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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Männer in regelmäßigem Abstand auf der Mauer zu verteilen, oder?»
    Andronicus’ Miene verdüsterte sich einen Augenblick, dann grinste er. «Drei Meilen … etwa sechstausend Schritt. Sechstausend geteilt durch zweihundertundvierzig macht … einen Mann ungefähr alle fünfundzwanzig Schritt.»
    «Genau. Nicht viel, oder, Soldat?»
    «Nein, Herr.»
    «Deinen Männern steht eine aufregende Zeit bevor!»
    «Habt keine Sorge, Herr. Meine Männer sind aufs Beste trainiert wie im gesamten Imperium.»
    Aufs Beste trainiert, das wohl, und eine Elite. Aber sie kamen kaum zum Einsatz, besaßen keine praktische Erfahrung. Vielleicht hatte das aber auch seine gute Seite: Sie würden darauf brennen, ihre Tapferkeit unter Beweis zu stellen.
    «Es wird dir auch aufgefallen sein, Soldat, dass es drei Verteidigungswälle westlich der Stadt gibt. Wenn wir sie alle bemannen, in welchem Abstand kann das geschehen?»
    «Ein Mann alle fünfundsiebzig Schritt. Zu wenige.»
    «Genau. Selbst zwei Wälle zu bemannen, wäre unmöglich. Wir können also nur den innersten Wall schützen. Wir haben diesmal keine Möglichkeit einer gründlichen Verteidigung. Mit anderen Worten: Ihr braucht Nerven wie Drahtseile, denn innerhalb weniger Stunden oder Tage – je nachdem, wie es unserem Feind in seiner Güte und Freundlichkeit beliebt – werden hunderttausend Hunnen über den Graben und über die erste Mauer klettern, buchstäblich unbehelligt, bis auf unsere wenigen Schützen. Dann erklimmen sie auch den zweiten Wall, noch immer so gut wie unbehelligt. Erst beim dritten und letzten Wall werdet ihr eine Situation haben, um sie direkt bekämpfen zu können. Ein Mann alle fünfundzwanzig Meter. Bist du von der Unmöglichkeit dieses Vorhabens beeindruckt, Hauptmann?»
    Der Hauptmann grinste erneut ausgesprochen zufrieden. «Kann es gar nicht erwarten, loszulegen, Herr!»
    «Deine Männer sind keine professionellen Bogenschützen, stimmt das?»
    «Sie können mit einem Bogen umgehen, Herr.»
    «Sehr gut. Und jetzt bring sie herauf. Ich möchte, dass die Wachen vom Marmorturm im Süden bis herauf zum Sankt-Romanus-Tor stationiert sind. Nördlich vom Blachernae-Palast bis hinab zum Charisius-Tor positionierst du deine Hilfstruppen. Die Stadtwache stellt die Reserve an den strategischen Punkten, falls die Lage sich zuspitzt.»
    Missbilligend verzog Andronicus seinen fein gemeißelten Mund. Was für eine Schmach. Zusammen mit diesen Bauern kämpfen zu müssen, mit ihren Stöcken und Schaufeln!
    «Und das Lykus-Tal, und das Militärtor V, Herr?»
    Der Schwachpunkt, der Knackpunkt. Hier würde der Sieg errungen oder verloren und über das Schicksal der Stadt entschieden werden. «Hier stehen meine gotischen Verbündeten», sagte Aëtius. «Doch keine Bange, Soldat. Früher oder später werden wir dort alle kämpfen.»
    Er wandte sich nun an den anderen Mann, einen untersetzten, kräftigen Kerl mit einem buschigen, ungepflegten graumelierten Schnurrbart. «Und wer bist du?»
    Er salutierte nicht. «Tarasicodissa Rousoumbladeotes.»
    Aëtius verzog das Gesicht. «Sag das noch einmal, und ich bekomme Kopfschmerzen.»
    Andronicus grinste. Der schnurrbärtige Häuptling verzog keine Miene.
    «Und grüße deinen Ersten Offizier, wenn er dich anspricht», fauchte Aëtius. «Tarasicodissa Rousoumbladeotes.»
    Er sprach den Namen perfekt aus, obwohl er ihn nur ein einziges Mal gehört hatte. Das war nur wenigen Menschen gelungen. Tarasicodissa Rousoumbladeotes salutierte.
    Aëtius nickte. «Sehr gut. Von jetzt an werde ich dich Zeno nennen, also gewöhne dich besser daran. Verstanden?»
    «Verstanden.»
    «Du und deine isaurischen Stammesgenossen seid berühmt dafür, Banditen zu sein, dort, in den Bergen Kilikiens.» Zeno funkelte böse. «Aber hier habt ihr Gelegenheit, euch verdient zu machen. Eure achtzig Mann werden die Mauern des Blachernae-Palastes so lange verteidigen, bis die Hunnen vernichtet sind. In Ordnung?»
    Der Hauptmann nickte.
    «Und nun raus mit euch beiden. Es gibt viel zu tun!»
    * * *
    Obwohl oder vielleicht gerade weil nur so wenige Männer auf den Zinnen standen, wurde die Atmosphäre in der Stadt stündlich hysterischer, je tiefer die Sonne sank. Zweimal hörte man einen Ruf vom Turm einer Kirche oder eines Palastes, dass eine riesige Reiterschar sich von Westen her näherte, und zweimal erwies sich die Nachricht als falsch. Beim zweiten Mal handelte es sich um einen riesigen Schwarm Saatkrähen. Aëtius erteilte den Befehl, jeder

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