, vor Jahrzehnten. Ihr habt Euch gut gehalten – wie alt seid Ihr jetzt?»
    «Älter als Ihr und jünger als Methusalem», sagte Gamaliel belustigt. «Nüsse und Beeren, Nüsse und Beeren. Aber ich esse sehr wenig. Also, Weib, wirst du nun endlich diese Läden hier aufstoßen?»
    Bei diesen Worten kamen die beiden Männer näher, die in der Ecke ihre Auseinandersetzung geführt hatten.
    «Verzeiht, dass wir Euch unterbrechen», sagte der eine. «Wir sind Mediziner auf dem Weg zurück nach Konstantinopel.»
    «Wir suchen hier Schutz vor den Reitern der Steppe, die hier in der Nähe sein sollen», sagte der andere. «Obwohl wir keine Angst haben, wir sind nur vorsichtig.»
    «Kein guter Ort, um Schutz zu suchen», murmelte Aëtius, noch immer halb in die Erinnerungen aus seiner Jugend versunken. «Sie werden hier sein, bevor dieses Geplänkel hier ein Ende hat.»
    Einer der Männer sah Aëtius entsetzt an, doch der andere holte Luft und wendete sich an Gamaliel.
    «Als strikter Pneumatiker der Alexandrinischen Schule, die der hochverehrte Athenäus von Attalia in Pamphylia gegründet hat, wie Ihr sicher wisst, der selbst ein Schüler des Stoikers Posidinius von Apamea war, ein Purist edelster Sorte angesichts der mannigfaltigen Verwünschungen und der verächtlichen Behandlung vonseiten der missratenen und hassenswerten Episynthetiker, dieser diebischen Elstern der medizinischen Ausbildung, welche der Schurke Leondias von Alexandria leitete oder besser gesagt in die Irre führte …»
    Gamaliel hatte mit der Untersuchung des kranken Bauern begonnen, doch die beiden studierten Ärzte folgten ihm.
    «Worauf wollt Ihr hinaus?», unterbrach Gamaliel, ein wenig gereizt.
    «Nun, mein Lieber», sagte der Arzt, «Euer Wunsch, die Läden zu öffnen, um frische Luft hereinzulassen, wie ich annehme, ist, so fürchte ich, völlig verkehrt. Frische Luft würde einem Mann unter diesen Bedingungen den Tod bringen», fuhr er fort und deutete auf den alten Bauern, «obwohl mir nach kurzer Betrachtung klar wird, dass er ohnehin bald des Grabes Beute sein wird. Dennoch, da wir ja an den hippokratischen Eid gebunden sind, bis dieser traurige Zustand ein Ende hat, erinnere ich Euch an die Lehren der Alexandrinischen Pneumatiker, die ganz deutlich machten, dass das
pneuma
, nämlich der lebendige Atem, nicht die ganze Seele, sondern nur die
Ermöglichung
derselben darstellt …»
    Die nächste Frau brachte einen Krug mit spätblühenden Blumen herein. Prinz Thorismund trat hinzu und raunte Aëtius etwas von einer großen Staubwolke in Richtung Norden zu.
    «… nämlich eine Zusammensetzung», der gelehrte Mann kam jetzt in Fahrt, «verschiedener Bestandteile der Luft und des Feuers, das
vehiculum
für die kosmische
sympatheia
, und in Wahrheit etwas ganz anderes als die absurde Ansammlung unsichtbarer demokritischer Partikel wie von den Peripatetischen Atomisten behauptet. Das
pneuma
, wie gesagt, ist der Sitz der körperlichen Stärke, von dort fließt der lebendige Atem durch alle Nerven und Gefäße des Körpers. Und das
pneuma
wird durch die tote Luft von draußen lediglich verdünnt und bringt womöglich den Tod.»
    «Faszinierend», sagte Gamaliel. «Streck deine Zunge heraus», wies er den Bauern an.
    Hinter ihm eilte Aëtius hinaus.
    «Dennoch», warf der zweite Arzt ein, «versichere ich, ein orthodoxer Peripatetischer Atomist, der in Athen, der Mutter aller Studien, an der experimentellen Enthauptung von Aalen, Ziegen, Schildkröten und Grashüpfern teilgenommen hat, Euch trotz der

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