Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
Widerspruch in sich, diese primitiven Reiterkrieger mit einem derartigen Ausdruck zu bezeichnen – oder wer auch immer sie waren, Hunnen oder Vandalen oder sonst ein unbekannter Stamm aus dem Osten, setzten ihren Beschuss bis in die Nacht beharrlich fort.
    Dann ließ er seine letzten Männer mit ihren Spießen, Tatullus mit seiner Hellebarde, Faustriemen mit seiner Keule unweit des schon stark beschädigten Südwestturms und der angrenzenden Mauern Aufstellung nehmen. Es war dunkel. Von den Soldaten der Hilfstruppe ließ er hinter ihnen eine Reihe großer Kohlebecken entzünden.
    Wieder ein Volltreffer. Die Mauern erzitterten, kamen wieder zur Ruhe. Und dann, wie in einem Traum, ganz gemächlich, widerstrebend förmlich, sackte der Eckturm nach und nach in sich zusammen. Die angrenzenden Mauern begannen zu bröckeln und ebenfalls einzustürzen. Sabinus scheuchte seine Männer ein Stück zurück. Der Eckturm war im unteren Teil schon so stark beschädigt, dass er mit einem dumpfen unterirdischen Grollen einfach in sich zusammensank. Erst nach einer halben Ewigkeit, so schien es, polterten Steine und Schutt zur Erde, türmten sich kreuz und quer zu einem hohen Trümmerhaufen. Nachdem das Getöse des Einsturzes verebbt war, konnten sie aus der Ferne aufbrandenden Jubel und Freudengeheul hören. Während sich der Staub allmählich verzog, klärte sich das Bild: In der Mauer vor ihnen klaffte eine Bresche von etwa fünfzehn Metern Breite, versperrt durch einen Berg aus Steinen, Schutt und Tragebalken, etwa halb so hoch wie die einstigen Mauern, fünf, sechs Meter vielleicht.
    «Steigt bis nach oben!», brüllte Sabinus. «Nehmt euch in Acht vor Pfeilen!»
    Die Überreste der Legion kletterten mühsam bis zum Kamm des Trümmerhaufens hoch und spähten hinüber.
    Eine Armee von Reitern kam auf sie zugaloppiert. Da sich die Umrisse der Römer vor dem Feuerschein der Kohlebecken klar abzeichneten, feuerten die Reiter eine erste Salve von Pfeilen ab. Die Verteidiger duckten sich, sodass die Pfeile über sie hinwegflogen.
    «Na kommt schon, ihr Feiglinge!», brüllte Faustriemen so laut, dass die Adern an seinem Hals anschwollen, und schlug sich mit der Keule in die Hand. «Kommt, ich möchte mit euch kuscheln!»
    Die Wilden kamen in vollem Tempo herangeprescht, als hätten sie vor, den Trümmerberg hinaufzugaloppieren und so direkt ins Kastell vorzustoßen. Daran jedoch musste selbst der beste Reiter scheitern. Ein junger Hitzkopf versuchte es trotzdem. Arapovian löste sich aus dem Dunkel und erledigte ihn mit einem gezielten Pfeilschuss.
    «Weg mit dem Bogen, Soldat!», brüllte Tatullus zornig. «Zieh dein Schwert! Hier geht es Mann gegen Mann!»
    Arapovian gehorchte ausnahmsweise.
    Das Pferd des toten Hunnen, das mit einem Vorderhuf zwischen zwei Trümmerteile geraten war, stürzte seltsam verdreht und kullerte dann wiehernd in die Tiefe. Die Hunnen, die sich auf ihren Ponys am Fuß des Trümmerbergs drängten, schienen erneut ratlos.
    «Ja, ihr blöden Pferdeficker!», brüllte Faustriemen ihnen entgegen. «Diesmal müsst ihr eure Freundinnen wohl zurücklassen!»
    Aber noch war es nicht so weit. Die Hunnen machten kehrt und ritten wieder ins Dunkel davon. Nachdem sie sich ein ganzes Stück zurückgezogen hatten, schossen sie neue Pfeilsalven ab, die über die Barrikade flogen und unverrichteter Dinge in den Innenhof prasselten. Das wiederholten sie mehrmals, ohne auch nur einen einzigen Gegenschuss zu erhalten. Dieser Dauerbeschuss zeitigte keinerlei Wirkung, nicht ein Römer wurde getroffen. Selbst die Hunnen konnten sich eine solche Materialvergeudung auf Dauer nicht leisten.
    «Sie müssen nun bald angreifen», murmelte Arapovian. «Das verlangt ihr Stolz.»
    Ein letzter Versuch. Eine Reihe Krieger preschte vor bis zum Fuß des Trümmerbergs und feuerte von dort eine Salve direkt auf die Verteidiger ab.
    «Köpfe schützen!»
    Zurückweichen, Schilde hochgehalten, ducken. Die Pfeile zischten in die großen ovalen Schilde oder darüber hinweg, wieder ohne jeden Erfolg. Kein einziger Römer wurde getroffen. Die Angreifer galoppierten davon.
    Erschöpfte, aber euphorische Legionäre ließen ihre Schilde wieder sinken, brachen die Pfeile ab, die sich hineingebohrt hatten. Sie atmeten tief durch und wischten sich den Schweiß ab.
    «Wir warten, ihr feigen Pferdeficker!»
    * * *
    Nun erkannten die hunnischen Generäle, dass die Sache wohl oder übel im Kampf Mann gegen Mann beendet werden musste. Ihre Krieger ritten im

Weitere Kostenlose Bücher