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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Pferd gegen ein besseres austauschen und entscheiden, welche Route sie nehmen sollten, um dem Wirbelsturm, der da drohte, auszuweichen. Doch noch immer folgte ihm Gamaliel, er watschelte ihm über den gesamten Hof nach, während sich die Wolfskrieger und das Gefolge der Kaiserin vor dem Tor versammelten. Ständig stieg er sich auf den abgewetzten Saum seines alten grauen Gewands, redete von den Sybillinischen Büchern, die vernichtet worden, aber noch nicht verstummt waren. Der General möge sich an die Prophezeiung des Livius halten, derzufolge Rom zwölf Jahrhunderte und fünf Lustren Bestand haben würde, eine Zeitspanne, die bald erreicht war. Und dass ein König käme, der zwei Königreiche zerstören wird. Nichts ist, wie es scheint. Die Geschichte ist noch nicht beendet. Wird sie es je sein? Was ist wirklich, die Zeit oder die Ewigkeit? In Träumen hat die Zeit keinen Bestand.
    Aëtius spähte in einen Tragekorb, überprüfte die Menge Korn darin. Er empfand den alten Mann als ausgesprochen lästig.
    «Gestern Nacht», fing Gamaliel wieder an, «hast du vielleicht wieder von deiner Jugend geträumt. Du warst wieder in der Schule, beaufsichtigt von deinem strengen Magister.»
    «Träume führen uns in die Irre», fiel Aëtius ihm ins Wort.
    «Wurde der Pharao von seinen Träumen in die Irre geführt? Oder Nebukadnezar? Gott spricht in unseren Träumen. Der Weise lauscht und gehorcht. Gib die Hoffnung nicht auf, Aëtius. Habe Mut!»
    Aëtius stieg auf und befahl, dass das Tor geöffnet werde. Dann drehte er sich um und schaute auf seine Kolonne. Wie wenige sie waren! Die Wolfskrieger mit ihren Flaggen, die in der Brise wehten, die Kaiserin mit ihren dunklen, schmerzerfüllten Augen. Schließlich raunte er Prinz Theoderich neben sich zu: «Zeit aufzubrechen. Attila wird uns verfolgen. Das Spiel hat begonnen.»
    «Hält er Krieg für ein Spiel?»
    «Er hält das ganze Leben und den Tod für ein Spiel. Vorwärts!»

16. DIE VERLASSENE STADT
    Ü berall im östlichen Reich jener Tage zogen die Hunnen ungehindert umher und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Es lag tatsächlich der Schatten Asturs über der Erde. Den ungeschickten Angriff auf Attilas Leben würden Tausende mit ihrem Leben bezahlen müssen.
    In den Häfen der Adria landeten Flüchtlinge und flohen weiter nach Westen, sie quollen aus brüchigen Booten und wanderten dann die italienische Küste entlang. Gerüchte von Zerstörungsorgien drangen bald bis an die entsetzten Ohren des Hofes zu Ravenna, und Valentinian, anstatt sich mit der Armee des Westens Attila in einem letzten, verzweifelten Versuch entgegenzustellen, ihm Einhalt zu gebieten, wie es ein Mann von anderem Kaliber wohl getan hätte, befahl seinen besten Legionen, sich auf den Sommermarschen untätig um ihn zu scharen, während ihre Brüder im Osten sie flehentlich herbeisehnten.
    Attila und seine Horden ließen in Moesia, Macedonia, Illyricum und Thrakien nichts als verbrannte Erde zurück. Sie radierten die Städte Nicopolis, Marcianopolis und die Metropole Sardica aus. Ihre blinde Zerstörungswut kannte keine Grenzen, sie schlachteten alles, was ihnen in die Quere kam. Sie zerstörten Philippopolis und Adrianopel, Edessa in Macedonia sowie die lieblichen Städte Salmydessos und Apollonia, außerdem Tomi, wo schon Ovid in der Verbannung geweint hatte. An der ägäischen Küste machten sie Amphipolis dem Erdboden gleich, und den großen Hafen von Thessalonika; sie raubten der reichen Stadt all ihr Silber und Blei und karrten es auf ihren riesigen Planwagen fort. Einige ihrer Truppen ritten noch weiter, als seien sie unfähig, ihre Pferde zu zügeln, und legten Thessalien und sogar das antike Hellas in Schutt und Asche. Korinth und Athen lagen verlassen da, doch sie zerstörten viele der Denkmäler dieser in der Vergangenheit hochverehrten Städte. Die Zahl ihrer Opfer belief sich auf Tausende, ja Zehntausende. Der Geruch verwesender Leichen lag überall in der Luft.
    Konstantinopel, dieser köstliche Ort, der «Rote Apfel», wie die Stadt auch genannt wurde, war einzig noch übrig. Die ummauerte Stadt Konstantins, das Neue Rom, war das letzte Bollwerk zwischen den Hunnen und den Schätzen des Orients: den wimmelnden Millionen Syriens und Ägyptens, den Städten Nikomedia, Ephesus und Antiochia, den alten Zentren der Christenheit, weit größer und bevölkerter als alles, was die Hunnen bislang zerstört hatten. Je mehr die Furcht vor dem bevorstehenden Sturm wuchs, desto

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