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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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sie sich dieser Horde erwehren wollten, durften sie keinerlei Rücksicht nehmen. So sah es aus.
    Sabinus ließ eine Schwadron Armbrustschützen zu sich auf den Turm kommen. Hinter ihnen schleppten
pedites
zusätzliche Kisten voller Bolzen heran.
    «Hinter den Zugsklaven reitet eine Bande Antreiber. Denkt euch eine Linie auf der Turmrückseite. Sobald einer dieser nackten Dreckskerle sich blicken lässt, schaltet ihr ihn aus. Aber erst, wenn ihr ihn seht. Jeder Bolzen, den ihr abfeuert, soll tödlich sein.»
    Die Armbrustschützen knieten hinter den Zinnen nieder, ihre Armbrüste aus Kastanien- und Eschenholz mit der vernichtenden Durchschlagskraft schussbereit gespannt und angelegt. Ein hunnisches Pony trat ein Stück zu weit aus dem Schutz des Belagerungsturms heraus und erhielt prompt einen Treffer ins Hinterbein, worauf es strauchelnd zusammenbrach. Der Reiter landete im Staub und wurde umgehend von drei weiteren Bolzen getroffen. Um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden, drängten sich die übrigen hunnischen Reiter im Unterbau des beschädigten, knarrenden Turms dicht zusammen.
    Unterdessen behielt Sabinus nebenher die hunnischen Reiterscharen im Auge, die nun wieder näher rückten, langsam und geordnet, aber immer noch weit entfernt waren. Aus irgendeinem Grund ließ dieser Kriegsherr mit den schroffen, unbewegten Zügen – selbst inmitten der Staubwolken, die von vierzigtausend Hufen aufgewirbelt wurden, konnte er ihn deutlich ausmachen – die Türme ihr Werk ganz allein verrichten. Vielleicht hatte er kein allzu großes Vertrauen in sie. Noch nicht. Er war bereit, sie zerstören zu lassen, um dabei von Weitem zuzusehen und daraus zu lernen.
    Die Türme mochten so gut wie ausgeschaltet sein, doch damit war die Schlacht noch längst nicht gewonnen. Diese zehntausend Reiter mit ihrem todbringenden Pfeilhagel würden noch früh genug kommen.
    Schließlich wurde das bereits zersplitterte Rad von einem Geschoss getroffen, vielleicht auch von zweien, die durch einen Glücksfall gleichzeitig trafen, wodurch eine der mittleren Bohlen komplett herausgeschlagen wurde und nun lose herabhing. Der gesamte Turm schien kurz innezuhalten, neigte sich knarrend zur Seite, während sich die Radachse zitternd durchbog. Dann zerfiel das beschädigte Rad krachend unvermittelt in alle Einzelteile. Der gesamte schwerfällige Bau aus Holz erzitterte, kippte in einem halsbrecherischen Winkel zur Seite und fand schließlich unsicher auf der Ecke Halt, an der sich das Rad befunden hatte. Im Turminneren wurde einer der Ochsen beinahe an dem Joch stranguliert, als dieses von der Kippbewegung nach oben gerissen wurde. Das Zugtier brüllte und strampelte wild mit den Beinen, bis endlich auch noch die letzten breiten Ledergurte des Jochs entzweirissen. Irgendwie gelang es dem zu Tode geängstigten Ochsen, sich in seinem engen Verschlag umzudrehen, und dann stürmte er brüllend aus dem Turm, direkt hinein in die kleine Schar der völlig überrumpelten hunnischen Reiter. Der Ochse preschte mitten durch ihre Reihen hindurch, ohne sich von ein paar letzten Peitschenhieben beirren zu lassen, und stolperte davon. Die Männer wichen zurück und liefen auseinander, und von den Zinnen regnete sogleich ein neuer Hagel Armbrustbolzen auf sie herab. Mindestens die Hälfte von ihnen wurde getroffen, der kümmerliche Rest der Schar machte kehrt und floh verschämt zu den hunnischen Linien hinüber. Seitlich an dem außer Gefecht gesetzten Turm fraß sich gemächlich das Feuer empor, oben ging die Zugbrücke aus Korbgeflecht tosend in Flammen auf. Die Gefangenen im Turm vermochten vor Erschöpfung nicht einmal zu schreien.
    «Jetzt der andere!», schrie Sabinus, vor Eifer mit den Fäusten auf die Mauer eintrommelnd. «Nicht nachlassen jetzt. Alle Katapulte nachladen. Pedites, bleibt in Bewegung. Ich will euch Blut und Wasser schwitzen sehen!»
    Er verfolgte das Geschehen eine Weile und gebot der Artillerie dann mit einer raschen Handbewegung Einhalt. «Armbrustschützen, bleibt in Bereitschaft. Sobald einer von dem Turm herunterkommt, abschießen. Wächter, öffnet das Tor! Reiterei» – er grinste und ließ den kräftigen, fleischigen Unterarm durch die Luft nach vorn sausen –, «jetzt seid ihr an der Reihe.»
    Der letzte Sperrbalken wurde entfernt, die schweren Torflügel schwangen geschmeidig in ihren mächtigen, gut geschmierten Scharnieren auf, und die acht Reiter der schweren Kavallerie gaben ihren großen Rössern die Sporen und preschten

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