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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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einzelne Trommelschlag wie ein Schlag in die Magengrube, dazu das Rasseln hunnischer
zils
, Becken, ein Lärm, unter dem die Erde selbst erbebte.
    Sabinus bellte einen weiteren Befehl: «Alle Zivilisten runter in den Kerker schaffen, alle gegenwärtigen Häftlinge in den Hinrichtungskerker.»
    Ein Soldat wurde bleich. «Die Familien, Herr? Kinder?»
    Sabinus sah ihn an. «Hast du Angehörige hier?»
    «Eine Schwester, Herr, in Baracke VI , und ihre beiden Kinder.»
    «Dann glaube mir, Mann, für diese Maßnahme wirst du mir noch dankbar sein.» Er blickte wieder hinaus auf die Ebene. «Im Kerker sind sie am sichersten.»
    Auf dem Wehrgang direkt unter ihm zog ein Bogenschütze seine Bogensehne zurück, obwohl die heranflutende Horde noch längst nicht in Schussweite war. Es war wieder der stolze, eigenwillige Armenier, Arapovian, der inmitten der lärmenden Hektik der Artillerie eine stoische Ruhe ausstrahlte. Sein linker Arm, mit dem er den Bogen hielt, war im Lazarett dick verbunden worden; ein kleiner, dunkelroter Fleck auf dem Verband jedoch verriet, dass seine Unterarmwunde nach wie vor blutete. Der Mann mit der kühnen Adlernase blickte ruhig und beherrscht drein, obwohl sein olivenfarbiges Gesicht mit Schweiß überperlt war. Anscheinend betrachtete er sich als autonomen Einzelkämpfer, dem Normalsterbliche nichts zu befehlen hatten; denn einen Feuerbefehl hatte ihm niemand erteilt. Sabinus beobachtete ihn fasziniert und meinte zu sehen, wie sich der Blutfleck auf dem Verband vergrößerte, als Arapovian seine Bogensehne spannte. Von den Schmerzen, die er gewiss auch hatte, ließ er sich nicht das Geringste anmerken. Sein Bizeps wölbte sich, als er die Sehne seines tödlichen Bogens asiatischer Bauart spannte, der sich ober- und unterhalb der geschmeidigen Biegung abermals auswärts krümmte. An der Pfeilspitze brannte ein Klumpen Pech. Der Armenier zielte ein letztes Mal und schoss den Pfeil dann ab.
    Andere Soldaten drehten sich überrascht um, um seinen Flug zu verfolgen.
    Der Pfeil landete direkt vor dem hunnischen Speer, der weiter wie eine Beleidigung und ein Urteil vor dem Westtor in der Erde steckte, mit der schwarzen Feder am Ende, die sich leise im Wind bewegte. Dann erlosch er. Dünner Rauch stieg auf, und das war es. Arapovian hatte den Pfeil mit zu viel Kraft abgefeuert, die brennende Spitze hatte sich in die staubige Erde gebohrt und war dort erstickt. Kein gutes Omen. Dann aber stieg wieder etwas Rauch auf, und das Pech flammte von Neuem auf. Eine dünne Flamme leckte am Schaft des Hunnenspeers hinauf, und dieser fing tatsächlich Feuer.
    Der Betrieb an den Ballisten und Geschützen oben auf den Türmen kam kurz zum Erliegen, weil die Männer ihre Arbeit unterbrachen, um sich das Schauspiel anzusehen. Sollen sie ruhig, dachte Sabinus. Momente wie dieser waren so wertvoll wie eine zusätzliche Kohorte.
    Es war ein erstaunlicher Schuss, ungeheuer zielsicher.
    Pfeil und Speer brannten jetzt zusammen. Blitzschnell sausten die vom Pech genährten Flammen am Speerschaft bis zu der langen schwarzen Feder am Ende hinauf, die gleich darauf zu Asche verglüht war. Eine Flamme, ein kurzer Windstoß, mehr war nicht nötig gewesen, um dieses ominöse Symbol der Einschüchterung unschädlich zu machen.
    Dieser Armenier nahm sich schon eine ganze Menge heraus. Aber er war kein Dummkopf. Auf den Mauern brandete Jubel auf. Arapovian schien es gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, wandte sich nicht einmal um.
    «Hochnäsiger Hurensohn», brummte Faustriemen ganz in der Nähe.
    Für dieses Bravourstückchen hatte er einen Orden verdient. Sabinus rief zu ihm hinüber: «Wenn das hier vorbei ist, wirst du mit einer
corona obsidionalis
ausgezeichnet.»
    «Wenn das hier vorbei ist», erwiderte Arapovian, ohne den Blick von der herannahenden Horde abzuwenden, «werde ich froh sein, noch am Leben zu sein.»
    Er nockte schon den nächsten Pfeil in seinen Bogen ein, legte den verwundeten Arm auf die Mauerbrüstung und wartete.
    Der Feind wälzte sich näher.
    Die Belagerungstürme der Hunnen waren nach allen Regeln der Kunst konstruiert. Riesige, mit Flusskraut und Rosshaar ausgestopfte Polster aus Rohleder, die gründlich mit Wasser durchtränkt waren, sorgten an der Frontseite für Schutz vor Brandpfeilen. Einer von links, einer von rechts, kamen sie auf die Westmauer zugerollt. Die Linien der Reiterkrieger, die die Türme begleiteten, machten noch außer Reichweite der römischen Geschütze halt.
    Sabinus brüllte seiner

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