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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er trug einen feierlichen Cut. Dr. Sedelmaier thronte hinter seinem Schreibtisch und rückte an seiner Brille.
    »Tja, nun ist's soweit«, sagte Pedro, »ich bin gekommen, um Ihnen, dem zuständigen Notar, zu melden«, er lachte über das Wort ›melden‹, »daß ich doch noch rechtzeitig heiraten werde. Eine Andeutung machte ich Ihnen schon am Telefon.«
    »Und wer ist die Glückliche? Darüber ließen Sie mich im ungewissen.«
    »Sie kennen Herrn Dr. Faber, den Kunsthändler …«
    »Ja.«
    »Vielleicht auch seine Sekretärin …«
    »Die neue?«
    »Ja.«
    »Etwa die?«
    Glücklich lächelnd nickte Pedro, wurde jedoch rasch wieder ernst, als Dr. Sedelmaier antwortete: »Aber Baron, ist die nicht bürgerlich?«
    »Und? In welcher Zeit leben Sie, Doktor?«
    Der erwähnte Kunsthändler Faber hätte seine helle Freude daran gehabt, wenn er diesen Moment miterlebt hätte. Leider war es ihm versagt.
    Plötzlich wurde Pedro mißtrauisch.
    »Lautet etwa«, fragte er, »eine Bedingung meines Vaters auch, daß ich mich standesgemäß verheiraten müßte?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Dr. Sedelmaier und erhob sich. »Ich glaube es nicht.«
    Er ging auf den großen Aktenschrank zu. »Aber das werden wir gleich sehen …«
    Mit einem dicken Aktenstück, das mit einer gedrehten, dicken Kordel verschnürt war, kehrte er zu seinem Sessel zurück. Die Endknoten waren mit einem roten Siegel verschlossen.
    Die Stimme des Notars nahm einen getragenen Tonfall an.
    »Baron Pedro von Aarfeld, es war der Wille Ihres Herrn Vaters, daß bei der Haupttestamentseröffnung nur sein ältester Sohn allein zugegen sein soll. Diese Bestimmung ist heute erfüllt. Als Ihr Herr Vater vor zehn Jahren starb, legte er im Vortestament nieder, daß Sie das Gut so lange zu verwalten hätten, bis der Majoratserbe ermittelt wäre. Da Sie mich heute von Ihrem Aufgebot unterrichten, sehe ich mich in der angenehmen Lage, Ihnen den letzten Willen Ihres Herrn Vaters, der auch mein Freund war, zu eröffnen …«
    Dr. Sedelmaier ergriff eine Schere und wollte die Kordel durchschneiden, doch Pedro hob die Hand.
    »Bitte«, sagte er leise, »lassen Sie mich das Siegel erbrechen, das mein Vater auf sein Testament setzte.«
    Dr. Sedelmaier nickte sein Einverständnis, und Pedro ergriff das Aktenstück, hob es mit beiden Händen an und betrachtete es ein Weilchen versunken. Dann legte er es auf den Schreibtisch zurück und schob seine Finger unter die Schnur. Leise knackte es, und der Lack zersprang. Das Wappen derer von Aarfeld hatte, zerfallen in eine Reihe unscheinbarer Stückchen, seinen Geist aufgegeben.
    Dr. Sedelmaier hatte stumm zugesehen. Die Erinnerung an seinen alten Freund war wach geworden, an die Abende auf dem Gut, die Skatrunde im Hotel Stern, die Jagderlebnisse.
    Pedro nahm die Schere, schnitt das Aktenstück auf und schob es dem Notar hin. Dann trat dieser wieder in Funktion.
    »Mein letzter Wille«, las er, nachdem er seine Brille zurechtgerückt hatte, vor. »Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte lege ich, Baron von Aarfeld, Ritter von Stolzenburg und Ebertzhagen, Edler Herr von Almelungen und Ritter des Schwarzen Adlerordens zweiter Klasse, meinen letzten Willen fest: Erstens: Mein Sohn Pedro erhält bei Heirat, die spätestens bis zur Vollendung seines vierunddreißigsten Lebensjahres erfolgt sein muß, das gesamte Majorat Aarfeld, mit allen Gütern, Liegenschaften, Inventar. Er hat seinem Bruder Siegurd das Wohnrecht einzuräumen. Zweitens: Mein Sohn Siegurd erhält eine jährliche Rente von DM 60.000, – und einen Anteil von 25 Prozent meines Auslandsvermögens, dessen Aufstellung dem Testament beigegeben ist. Drittens: Mein Sohn Siegurd erhält ferner die Villa ›Bergfried‹ am Ammersee in Bayern. Viertens: Ich verpflichte meinen Sohn Pedro, aus dem an ihn fallenden Haupterbe jährlich DM 12.000, – auf das Konto 34.927 der Sparkasse in Boltenberge zu überweisen. Der Zweck dieses Kontos mag ihm unbekannt sein und bleiben …«
    Länger als eine halbe Stunde dauerte die Verlesung des umfangreichen Testaments, und dann wußte Pedro, daß er der Erbe eines riesigen Vermögens war. Zusammengezählt mochte alles in allem einen Wert von zehn bis zwölf Millionen darstellen.
    Pedro begab sich, als er beim Notar alles hinter sich hatte, zu Dr. Faber, seinem Freund. Wichtiger war ihm natürlich noch, Marianne dort anzutreffen. In dieser Hoffnung sah er sich dann allerdings getäuscht.
    Dr. Faber empfing ihn mit einer Miene, die nichts

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