Auch das Paradies wirft Schatten
signiert, finden steigenden Absatz. Ich verkaufe Sie, ich manage ihn überhaupt. Ich sage Ihnen das, weil Sie meine neue Sekretärin sind und Sie es früher oder später ohnehin erfahren müßten. Sie haben aber darüber zu schweigen, verstanden? Der Baron wünscht das. Sie hörten vorhin, daß von einem ›schlafenden Mädchen‹ gesprochen wurde. Es handelt sich da um ein Gemälde Pedros, das ich zur Kunstausstellung schickte. Es wurde prämiiert – meiner Ansicht nach zu gering; wie der Baron selbst darüber denkt, vernahmen Sie. Alles schön und gut, aber mir macht seine Leidenschaft zum Pinsel, aus der ich geschäftlichen Profit ziehe, auch Sorgen. Die Kunst ersetzt ihm nämlich alles. Am Tage schuftet er auf dem Gut, wirtschaftet heraus, was nur herauszuholen ist – aber am Abend, in letzter Zeit manchmal auch schon nachmittags, ist er plötzlich auf Stunden verschwunden und verkriecht sich in sein unbekanntes, geheimnisvolles Atelier, von dem niemand weiß, wo er es hat, und malt … malt. Dabei vergißt er, daß sein entscheidender Geburtstag heranrückt, daß sein Bruder Siegurd auf diesen Moment nur wartet, vergißt er die ganze Welt, die Frauen, das Gut, alles … und malt. Ich weiß nicht, wie man ihn davon abbringen, zumindest bremsen könnte. Mich lockt ja auch der Profit, den ich erwähnte. Ich gebe das zu. Es ist also so, daß ich gewissermaßen zwischen zwei Feuern stehe, verstehen Sie mich?«
Marianne Klett hatte gebannt dem langen Redefluß ihres Chefs gelauscht, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Nun meinte sie: »Bremsen Sie ihn, indem Sie ihm nicht mehr jedes Bild abnehmen. Sagen Sie ihm, daß er schlechter würde, daß er Pausen haben müßte. Vielleicht verliert er dann den Mut, resigniert er von selbst.«
Dr. Faber mußte schallend lachen.
»Den Mut verlieren, resignieren – Fräulein Klett, das sind Fremdworte für einen Aarfeld. Denken Sie an den alten Baron Hubertus. Angeschossen noch dem Wilderer nach bis zum Verbluten – das ist Aarfeld-Art! Selbst dem Windhund Siegurd würde ich in einer solchen Situation noch manches zutrauen. Wir dürfen …«
Dr. Faber brach ab und blickte zur Tür, da sich dieser von draußen Schritte näherten. Er legte den Finger auf den Mund.
Der Hausherr kam zurück und entschuldigte sich, daß es so lange gedauert habe. Ein Telefongespräch habe er auch noch führen müssen, erklärte er. In seinem Gefolge wurden zwei Küchenmädchen sichtbar, die beladen waren mit dem angekündigten Imbiß. Daß dieser nicht in wenigen Minuten zu bewältigen war, konnte jeder mit einem Blick erkennen. Die Tabletts in den Händen der Mädchen bogen sich.
»Sagten Sie nicht«, wunderte sich Dr. Faber, »daß Sie in einer Viertelstunde weg müßten, Baron?«
»Warum, glauben Sie, mußte ich telefonieren, Doktor?« fragte Pedro, und er setzte selbst hinzu: »Weil ich abgesagt habe.«
Dabei blickte er aber nicht Faber an, sondern Marianne Klett.
Siegurd von Aarfeld hatte Besuch. Auf der breiten Armlehne des Fauteuils, in dem er saß, hockte mit der einen Hälfte ihres absolut leckeren Hinterteils eine zierliche, flinke und außergewöhnlich hübsche Blondine und wippte ausdauernd mit einem Bein, so daß davon der Rock höher und höher rutschte. Ihre mandelförmigen Augen unter den weit geschwungenen Brauen glänzten, als sie jetzt dem jungen Baron mit zärtlichen Fingern über die Locken strich.
»Glaubst du denn«, sagte sie leise, »daß Pedro wirklich so dumm ist, nicht rechtzeitig zu heiraten? Lieber nimmt er doch die erstbeste, nur um das Gut nicht an dich zu verlieren.«
Siegurd schien unwillig zu sein. Er griff nach ihrer Hand, nahm sie sich vom Kopf, blickte ihr eine Weile in die Augen, schüttelte schließlich den Kopf und stieß hervor: »Ich verstehe dich nicht, Mathilde.«
»Was verstehst du nicht?«
»Ich dachte, du bist schon dran, dir mein Bruderherz zu angeln.«
»Ich?«
»Das habe ich sogar ihm selbst auch schon gesagt. Anscheinend doch ein Irrtum von mir.«
Mathilde von Bahrenhof war wirklich überrascht, auch ein bißchen empört über Siegurds Äußerung.
»Aber wir beide haben doch ein Verhältnis miteinander!« rief sie mit unterdrückter Stimme.
»Na und? Daran soll sich ja auch nichts ändern.«
»Wenn sich daran nichts ändern soll, kannst du mich auch nicht auf deinen Bruder hetzen.«
»Warum nicht?« Der Zyniker Siegurd ließ die Maske fallen. »Reizt dich das Gut nicht?«
»Doch, das würde mich schon reizen,
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