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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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geschäftig um die Onager herum, ein fernes Knarren von Seilen und Winden und Lederschlaufen war zu vernehmen. Bald schon würde das sich steigernde, nervenzerfetzende Kreischen herüberdringen, wenn die als Feder fungierenden verzwirbelten Seilbündel bis zum Gehtnichtmehr gespannt wurden, gefolgt vom Schnappen beim Lösen der Sperre, worauf der Wurfarm hochschnellen und mit einem dumpfen Pochen gegen den gepolsterten Querbalken schlagen würde, während der losgeschleuderte Stein auf die Mauern Viminaciums zuflog.
    «Jetzt steht uns einiges bevor», murmelte Tatullus.
    Sabinus schüttelte seine Benommenheit ab. «Katapulte herumdrehen!», brüllte er. «Mauerartillerie! Alle Einheiten auf die Türme. Los, Beeilung!»
    Auf den hufeisenförmigen Ecktürmen brach umgehend hektische, lärmende Betriebsamkeit aus, während die leichte Artillerie, die Ballisten und Armbrustgeschütze, auf ihren Gestellen aus massivem Eisen herumgedreht und für die ersten Schüsse ausgerichtet wurden. Vermittels Winden, die von den Männern über lange Ratschenhebel aus Holz bewegt wurden, wurden die Seilbündel unter knarrenden Geräuschen auf den Spulen immer und immer straffer zu höchster Kraft gespannt. Die Bogensehne wurde zurückgezogen und ein schwerer Bolzen mit Eisenspitze in die Rinne davor gelegt. Beim Lösen der Sperre wurde der Bolzen dann von der zuvor erreichten Schnellkraft mit tödlicher Wucht abgefeuert. Ein Bolzen war schon nicht übel, eine ganze Reihe solcher Geschütze konnte mit einer gleichzeitig abgefeuerten Bolzensalve jedoch eine ganze Reiterphalanx zu Fall bringen, wodurch dann auch die nachfolgenden Reiter in heilloses Chaos gestürzt wurden. Mit einer solchen Waffe dürften es die Hunnen noch nie zu tun bekommen haben.
    «Lange Brandbolzen laden! Teereimer auf allen Bastionen bereithalten. Teer anzünden!»
    Die
pedites
, Fußsoldaten, die in der Festung als Läufer und Boten eingesetzt wurden, spurteten los.
    «Und Heuballen, Steine, umgekippte Fuhrwerke, alles als Bollwerk am Westtor auftürmen. Das werden wir eine Zeit lang nicht benutzen.»
    An allen Ecken und Enden fehlte es an Männern.
    «Die Frage ist doch», sagte Sabinus, während er wieder nach unten blickte, «wissen sie diese Onager überhaupt zu bedienen?»
    Und schon eröffneten die Onager aus dem Nebel heraus den Beschuss. Oben auf dem Turm war der dumpfe Aufprall massiger Wurfarme gegen gepolsterte Querbalken zu hören, gefolgt von dem unheimlichen, fast unhörbaren Summen der in niedriger Höhe heransausenden Wurfgeschosse, deren Ziel offenbar die Grundmauern der Festung waren. Beide Katapulte benötigten genau einen Probeschuss. Ein Steinbrocken war zu kurz gezielt und landete mit solcher Wucht im Staub, dass sich davor die Erde zusammenkräuselte. Sabinus hielt den Atem an. Gleich darauf wurde der Südwestturm von dem zweiten Stein getroffen, mit einem Geräusch, das aus den Tiefen der Erde aufzusteigen schien, einer Art unterirdischem Donner. Die Männer auf dem Turm mussten an ihren Speeren Halt suchen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    «Frage beantwortet», bemerkte Tatullus trocken. «Ja, sie wissen, wie die zu bedienen sind.»
    Die Onager hielten wieder inne. Draußen auf der Ebene setzte sich die riesige Kriegsmaschine der Hunnen in Bewegung und wälzte sich vorwärts. Die Hunnen waren zwar des Lesens und Schreibens unkundige Barbaren mit einer Sprache, die aus einer Abfolge unmöglich in Buchstaben zu fassender Knurr- und Grunzlaute bestand, aber allemal klug genug, ihre Onager nicht zu benutzen, während davor gerade ihre eigenen Linien vorrückten. Ja, sie wussten genau, was sie taten. Sie mussten sich mit irgendeiner Macht verbündet haben, die sich auf Belagerungstechnik verstand. Mit wem? Doch nicht etwa mit einem römischen Verräter? Heermeister Aëtius hatte als Knabe eine Zeit lang bei den Hunnen gelebt. Hatte er sich etwa mit seinen alten Freunden verbündet, um mit ihrer Hilfe das Oströmische Reich zu erobern?
    Nein. Nicht Aëtius. Aber wer dann?
    Riesige, massive Holzräder knarrten und ächzten unter der Masse der Last. Ochsen wurden mit Peitschenhieben unter ihren Holzbedachungen angetrieben. Quietschen, Ächzen und Stöhnen von Tier, Mensch und Maschine bildeten eine grässliche Geräuschkulisse, während die beiden Belagerungstürme unaufhaltsam näher rückten. Das Ganze untermalt von schmetternden Kriegstrompeten und dem dumpfen Donnern von Kesselpauken, auf die mit Knochen eingeschlagen wurde, jeder

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