Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
in Windeseile los.
    Die beiden hinteren Lanzenreiter lösten sich von der Gruppe und verschwanden auf der Rückseite des brennenden Belagerungsturms. Ihre Bezeichnung
clibanarii
, «Ofenjungs», würde sich jetzt bewahrheiten, wenn ihre langen Kettenhemden und massiven Bronzehelme sich glühend heiß aufheizten. Dennoch erfüllten sie stoisch ihren Auftrag, hackten und hebelten im Halbdunkel an den Ketten herum, im dichten Rauch würgend und keuchend, und mussten sich die verwirrt um sich schlagenden, geblendeten Gefangenen vom Leib halten, die sie doch gerade zu befreien trachteten.
    Endlich waren die elenden, misshandelten, versklavten Gestalten befreit und konnten, noch immer halb blind, auf das offene Tor des Kastells zuwanken.
    Unterdessen behielt Sabinus die hunnischen Reiter weiterhin im Auge. Jeden Augenblick konnte der Kriegsherr eine Kompanie seiner todbringenden Bogenschützen im Galopp über die Ebene losschicken, um über das kleine Grüppchen schwerer Kavallerie herzufallen. Aber noch immer verharrte er reglos, ohne den Wink dazu zu geben. Tatsächlich schienen die hunnischen Linien, noch immer eine gute halbe Meile weit entfernt, völlig zum Stillstand gekommen zu sein. Was, auf lange Sicht, nicht unbedingt von Vorteil war. Weil sie das Geschehen aufmerksam verfolgten. Dazulernten.
    Der zweite Turm, auf der Rechten, noch kaum beschädigt, nur stellenweise ein wenig kokelnd, rollte weiter vorwärts, als die hunnischen Reiter dahinter auf einmal merkten, was los war. Acht von ihnen, bewaffnet mit Geißeln und Lassos, die Bogen noch auf den Rücken geschnallt, hörten den sich nähernden donnernden Hufschlag, wandten sich um und sahen erst sechs, dann acht Reiter in schwerer Rüstung und mit Bronzehelmen auf sich zugaloppieren, die langen Lanzen aus Eschenholz niedrig angelegt. Es war das erste Mal, dass diese Hunnenkrieger sich einem solchen Angriff durch schwere römische Kavallerie ausgesetzt sahen, und sie waren machtlos dagegen. Sie rissen ihre Reittiere noch herum, spornten sie mit Hackenschlag zu rasendem Galopp an, preschten vor – worauf der Angriffskeil aus Eisen in ihre Flanke krachte. Bei dem Aufprall wurden die leichten hunnischen Ponys in die Höhe gerissen und landeten mit solcher Wucht am Boden, dass sie wie betäubt liegenblieben. Reiter wurden davongeschleudert, einer in einem wahrhaft spektakulären Bogen quer durch die staubige Luft, bis er schließlich unsanft auf der Erde landete und umgehend mit einem einzigen Stoß eines langen Kavallerieschwerts ins Jenseits befördert wurde.
    Kein einziger Hunnenpfeil wurde abgeschossen, kein gebogener Yatagan gezogen, kein Kriegsschrei ausgestoßen. Der Schock und die Wucht des Angriffs kamen über sie wie ein Orkan. Die Soldaten aus Eisen schwangen schweigend ihre Schwerter, und schon bald lagen acht Krieger tot am Boden. Der Kommandeur, ein Hauptmann namens Malchus, zügelte sein Pferd, schob sich den Helm zurück und spähte in die Ferne. Er war nassgeschwitzt, das rabenschwarze Haar klebte ihm an der Stirn, und auch sein Blick war vom Schweiß so getrübt, dass er ein paarmal krampfhaft blinzeln musste. Jeden Augenblick mussten die Wilden herangeprescht kommen, um grausam Rache zu nehmen … aber nein, die hunnischen Linien hatten sich nicht vom Fleck gerührt. Also fingen er und seine Kameraden die noch lebenden Ponys ein, befreiten die angeketteten Gefangenen, machten die beiden Ochsen an ihrem Joch, die vor Aufregung unberechenbar waren, an Ort und Stelle nieder, banden sich ihre Kadaver hinten an die Pferde und zertrümmerten zum Schluss noch die Hinterachse des Turms. Malchus wendete sein Pferd und riss den Arm in Richtung des unschädlich gemachten Turms nach unten: Jetzt könnt ihr ihn in Brand schießen.
    Sie kehrten im Trab zum Kastell zurück, die toten Ochsen hinter sich herschleifend, und überließen es dem Feuer, das Werk der Zerstörung zu vollenden.
    Auf den Mauern brandete vielstimmiger Jubel auf.
    «Heute Abend gibt’s Ochsen am Spieß!»
    «Ein donnerndes Hoch auf die Ofenjungs!»
    Das Südtor wurde zugeschlagen und sicher verrammelt, und Malchus federte, mit dem Helm unter dem Arm, die Treppe zur Plattform des Legaten hoch.
    «Der zweite Turm ist außer Gefecht gesetzt, Herr!»
    Die hunnischen Linien verharrten regungslos. Nur ihre schwarzen Banner flatterten leise im Wind. Tausende Reiter mit völlig unbewegten Gesichtern. Welch furchterregender Gegner, so stumm und diszipliniert.
    Sabinus empfand zum ersten Mal

Weitere Kostenlose Bücher