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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Urteile zu fällen. «Siebentausend Pfund», zischte er und schritt zurück auf seinen Thron.
    Aëtius wurde schwindelig.
«Wie viel?»
    «Attila nahm die Schatztruhen sehr gerne in Empfang, wie mir meine Kundschafter berichten, und zwar vorgestern. Er sprach sogar voll angenehm lakonischem Humor von einer ‹Entschädigung für die Kriegskosten›! Ein geringer Preis, den wir da für das Glück und Wohlergehen meines friedliebenden Volkes zahlen, General, von der Heiligen Stadt zur Donaugrenze, vom Schwarzen Meer bis …»
    Die große Audienzkammer hallte von einem fürchterlichen Gebrüll wider: «
Was für ein Narr!
Er hat bereits Tausende von Unschuldigen geschlachtet, und Ihr glaubt, Ihr könntet Frieden mit ihm schließen!? Ihr habt den Feind in die Stadt hereingelassen und im Voraus die Rechnung für Eure eigene Zerstörung beglichen!»
    Den Anwesenden blieb der Mund offen stehen. Bischof Epiphanius sog zischend Luft ein, Themistius rief: «Besinnt Euch doch!», und der Kaiser blieb auf den Stufen zum Podest stehen, den Rücken noch immer Aëtius zugewandt. Die Kaiserin blickte auf den zornigen General herab und rang die Hände im Schoß.
    «Besinnt Euch doch, General!»
    Aëtius sah in diesem Augenblick ziemlich besonnen aus. Er stellte ein rasches Rechenexempel an. Siebentausend Pfund byzantinischen Goldes, das zu einem Großteil das Gütesiegel der Kaiserlichen Schatzbehörde trug. Das genügte, um – das Blut schoss ihm in den Kopf – um zwanzigtausend der besten Söldner ein ganzes Jahr lang anzuheuern. Vielleicht sogar dreißigtausend. Alanische Lanzenreiter, Gepiden, Sweben, Teutonen mit Äxten, sarmatische Reiter, vielleicht sogar abtrünnige Perser. Warum hatte Konstantinopel diese Söldner nicht zu seinem eigenen Schutz gekauft? Der Grund war ein ganz einfacher: Die Söldner hätten nicht für Theodosius gekämpft, nicht für Rom. Sie hätten einfach nur das Gold genommen und sich dann auf die Seite des vermutlichen Siegers geschlagen.
    Attilas beste und treueste Kämpfer zählten sicher nicht mehr als dreißigtausend Hunnen. Der Rest waren Kutriguren, Hephthaliten, Anhänger unbedeutenderer Stämme, namenlose Orientalen, die bald ihre Identität einbüßen würden. Aber siebentausend Pfund: Attila hatte soeben seinen Anteil an Elitekämpfern verdoppelt. Und das große Opfer, das so viele von ihnen im Osten gebracht hatten, in Viminacium, Ratiaria, ganz verheerend am Utus und nun hier auf den Mauern von Konstantinopel – all dies war in den Staub getreten worden. Sie hatten die Heilige Stadt und die asiatischen Provinzen gerettet. Doch Rom war nun aufs Äußerste bedroht – vielleicht sogar unrettbar verloren.
    Er sprach wie im Traum. «Nicht einmal in den Schatzkammern von Byzanz lagert so viel Gold. Wie kann es geschehen, dass …»
    Theodosius setzte sich wieder. Erleichtert sah er, dass der General sich beruhigte – obwohl er dennoch hoffte, dass er bald wieder in Richtung Westen segelte.
    «Die loyalen Senatoren der Stadt sind der Aufforderung eifrig gefolgt. Einige gaben sogar den Schmuck ihrer Frauen und kostbare Erbstücke her. Wir selbst trennten uns von so manchem privaten Gegenstand, zum Segen unseres Volkes!»
    Die kriecherischen Höflinge murmelten zustimmend. Themistius fügte hinzu: «Zum Glück hat ein Abgesandter eines indischen Herrschers kürzlich einen Tiger für die kaiserliche Menagerie gesandt!»
    Es gab höfliches Gekicher, und der Kaiser entrang sich ein Lächeln. Huldvoll neigte er das Haupt.
    Der schreckliche General funkelte ihn nur umso wütender an.
    Theodosius fügte hinzu: «Wir haben unserem neuen Verbündeten Attila das Territorium von Pannonia Secunda gewährt, damit er sich dort mit seinem Volk niederlassen kann.»
    Niederlassen.
Ein wundervoller Euphemismus. Sein Pannonia Secunda – das hätte er sich über kurz oder lang sowieso geholt. Murmelnd schritt Aëtius auf und ab. Der Kaiser sah die Palatinische Garde bedeutungsvoll an.
    «Ich hatte ihn», sagte der übermüdete und völlig erschöpfte Oberbefehlshaber und hielt dabei die Faust vors Gesicht, «hier in meiner Handfläche. Eine Seuche ging durch sein Lager. Er wäre nicht vor ihr geflohen. Ich wusste, dass es da noch etwas gab, das ihn hielt. Er war stolz, schon als kleiner Junge. Nie gab er sich geschlagen, weder einem Prinzen noch der Pest. Sein eigener Stolz hielt ihn hier gefesselt. ‹Ob Ehrgeiz in die Schlacht uns treibt, ob Blutrausch oder Gier/mit eignem Staub geschliffen wie ein

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