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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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deren prächtige Innendekoration und Ikonen bereits von den Priestern abgenommen und innerhalb der Mauern in sichere Verwahrung genommen worden waren, so als wäre sie schon dem Untergang geweiht.
    * * *
    Es gab ein kurzes, bitteres Treffen zwischen dem Kaiser und seinem General. Theodosius erschrak zu Tode, als er hörte, dass das Mordkomplott fehlgeschlagen war. Vigilas? Vor Erschöpfung gestorben. Aëtius berichtete ihm von Attilas kleinem Scherz mit den fünfzig Pfund Gold. Und Chrysaphius? Aëtius ließ kein grausames Detail aus. Es war an der Zeit, dass dieser wirre, aber wohlmeinende Mann seinen Feind zu verstehen begann.
    «Attila schlitzte ihm vor unseren Augen die Kehle auf. Zuvor folterte er ihn eine Weile. Brach ihm die Nase, zertrat ihm die Knöchel und so weiter.»
    Theodosius schlug die Hand vor den Mund und sah Aëtius entrüstet an, weil er ihm keine Details erspart hatte.
    Es gab noch Schlimmeres. Aëtius zog das Blatt heraus, das Attila ihm übergegeben hatte.
     
    An den Kaiser der Oströmer, den Sklaven, Lügner, Feigling und Verräter. Derjenige, der es auf das Leben seines Herrn abgesehen hat, ist ein hinterhältiger Sklave. Du hast deinen Rang aufs Spiel gesetzt, und der göttliche Wille hat dich daher mir überantwortet. Wir werden kommen, um die Schuld einzutreiben. Attila, Tashur-Astur.
     
    Theodosius machte ein beinahe hysterisches Gesicht, beruhigte sich aber allmählich wieder. «Wir müssen ihn bestechen. Das ist unsere einzige Chance.»
    «Man kann ihn nicht bestechen. Er wird das Gold nehmen und Euch dann gleichwohl angreifen.»
    Mehrere Minuten lang ging er aufgeregt auf und ab. «Kann diese Stadt denn tatsächlich», sagte er schließlich mit leicht bebender Stimme, «Widerstand leisten gegen die Übermacht der Hunnen? Wo doch unsere eigenen Armeen zerstört sind und die Hilfe der westlichen Schiffe und Legionen zurückgehalten wird?»
    «Ja. Ich glaube, sie kann es.»
    Theodosius blickte sorgenvoll drein. «Meine besten Generäle sind gefallen. Aspar wurde am Utus erschlagen, Solimarius wurde in Chersonesus wie ein Hund zu Tode gehetzt, Zenobius – vielmehr seine sterblichen Überreste – liegt irgendwo in der Asche von Thessalonika, die er mit einer Handvoll Söldner zu verteidigen versuchte. Ihr seht –» Hilflos öffnete er die Hände. «Nur Ihr könnt die Stadt noch verteidigen. Ich lege sie in Eure Hände. Tut das Notwendige!» Er verharrte noch einen Augenblick, sah gleichsam durch Aëtius hindurch und zog sich dann in seine privaten Gemächer zurück.
    * * *
    Im Vorraum zum Empfangszimmer traf Aëtius auf Athenais.
    «Geht es Eurer Majestät heute besser?»
    Sie lächelte, ohne zu antworten. Dann sagte sie: «Der Kaiser ist ein guter Mann.»
    «Das weiß ich», sagte Aëtius. «Kein Valentinian.»
    «Das ist Verrat!» Ihr Tonfall klang nicht wirklich empört.
    Er lächelte. «Aus Theodosius spricht die liebenswürdige Stimme der Vernunft, ich weiß. Aber er sieht nur, was am Tage ist. Seine großen Augen dringen nicht ins Dunkel der Welt oder der Herzen der Menschen.»
    «Ihr dagegen könnt im Dunkeln ausgezeichnet sehen.»
    «Ich habe viel Übung darin.»
    Die Kaiserin seufzte. «Er ist der Ansicht, alle Menschen müssten im Grunde sein wie er. Vielleicht eine große Torheit.»
    «Eine Torheit ganz sicherlich. Die Vernunft ist schwach, und die Macht der Unvernunft ist gewaltig – es ist die Macht der uralten, irrationalen Kräfte.»
    «Das Feuer der Unvernunft brennt hell in Attilas Innerem.»
    «So stark wie die Sonne.» Aëtius lachte bitter auf. «Und der Kaiser, Gott behüte seine Kaiserliche Majestät, glaubt, er könne mit ihm verhandeln. Kann man mit der Sonne verhandeln?»
    Es entstand eine Stille, und dann berührte sie seinen Arm und sagte seinen Namen.
    Er wich zurück. «Verzeiht, Majestät. Ich habe zu tun.»
    * * *
    Noch immer kamen keine Nachrichten vom Herannahen des Hunnen-Wirbelwinds, doch die Luft war schwer und düster. Es würde nicht mehr lange dauern. Und so, inmitten von Zeichen und Vorzeichen, vom panischen Gemurmel der Menge und selbsternannter Unglückspropheten in den überfüllten Straßen der Hauptstadt, bereitete sich Aëtius auf die Schlacht vor.
    Er inspizierte die Stadtmauern vom Marmarameer bis zum Goldenen Horn und staunte erneut über ihre Stärke. Rechteckige Steinquader aus Kalkstein aus dem Tertiär ruhten auf einem Gesteinsfundament mit zermahlenem Schutt als Füllung. Die Türme waren separate Gebäude, eine

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