Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
Lutetia. Der andere Teil kam über das Tal der Mosella nach Süden und verwüstete Augusta Treverorum, das Land der Mediomatrici und Remi.»
    «Auch Treverorum also.» Sein großes schwarzes Tor, die Porta Nigra, mit seinem massiven Fallgitter, eines der Wunder Belgicas.
    «Es heißt, die erste Armee – vielleicht auch beide – würden als nächstes Aureliana überfallen. Um dann … nach Süden zu kommen.»
    Und nichts als Leichen zu hinterlassen. Sämtliche Straßen Galliens, die ganze Via Poenina und das Rhodanum-Tal hinab, nichts als Tote.
    Er hatte Germanien im Winter durchquert. Nicht nur mit seiner Armee, nein, mit seinem gesamten Volk, mit alten Männern, Frauen und Kindern, mitsamt ihren Karren und Fuhrwerken voller Beutegut. Es war eigentlich unmöglich, in den verschneiten Wäldern gab es ohne gespurten Pfad kein Durchkommen. Doch was war für Attila, die Geißel Gottes, unmöglich? Hatte er nicht Gott auf seiner Seite? Er war durch jene dunklen, schneebeladenen Fichtenwälder geritten, war anstatt schwächer immer stärker geworden. Vielleicht hatte er bewusst ein kälteres Klima gewählt, damit die Krankheit und das Fieber unter seinen Leuten vernichtet wurden. Und es hatte funktioniert.
    Mit seinem byzantinischen Gold hatte er wahrscheinlich entlang der Wegstrecke neue Söldner hinzugekauft. Unter seinen neuesten Verbündeten waren wohl Gepiden, Alanen und sarmatische Lanzenreiter. Während er Germanien durchquerte, hatten sich immer mehr Stämme unter seinem Banner versammelt, um an dem größten Beutefeldzug der Geschichte teilzunehmen. Die germanischen Völker hegten bestimmt noch Rachegefühle gegenüber Rom, sie waren eingebrannt in ihre Gene. Die Nachkommen des Arminius sangen noch immer ihre Klagegesänge von der Schlacht im Teutoburger Wald, die doch schon vierhundert Jahre zurücklag.
    Aëtius stand wie versteinert da. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Lucius absteigen wollte. Wütend fuhr er herum.
    «Nein! Du reitest jetzt nach Hause!» Dann riss er sich zusammen und sagte gelassener: «Alter Freund und Führer, um Himmels willen, geh! Reite zurück an deine Küste, setze nach Britannien über, auch wenn jetzt Winter ist.» Lucius zögerte. «Wie ich schon sagte: Es wird dir besser ergehen auf deiner sanften grünen Insel. Der Rest Europas steht in Flammen. Nur ihr seid noch übrig. Nur ganz im Westen wird vielleicht irgendetwas von der Alten Welt fortbestehen. Möge dir dies Stärke verleihen, wenn du gegen die Sachsen kämpfst!»
    Lucius blickte ihn düster unter seinen buschigen weißen Augenbrauen an. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und schlug wortlos den Weg nach Aquileia ein.
    «Es gibt noch weitere Nachrichten, Herr, die nichts mit Attila zu tun haben.»
    Aëtius sah dem Reiter nach, der sich in Richtung Süden entfernte. In seinen Augen brannte Sehnsucht. «Rede weiter!»
    «Aus Konstantinopel, Herr.»
    Aëtius wandte sich um.
    «Kaiser Theodosius ist tot. Er fiel vom Pferd, als er ausritt, und verletzte sich schwer am Rückgrat. Er ertrug seine Schmerzen mit großer Tapferkeit und Fassung, so heißt es, und starb drei Tage später, den Namen unseres Heilands auf den Lippen.»
    Aëtius bekreuzigte sich. Dieser gelehrte Einfaltspinsel …
    «Der neue Kaiser ist ein gewisser Marcianus, Herr. Er hat mittlerweile die Schwester des alten Kaisers geehelicht.»
    Aëtius zuckte ungläubig zusammen. «Pulcheria? Diese verdorrte eiserne Jungfrau?»
    «Eben jene, o Herr.»
    «Und was ist mit Theodosius’ Witwe? Der Kaiserin Eudoxia?»
    «Sie hat sich nach Jerusalem zurückgezogen. Die Beziehungen zwischen ihr und Kaiserin Pulcheria waren ja von jeher schwierig, wie es heißt. Kaiser Marcianus hat bereits Kontakt zu Kaiser Valentinian aufgenommen und ihm allen erdenklichen Erfolg im Kampf gegen die Hunnen gewünscht. Er bedauert sehr, ihm nicht beistehen zu können. Doch die Truppenstärke sei zu schwach, und außerdem seien sie vollauf mit dem Kirchenrat von Chalcedon beschäftigt.»
    Aëtius setzte ein saures Lächeln auf und nickte, während ihm ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf schoss und er einen Augenblick lang sogar Gallien vergaß. Sie war also in ihr geliebtes Jerusalem zurückgekehrt: weiter entfernt von ihm als je zuvor. Vor langer, langer Zeit hatte ein junger Heerführer einmal eine wunderschöne, verheiratete Kaiserin auf einer mondbeschienenen Terrasse geküsst. Nun war sie Witwe und frei. Doch die Zeit war gegen sie. Es war unmöglich. Er wurde anderswo

Weitere Kostenlose Bücher