Attila - Die Welt in Flammen
Belagerungstürme, und zwar im größtmöglichen Winkel. Schleuderkugeln mittlerer Größe und Bolzen mit schweren Eisenspitzen überkreuzten sich auf ihrer Flugbahn von den Ecktürmen aus und schlugen dann in geringer Höhe ein. Ein gelungener Schuss rasierte nahezu auf Anhieb den Rand von einem der Vorderräder ab.
Tatullus nickte und murmelte: «Die schlechte Bauweise, das haben die Erbauer mit Absicht gemacht. Geschickt. Aber gnade Gott den armen Kerlen, wenn ihre hunnischen Herren dahinterkommen.»
Sabinus sagte nichts. Zu viele andere Tote würden zu beklagen sein, wenn dieser Tag zu Ende ging.
Er schickte einen Läufer mit einem nächsten Befehl los: Eine acht Mann starke Einheit der schweren Reiterei sollte am Südtor Aufstellung nehmen, das schon einmal bis auf den letzten Sperrbalken entriegelt werden sollte. Tatullus warf ihm einen Blick zu.
Es folgte die weitere sorgfältige Einstellung des Wurfwinkels, während der Beschuss erbarmungslos weiterging. Aus den Türmen war das Stöhnen und Jammern der versklavten Gefangenen zu hören, die keuchend und schwitzend im Unterbau versuchten, die Ungetüme vorwärtszubewegen. Und noch andere Laute war zu vernehmen. Ein dumpfes, klagendes Brüllen …
«Amateure!», rief Sabinus abermals und schlug sich mit der geballten Faust in die Hand. «Hör dir das an!»
Er hatte recht. Wider alle Vernunft hatten die Hunnen im Unterbau der Türme Ochsen angeschirrt, um ihre Zugkraft zu nutzen. Eine Idee, die vor der Schlacht sinnvoll erschienen sein mochte, aber außer Acht ließ, wie rasch kühle Planung auf dem Schlachtfeld durchkreuzt werden konnte. Angeschirrte Ochsen konnten unendliche Scherereien bereiten, wenn erst der Geschosshagel einsetzte, Männer wild durcheinanderschrien, hartnäckig brennende Teerfeuer außer Kontrolle gerieten …
Sabinus erteilte umgehend den entsprechenden Befehl. «Feuer und Teer, setzt ihnen die Hütte in Brand! Dann werden sich die Viecher bald losreißen.»
Der Turm auf der rechten Seite wollte und wollte kein Feuer fangen, von dem Ungetüm auf der anderen Seite jedoch stieg schon bald Rauch auf. Und kaum hatten die Ochsen im Inneren den Rauch gewittert, brachen sie in panisches Gebrüll aus und versuchten, sich von ihrem Joch loszureißen. Die Treiber droschen erbarmungslos mit ihren Peitschen auf die mageren Rücken der Tiere ein, doch das verängstigte Ochsengespann, von denen der eine die Flammen bereits an seiner Flanke spürte, versuchte nur umso verzweifelter, sich loszureißen. Zufällig zerrten beide schließlich in so glücklichem Einklang, dass ein Gurt am Joch riss und die Ochsen unvermittelt ins Straucheln gerieten, wodurch einer sogar in die Knie brach und sich nicht mehr zu bewegen vermochte. Der gesamte Turm wurde zur Seite gerissen, mitsamt den Gefangenen, die keuchend und schweißüberströmt an dem Getriebe im Inneren schufteten, mit Peitschenhieben angetrieben von den hunnischen Kriegern, die ihnen auf ihren Pferden im Unterbau langsam folgten. Aber auch das nutzte nichts mehr. Der von seinem Kurs abgekommene Turm, der noch dazu mit dem einen bereits beschädigten Rad tief in der Erde einsank, wurde von dem eigensinnigen Ochsen noch weiter zur Seite gezerrt, und auf einmal war die ungeschützte Flanke der Belagerungsmaschine mit den beiden mächtigen Holzrädern dem römischen Beschuss schutzlos preisgegeben.
«Alles klar!», röhrte Sabinus in siegesgewissem Tonfall. «Artillerieeinheiten auf beiden Ecktürmen: Gebt ihnen Saures! Macht Kleinholz aus den Rädern und lasst die Türme in Flammen aufgehen! Los!»
Pedites
überbrachten den Befehl an die Ecktürme. Nach präziser Vorbereitung nahmen gleich darauf alle acht Geschütze auf den Ecktürmen die ungeschützten Räder unter Beschuss. Alle fünf Sekunden, in gnadenlosem Rhythmus, wurde das vordere Rad von einem Geschoss oder Bolzen getroffen. Holzsplitter flogen vom Rand in alle Richtungen, eine der Mittelbohlen klaffte entzwei, von der metallenen Radnabe selbst sprühten Funken auf, als sie von einem Bolzen mit Eisenspitze getroffen wurde.
«Volltreffer!», johlten die Artilleristen und lachten.
«Zeitverschwendung!», brüllte Sabinus. «Ihr müsst die Bohlen spalten!»
Und weiter prasselten die Geschosse. In dem wankenden Turm hatten die hunnischen Reiter in ihrer Wut soeben einen Gefangenen zu Tode geprügelt, der jetzt tot und angekettet an der Antriebsstange hing, auf der sein Blut schimmerte.
Doch es bedurfte noch schärferer Maßnahmen. Wenn
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