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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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werden nie erfahren, was er wirklich ist.»
    «Er ist alt geworden und behauptet nun nicht mehr, er habe Aristoteles gekannt. Aber in Konstantinopel war er ein guter Arzt.» Gegen seinen Willen grinste Aëtius. «Komm rein.»
    Sie setzten sich auf zwei Hocker, und Aëtius goss seinem Freund eigenhändig den Wein ein. Sie stießen mit ihren Bechern an. Einmal, es war schon Jahrzehnte her, war Lucius ins Hunnenlager gekommen und hatte Aëtius zurück nach Rom gebracht, zusammen mit seinem eigenen freigelassenen Sohn, dem Knaben Cadoc. Attila war dagegen ins Exil, in die Wildnis geritten.
    Auf der langen Reise zurück an die Donau hatten sich Lucius, damals ein römischer Leutnant, und der hochmütige Römerjunge Aëtius – der für sein Alter ungemein ernst war – ein wenig angefreundet.
    «Jetzt fällt es mir wieder ein», sagte Aëtius, «die Narbe an deinem Kinn. Die hast du, seit du über einen Hund stolpertest – du warst damals betrunken – und auf einen Steintrog fielst, in Isca Dumnoniorum.»
    Lucius hob seinen Becher. «Auf dein gutes Gedächtnis, Heermeister. Du bist allerdings nicht ganz auf dem Laufenden, was den Namen der Stadt angeht. Die Stadt, beziehungsweise das, was davon noch übrig ist, heißt jetzt Esca.»
    «Esca?»
    «Mach dir keine Gedanken. Wie gesagt, es ist nicht viel davon übrig. Ein paar geborstene Mauern, die Überreste eines Marktplatzes, eine eingestürzte Kirche, ein paar traurige Kohlfelder. Die ehemalige Basilika wird als Feuerofen und Mergelgrube verwendet.» Er sprach leise, Bitterkeit schwang in seinen Worten mit. «Und ich heiße Ciddwmtarth. Lucius ist ein römischer Name. Aber die Römer haben uns im Stich gelassen. Ich weiß, Britannien hat keinen großen Beitrag zum Römischen Reich geleistet: Während vier langer Jahrhunderte brachten wir nur einen Ketzer, einen erbärmlichen Dichter und drei Verräter hervor. Kein Wunder also!»
    Aëtius deutete ein Lächeln an und blickte dann wieder ganz ernst. «Herrscht Friede mit den Sachsen?»
    Lucius schnaubte wütend. «Es wird niemals Frieden mit den Sachsen geben. Sie nennen uns bereits
Wealha
, Fremde und Sklaven. In unserem eigenen Land! Sie kreuzigen einen von zehn Gefangenen, zu Ehren ihrer heidnischen Götter. Ihre Barbarei kennt keine Grenzen, niemals werden sie zu den zivilisierten Völkern der Erde zählen. Meine Leute sind nur wenige, sie sind in Bedrängnis. Ich führe sie in der Schlacht, aber die Kämpfe nehmen kein Ende, und sie sind sehr erschöpft. Sie träumen nur davon, in die Berge im Westen fliehen zu können, immer weiter nach Westen. Die Sachsen sind schon bis Corinium und Viroconium mit den weißen Mauern gelangt. Und dabei haben wir sie ins Land gerufen, damit sie für uns arbeiten! Nun aber beanspruchen sie die ganze Insel Britannien für sich, wollen ihr ihre Gesetze und Gebräuche aufzwingen. Wir haben unsere eigene Welt zerstört.»
    Aëtius setzte seinen Becher ab. «Mein alter Freund und Führer, ich weiß, warum du so viele Wochen hierher gesegelt bist – und das noch dazu im Winter. Ich weiß, wie bitter es für dich sein muss. Aber wir können dir keine Männer zu Hilfe schicken.»
    Lucius packte ihn am Arm, plötzlich ganz leidenschaftlich geworden. «Nur tausend deiner Männer, ich flehe dich an! Um unserer alten Freundschaft, um Jesu Christi willen! Heermeister des Westens, mit dem ich als kleinem Jungen reiste, verwehre mir das nicht! Eintausend deiner besten Männer, und glaube mir, wir werden die Sachsen auf dem Schlachtfeld besiegen, selbst wenn sie mit zehntausend Mann kommen – ein für alle Mal. Sie sind zahlreich, und sie kämpfen wie besessen, allerdings jeder für sich. Eine gute Legion könnte sie packen. Und dann käme das Königreich des christlich-keltischen Britannien endlich zur Ruhe. Meine eigenen Leute sind leider keine Krieger, es sind nur einfache Bauern. Ihnen ist es unmöglich.»
    «Mir ist es auch unmöglich.» Aëtius ließ sich nicht beirren. «Ich kann dir keine hundert geben, nicht einmal fünfzig. Meinem Kommando unterstehen fünfundzwanzigtausend Krieger, und jeder Einzelne zählt. Die Armee der Barbaren, die sich von Osten her nähert, umfasst hunderttausend berittene Krieger und mindestens zweimal so viele Fußsoldaten. Es ist unmöglich!»
    «Und Rom ist dir wichtiger als Britannien.»
    «Ja, das ist es», sagte Aëtius mit fester Stimme.
    Lucius blickte wütend zu Boden. «Und dabei habe ich diesem Hunnenknaben dreimal das Leben gerettet!»
    Keiner der

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