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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Männer Schlange standen. Dass die Spiele heute so erbärmlich waren, machte die Sache auch nicht besser. Zwei Einbrecher wurden zu einem Kampf auf Leben und Tod mit Netzen und rostigen Schwertern gezwungen. Ein betagtes Pferd, das einem Senator auf den Fuß getreten war, wurde mit einem Seil zu Boden gezerrt und mit Keulen erschlagen. Dann gab es die unvermeidliche Darstellung der Geschichte der Pasiphae, der Königin Kretas, stets eine beliebte Nummer. Ein erregter Bulle wurde in einem Kran zu einer festgebundenen, kahlgeschorenen Sklavin herabgelassen, die, so hieß es, ihre Herrin angegriffen und ihr die Haut vom Gesicht gekratzt hatte. Das Mädchen starb. Die Menge jubelte.
    Später kamen Sklaven und sammelten die diversen Organe und Körperteile auf, die in der Arena herumlagen, streuten frischen Sand ein und schrubbten die Sitze sauber. Eine Mischung aus Blut, Samen, Urin und Kot – denn niemand mochte sich während der Spiele erheben, und der Plebs entleerte sich ohnehin dort, wo er gerade saß – wurde in die Kanalisation der Stadt und von dort ins Meer geschwemmt.
    Aëtius hörte, wie eine Stimme sagte: «Dein Reich ist aus den Fugen geraten. Mit Rom ist es aus. Das, wofür du gekämpft hast, hast du bereits verloren. Schließe dich uns an.»
    Es war die Stimme Attilas, die Stimme der Versuchung. Mit ihr verband sich für Aëtius die Vision einer weiten, endlosen Steppe, über deren smaragdgrünes Frühlingsgras ein frischer Wind blies; riesige Herden prächtiger Pferde galoppierten nebeneinander her oder tranken aus kristallklaren Strömen. Ein friedliches Zeltlager freier, einfacher Menschen, die Männer unterhielten sich miteinander, die Frauen kochten, während ihre Kinder spielten und lachten und der Rauch von Holzfeuern in dünnen Fäden in die klare, stille Luft aufstieg. Vielleicht stand da auch ein Mädchen, das die Hand auf den sich wölbenden Bauch gelegt hatte und dessen andere Hand von einem narbigen, vom Schicksal gezeichneten Flüchtling gehalten wurde, der sich einst Römer genannt hatte. Hinter ihnen hohe Berge mit schneebedecktem Gipfel und ein goldener Adler, der sich zum ewigen Himmel aufschwang …
    Die Menge brüllte.
    Er schüttelte sich und verscheuchte den unmöglichen Traum, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann legte er dem gelangweilt dreinblickenden Senator seinen Plan dar.
    «Die Marine wieder aufbauen, meint Ihr?», sagte dieser in seiner langgezogenen Sprechweise. «Hier in Aquileia?» Er stieß einen der Sklaven für einen Augenblick mit dem Fuß zur Seite.
    Aëtius nickte. «Die Lagune von Venetia wird in einen riesigen Hafen verwandelt. Er wäre leicht zu verteidigen. Von dort könnten wir die Adria kontrollieren, nach Afrika segeln, um die Vandalen zu bekämpfen, könnten uns erneut der Kornkammern bemächtigen …»
    «Kühne Pläne!», Nemesianus sah ihn belustigt an.
Belustigt
, und das angesichts der bedrohlichen Situation. «Und ich nehme an, das wird eine Menge Geld kosten –
mein
Geld?»
    «Untätigkeit wird uns noch teurer kommen. Wenn Attila uns besiegt, was bleibt dann noch? Er wird alles zerstören. Besiegen wir ihn jedoch, selbst dann werden wir an die Grenzen der Erschöpfung kommen. Wir müssen für die Zukunft planen.»
    «Es tut mir leid», sagte Nemesianus, «aber in Zeiten wie diesen muss jeder sehen, wo er bleibt. Im Hafen von Aquileia wartet ein hübsches kleines Segelschiff auf mich, das mich nach Osten bringen wird. Ich habe immer von den Ionischen Inseln geträumt. Mein Reichtum ist mir sicher, viel davon liegt nun auf einer levantinischen Bank. Mein lieber Mann», er wollte Aëtius’ Knie berühren, besann sich dann aber, «mein lieber altmodischer, strenger, am Gemeinwohl interessierter, republikanisch gesinnter, patriotischer Heermeister Aëtius, Ihr wurdet zur falschen Zeit geboren.» Er beklatschte höflich die Szene, die gerade dargeboten worden war, und fuhr dann fort: «Ja, Ihr seid wohl der Scipio Africanus unserer Tage.»
    Die Furcht vor Aufrichtigkeit, der Unglaube, die stets präsente Ironie, die genervte Sprechweise, die Leere hinter all der Klugheit, die Engstirnigkeit – Aëtius hätte ihm den Hals umdrehen mögen.
    Stattdessen straffte er sich, erhob sich und wünschte dem Senator alles Gute für seine Zukunft, sein Leben in einer privaten Villa auf einer ionischen Insel mit seinen fügsamen Sklavenjungen. Was für ein edler Traum.
    Als er das Amphitheater verließ und die Prostituierten abschüttelte, die sich an

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