Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
Das Sonnenlicht flutete in den Keller, und die sieben Schläfer erwachten – sie glaubten, lediglich eine Nacht sei vergangen.
    Sie sandten einen der Ihren, Iamblichus, nach Ephesus, damit er Brot für ihr Frühstück kaufen ginge. Er kam in die Stadt und staunte über das riesige Kreuz über dem Haupttor. Er wollte den Bäcker mit einer alten Münze bezahlen, sprach sehr altmodisch und trug seltsame Kleidung. Da man ihn verdächtigte, im Besitz eines alten Schatzes zu sein, schleppte man Iamblichus vor ein Gericht in der Basilika. Die Vernehmung brachte schließlich die erstaunliche Wahrheit ans Licht. Alle gingen zu der Höhle, der Richter, der Hauptmann der Wache, der Präfekt der Stadt, und alles war so, wie Iamblichus es ihnen erzählt hatte. Die Schläfer segneten ihre Besucher, gingen wieder in die Höhle und freuten sich, dass sie den Triumph des Kreuzes noch hatten erleben dürfen. Sie legten sich friedlich hin und starben.
    Bis auf den prasselnden Regen war es ganz still. Ein streunender Hund trottete übers Pflaster. Es war eine unheimliche Geschichte. Zuletzt wollte Malchus dem Mann eine Münze geben, doch der wehrte ab und sagte, es habe keinen Sinn mehr, das Ende sei schon nahe. Mit seinem blutunterlaufenen Auge starrte er sie durchdringend an. «Um alle Seelen sorgt sich Gott, der Herr», sagte er leise. «Diese Nacht, morgen Nacht und alle anderen, trotz Feuer, Graupel, Hitze, bis hin zu Christ dann darf die Seele wandern.»
    Ein Nachtvogel rief in der Dunkelheit über den Mauern. Und dann begann die Erde zu beben.
    Als sie losrannten, hörten sie einen mächtigen Schrei aus dem Dunkel, der umso schrecklicher war, als es sich um den Schrei eines Mannes aus Stahl handelte. Es war der Heermeister, der mit diesem Schrei endlich seiner Verzweiflung Luft machte.
    * * *
    Das Erdbeben dauerte höchstens eine Minute. Ein tiefes Rumoren im Inneren der Erde, der Boden unter den Füßen der Menschen wankte, Tiere schrien aus purem Entsetzen. In den Häusern der Reichen ging ein Riss durch Mosaikböden, Öffnungen klafften auf, Kerzenleuchter zitterten, standen still und fielen dann herab. Kostbares Buntglas in den Kirchen zersprang in tausend Stücke. Mauern erbebten, ihr Kalk platzte auf und sandte Staubwolken aus. Steine polterten herab und begruben auf grausame Weise Körper unter sich.
    Die ganze Zeit über und noch Stunden danach fiel erbarmungslos der Regen. War die Stadt zuvor in schweigend angespannter Erwartung wie gelähmt gewesen, brach nun das Chaos los. Um Mitternacht erklangen die Glocken der Sankt-Irene- und der Apostelkirche sowie des Choraklosters und der großen Basilika Hagia Sophia, als wollten sie die Menschen zum Gericht rufen. Doch plötzlich verstummten die Glocken der Apostelkirche, und dann gab es einen schrecklichen scheppernden Klang. Das Erdbeben hatte den Glockenturm in seinen Grundfesten erschüttert, und er war eingestürzt. Vier Glöckner lagen unter den Trümmern begraben.
    Die Straßen verwandelten sich in Schlamm, Tiere wurden panisch, wehklagende Menschen rannten mit brennenden Fackeln hin und her. Einige suchten ihr Heil in der Flucht aus der Stadt. Obwohl es finsterste Nacht war und heftig schüttete, flüchteten sie sich in die halb zerstörten Häfen, drängten sich an den wenigen Wachen dort vorbei und bestiegen in großer Zahl die kleinen Boote. Einige versuchten sogar, über den Bosporus zu schwimmen. Doch die Strömung war stark, die Wellen wild und aufgewühlt, nachdem die Erde gebebt hatte. Als am nächsten Tag die Sonne aufging, beschien sie die Leichen von Hunderten, die an die stummen goldenen Küsten Asiens geschwemmt worden waren, einer seltsamen Art von Tang gleich. Die ersten Opfergaben.
    Aus der Tiefe seiner Verzweiflung fand der Heermeister endlich die Stärke, sich zu besinnen und weiterzumachen. Er gab den Befehl, dass niemand mehr hinausfahren durfte. Alle übrig gebliebenen Boote bis zum allerkleinsten Kahn oder Floß wurden zerstört, und selbst die lächerlich kleinen Julianus- und Constantinus-Häfen und Sancta Maria Hodegetria wurden blockiert. Der General tauchte überall zugleich auf, im einen Moment erschien er auf seinem weißen Pferd unten am Hippodrom, ließ es räumen und die Flüchtlinge auf verschiedene Familien verteilen, im nächsten Augenblick inspizierte er schon die Zisternen von Aelius und Mocius und dankte Gott, dass keine von beiden bei dem Beben beschädigt worden war. Sicherheitshalber nahm er sich die Zeit, um die beiden

Weitere Kostenlose Bücher