Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
Vorbehalte meines Kollegen gegen meine eigene Schule, dass es der Kopf ist und nicht das
pneuma
, welcher den Sitz der Lebenskraft darstellt, und dass die Ballung der Atome im Kopf für alle Arten von nächtlichen Schweißausbrüchen, Beeinträchtigungen des Sehvermögens und Krämpfen in den Eingeweiden verantwortlich ist.»
    Gamaliel runzelte die Stirn. «Was wollt Ihr damit sagen? Dass wir ihm den Kopf abschneiden sollen?»
    Der Peripatetische Atomist lächelte nachsichtig über den dummen Scherz des Alten. «Guter Mann, ich sage ja nur, dass bei einem Mann seines Alters, der ohnehin bald sterben wird, der Körper zu weich und entspannt ist, dass die Bewegung seiner Atome verlangsamt ist und von zu viel Feuchtigkeit gehindert wird, weshalb man sie verdichten muss!»
    Die Schwangere in dem Bett hinter ihnen stöhnte.
    «Verdichten?», ereiferte sich der Alexandrinische Pneumatist. «Im Gegenteil, die Atome seines
pneuma
sind bereits zu sehr verdichtet. Sie brauchen mehr Raum. Dies kann durch gemäßigte Erstickung oder durch Aderlass erzielt werden.»
    Gamaliel sah die beiden an. «Ihr Herren, wenn Ihr einen rotgesichtigen Mann seht, voller Luft und Feuer – erscheint er Euch stark oder schwach?»
    «Stark.»
    «Wenn Ihr aber einen Mann seht, der so bleich und matt wie dieser hier ist und offensichtlich dünnes oder kaum Blut hat, erscheint er Euch dann stark oder schwach?»
    «Schwach. Aber, Herr, Galen sagt …»
    «Lasst mich in Frieden mit Galen», fuhr Gamaliel sie an. «Und nun, meine Herren, muss ich mich wieder meiner Arbeit widmen. Frau, reißt alle Läden auf! Und setzt Wasser auf. Einen großen Bottich, genau!»
    «Wasser!», riefen die Doctores aus. «Zu viel Feuchtigkeit, zu viel Weiches! Höchst gefährlich!»
    «Was diese Patientin angeht», sagte Gamaliel, wandte sich der jungen Frau zu und beugte sich dann lächelnd zu ihr herab, «wie alt ist … er? Sie?»
    «Fast eine Woche, Herr», keuchte sie. «Es ist eine Sie.»
    «Das ist gut», sagte er und drehte sich dann zu der Pflegerin um. «Bringt mir ein wenig Brot, am besten aus Roggen.»
    «Diese Patientin haben wir bereits untersucht», sagte der Alexandrinische Pneumatiker, «obwohl sie sich sehr schamhaft gebärdete – was bei Menschen aus dem Volk immer sehr lustig wirkt. Sie leidet an einer Verstopfung des Uterus, der Mutterkuchen wurde nicht völlig ausgeschieden. Wir empfehlen eine Anwendung mit Dung, möglichst vom Schwein, dem faulsten Dung, den es gibt, basierend auf dem Prinzip, dass Schmutz Schmutz heraustreibt.»
    «Was für ein dummes Geschwätz!», rief Gamaliel und wusch sich die Hände. «Schimmeliges Brot braucht sie. Schimmeliges Roggenbrot.»
    Beide Ärzte lachten ungläubig. «Herr, wie könnt Ihr nur!»
    «Habt Ihr vom Mutterkornpilz gehört, der auf Roggen wächst? Er taucht später im Brotlaib wieder auf, wenn es schimmelig wird. Er ist leicht giftig und führt auch zu Halluzinationen, aber er fördert auch die monatliche Regel. Stimuliert die Zusammenziehung der Muskeln im Uterus. Und nun aus dem Weg! Schweinedung, nicht zu fassen.» Er schob die mit offenem Mund dastehenden Ärzte beiseite und beugte sich wieder zu der Frau hinab. Zum noch größeren Erstaunen der Ärzte erklärte er der ungebildeten Patientin, welche Behandlung er ihr angedeihen lassen würde. Er erläuterte, dass ihr von dem Schimmelpilz wohl ein wenig unwohl werden würde, ein wenig schwindelig, sie sich aber innerhalb eines Tages besser fühlen werde. Die Frau deutete ein Lächeln an.
    «Das ist ganz falsch, ein großer grundsätzlicher Irrtum!», sagte der Pneumatiker. «Die Nachgeburt einer Frau ist nicht schimmelig, sondern schmutzstarrend, und muss auch dementsprechend behandelt werden.»
    «Schmutzstarrend?», wiederholte Gamaliel und richtete sich wieder auf. «Unsinn. Ihr könntet sie kochen und problemlos verzehren. Sehr nahrhaft. Ihr könntet sie sogar roh verzehren, wenn Ihr das wirklich wolltet, schön frisch.»
    «Der Mann ist von allen guten Geistern verlassen», murmelten sie und wichen voller Entsetzen einen Schritt zurück.
    Gamaliel lächelte und setzte seine Arbeit fort.
    * * *
    Auf der Stadtmauer hatten sich fünf Männer postiert: Prinz Thorismund mit seinen zwei gotischen Wolfskriegern, Jormunreik und Valamir, und zwei der Überlebenden aus Viminacium, Faustriemen und Arapovian. Es hieß, die Kaiserin habe sich schon den ganzen Tag über nicht wohlgefühlt und man habe einen alten jüdischen Arzt zurate gezogen. Einige

Weitere Kostenlose Bücher