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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Schutz der Dunkelheit heran, saßen ab, ließen ihre Bogen am Sattelknauf zurück und kämpften sich mit bereits gezogenen Schwertern den Schuttberg hinauf.
    Die Verteidiger verteilten sich oben auf dem Scheitel der Trümmer.
    «In Ordnung, Jungs!», brüllte nun auch Sabinus. «Endlich geht es Mann gegen Mann! Kein Pardon!»
    Die Hunnen drängten als ungeordnet wimmelnde Masse herauf, voller Ungeduld, die Sache endlich abzuschließen. Auch sie hatten heute schwere Verluste erlitten, jetzt wollten sie ins Kastell vordringen und endlich den Sieg davontragen. Nun aber, da Tausende durch eine Bresche strömen wollten, die von fünfzig Mann verteidigt wurde, erwies sich ihre Überzahl als Hemmnis. Sie drängten sich so eng, dass sie kaum ihre Säbel schwingen konnten. Und nun zeigte sich auch der wahre Nutzen der Kohlebecken im Rücken der Römer: Die Verteidiger waren in Dunkel gehüllt, während die Angreifer vom grellen Feuerschein geblendet wurden und unentwegt blinzeln mussten. Schweiß glänzte auf ihren muskulösen Armen und Schultern, auf den Tätowierungen und verschnörkelten Schutzrunen aus Henna, die so gar keine Hilfe gegen die spitzen, zweckmäßigen Spieße der Römer boten. Endlich sahen die Legionäre ihre Feinde aus der Nähe in ihrer ganzen rohen, barbarischen Pracht, vom Feuerschein dramatisch gesteigert. Wie Krieger aus einem Epos Homers muteten sie an, wie Gestalten aus noch archaischeren Zeiten, aus der tiefsten skythischen Vergangenheit, von der keine Überlieferung kündete. Die ungezähmten Krieger erschienen ihnen beinahe schön, während sie sie niedermetzelten.
    Faustriemen schlug einem kahlrasierten Krieger mit seiner Keule den Schädel ein. Er drehte sich um und versetzte einem anderen Hunnen einen Tritt, sein Gegner taumelte zurück und ließ seinen Dolch vorschnellen, aber Faustriemen, keineswegs schwerfällig, wich gewandt aus und rammte dem Hunnen seine Keule mitten ins Gesicht. Der kräftige Wilde stürzte gegen seinen Hintermann und riss ihn mit sich nieder. Arapovian schnellte vor, erledigte die beiden, die benommen inmitten der Trümmer lagen, mit zwei flinken Schwertstößen und kehrte sogleich ins Glied zurück.
    Unter Wutgeheul drängten pausenlos neue Hunnen heran. Tatullus ging ähnlich vor wie Faustriemen und rammte seine Hellebarde immer wieder vor sich in die Menge. Arapovian war ein ebenso glänzender Schwertkämpfer wie Bogenschütze. Ein drahtiger kleiner Hunne hätte ihn mit seinem
yatagan
um ein Haar erwischt, doch Arapovian ging blitzschnell in die Hocke und stieß dem Angreifer von unten das Schwert in den nackten Bauch. Sofort richtete er sich wieder auf, streifte den Toten mit einem Tritt von der Schwertspitze und wich zurück, bereit für den nächsten Hunnen, der auch schon heranstürzte.
    Dieser Kampf auf engstem Raum behagte den Hunnen nicht. Das wüste Hauen und Stechen, dieser blutige, lärmende Wirrwarr im Schatten fremder, eingestürzter Mauern, wo die klare, reine Luft der Steppen unendlich weit weg schien. Ihre Pferde liefen unruhig hinter ihnen herum. Hätte ihr Vater Astur sie jetzt vom Himmel herab gerufen, so hätten sie ihn nicht gehört.
    Ihre Verunsicherung blieb auch den Verteidigern nicht verborgen, die sie umso erbarmungsloser zurückschlugen. Faustriemens klobige Keule und die um seine starken Unterarme gewundenen brutalen Faustkämpferriemen forderten einen fürchterlichen Tribut. Wie auch seine verblüffende Behändigkeit, die an eine große Raubkatze erinnerte, an einen Löwen etwa, der sich bei der Jagd unvermutet als ungeheuer schnell und wendig erweist. Er schlug sich regelrechte Schneisen frei, indem er seine mächtige Keule mit kräftigem Schwung zur Seite schmetterte, und das Blut und die Knochen der Hunnen, die er dabei erwischte, spritzten nach allen Seiten und besudelten ihre Kameraden. In diesem entsetzlichen, glitschigen Getümmel befiel die Hunnen lähmender Ekel, Panik und Platzangst. Warum konnten sie jetzt nicht frei und ungebunden über die offene Steppe galoppieren und den Wind im Haar spüren?
    Tatullus tötete mit wenigen Stößen zwei Angreifer hintereinander. Faustriemen zerschmetterte einen weiteren Schädel. Ein mickriger Hunne stürzte geduckt heran, um ihm seinen
yatagan
von der Seite in den Leib zu stoßen, aber Faustriemen ließ den Stoß durch eine Drehung ins Leere laufen, holte mit dem vor Bronzedornen starrenden Arm aus und hieb ihn dem Krieger mit voller Wucht seitlich gegen den Kopf. Er sank besinnungslos zu

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