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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Legionskastell den Weg versperrte und sich ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der Geschosstechnik darin erschöpften, Pfeile in brennendes Pech zu tunken. Geschosse dieser Art konnten den Festungsmauern nichts anhaben.
    Aber jetzt …
    «Herr?», wandte er sich an seinen Decurio.
    «Hm?» Der junge Offizier hatte seinen Helm kurz abgesetzt und auf der Brustwehr abgestellt, um ihn mit seinem wollenen Halstuch abzureiben, und so traf ihn der erste Pfeil mitten in die Stirn. Der Helm kullerte von der Mauerkante und stürzte lautlos in die Tiefe, während er selbst leblos auf die Mauer hinsackte.
    Der Soldat wollte vor Entsetzen aufschreien, brachte aber nur ein blutiges Gurgeln zustande, da ein weiterer Pfeil von unten in seinen Hals zischte und sich bis in den Schädel hinaufbohrte. Während er noch hektisch an seinem Hals umhertastete, geriet er ins Straucheln und rollte die Treppe hinunter bis zu den Wehrzinnen.
    Die Artilleristen blickten sich bestürzt und verwirrt in alle Richtungen um.
    Dann sah einer von ihnen, was los war. Aus dem Nebel tauchten hochwandige Schiffe auf, die langsam den Nebenfluss entlangtrieben. Nein, nicht die Donauflotte aus Ratiaria, die ihnen zu Hilfe eilte. Das waren vollkommen andersartige Schiffe, wer weiß wo erbeutet, die ruhig und gemächlich wie übergroße Schwäne durch den weißen Sommernebel glitten, ein jedes voll besetzt mit Bogenschützen, die die Kastellmauer jederzeit mit einem Pfeilhagel belegen konnten.
    «Feind am Nordwall!»
    Auf der Westmauer jedoch hatten sie bereits ganz eigene Sorgen.
    Der Zenturio neben Sabinus ließ ein Knurren vernehmen. Er selbst trat, am ganzen Leib zitternd, einen Schritt vor, bestürzt und gleichwohl fasziniert. Was er da sah, überstieg zunächst sein Begriffsvermögen. Er stützte sich an der Mauer ab.
    Die Barbaren verstehen nichts von Belagerungstechnik. Zur Sicherheit wiederholte er es im Stillen noch einmal. Die Barbaren verstehen nichts von Belagerungstechnik.
    Tatullus sprach für ihn. «Verdammt, was ist denn das, Bürgerkrieg?» Um sich dann blitzschnell zu ducken und in Deckung zu gehen, als ein einzelner Pfeil klappernd gegen die Steinmauer neben ihm prallte. Deckungsfeuer für die –
    Sabinus duckte sich nicht. Er stampfte mit den schweren, eisengenagelten Sandalen auf den dicken Holzbohlen auf, dass es nur so dröhnte. Das war kein Traum.
    Das war Wirklichkeit. Und heute war der Tag, an dem er sterben würde.
    Allmählich lichtete sich der Nebel. Ein Stück vor dem Westtor ragte weiter der Speer mit der einzelnen schwarzen Feder aus dem Boden, wo ihn der einsame Reiter am Vorabend eingerammt hatte. Es ging ein kühler, leiser Wind, kaum mehr als ein Hauch, und der Dunst über den nassen Wiesen verzog sich langsam in Richtung Fluss. Von diesen Wiesen aber war nichts zu sehen. Weil sich dort dicht an dicht Scharen von Reitern versammelt hatten.
    Die vorderste Reihe bildete eine Gruppe langhaariger, halbnackter, tätowierter hunnischer Edelleute, Generäle womöglich, an deren Armen und Hälsen es golden schimmerte; dazu ein hellhäutiger Mann mit schütterem Haar, erkennbar von anderer Rasse. An ihrer Spitze wiederum saß ihr Anführer und blickte heiter lächelnd zu den Mauern Viminaciums empor, ein Schwert locker in der Rechten baumelnd, als wollte er jeden Moment lospreschen und das Kastell mit blankem Stahl angreifen. Der Mann vom Vorabend. Attila.
    «Herr, an der Nordmauer sind Schiffe aufgetaucht. Voller Bogenschützen. Es hat erste Verluste gegeben.»
    Sabinus beachtete den aufgeregten Soldaten nicht. Nur das, was hier im Westen eben vor ihren entsetzten Augen aus dem Nebel zum Vorschein kam, war jetzt von Belang. Was einem das Blut gefrieren ließ, war weniger die gewaltige Barbarenhorde bewaffneter und geschmückter Reiterkrieger, als vielmehr das Kriegsgerät, das sie mitgebracht hatten. Es widersprach allen Erkenntnissen, allen Erwartungen. Inmitten der Horde, noch halb verhüllt von Nebelschleiern, standen zwei hohe Belagerungstürme aus Holz auf großen, stabilen Rädern; zwei gewaltige Onager, Katapulte, deren Wurfarme bereits mit großen Steinen geladen waren; ein Rammbock mit Bronzekopf und Schildkröte, einer steilwandigen Schutzverschalung aus dicken Holzplanken und Eisenplatten; des Weiteren, verteilt zwischen den Reitern, eine Anzahl kleinerer Geschütze, Katapulte und Ballisten. Lauter schweres Kriegsgerät also, über das Barbaren eigentlich nicht verfügen sollten.
    Männer mit Ochsenkarren wimmelten

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