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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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pflegte.
    »Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt«, meinte der Baron halb lächelnd, halb im Ernst. »In einer Viertelstunde muß ich weg, tut mir leid. Hatten Sie eine Panne?«
    »Nein. Ich mußte erst noch meine neue Sekretärin mit dem Nötigsten vertraut machen: Fräulein Klett. Darf ich sie Ihnen vorstellen …«
    Auf der Beifahrerseite war inzwischen eine junge Dame aus dem Auto geklettert, die mit interessierten Augen den Baron musterte und ihm übers Wagendach hinweg ein bißchen verlegen zunickte. Fabers Verstoß gegen den Buchstaben der Etikette schien ihr keine Magenschmerzen zu bereiten. Der Verstoß fand aber keine Gnade vor dem Baron, einem Kavalier der alten Schule, welcher sagte: »Doktor, Sie sollten nicht die junge Dame mir, sondern mich der jungen Dame vorstellen. Sie lassen mir sonst ein Übermaß an Ehre zukommen, auf das nur uralte Herren Anspruch haben mögen. Oder sehen Sie in mir schon einen solchen Greis? Dann schlage ich aber zurück und verlange Ihren Paß mit Ihrem Geburtsdatum.«
    Alle drei lachten. Das Eis war gebrochen. Marianne Kletts republikanische Befangenheit altem, reichem Adel gegenüber wich. Pedro von Aarfeld ging um den Wagen herum und begrüßte auch sie mit Handschlag. Das rasche Urteil, das er sich im Inneren bildete, lautete: Klasse!
    Auch alter Adel weiß sich heutzutage aus dem nicht immer vornehmen, aber meistens treffenden Wortschatz des Volkes zu bedienen.
    Die Morgensonne warf einen milden Schein auf die kastanienbraunen Haare Mariannes, auf das vom Sommer noch gebräunte Gesicht mit den schmalen Lippen und den hellblauen Augen, auf die ganze schlanke Gestalt mit Beinen, für die sich in Pedros Innerem lautlos wieder nur ein Wort formte: Spitze!
    Doch dann erschrak er über sich selbst, erinnerte sich, wer er war, welche Mühen seine ganzen Jugendjahre hindurch Vater und Mutter und unerbittliche Erzieher in zwei exklusiven Internaten auf seinen äußeren und inneren Schliff verwendet hatten.
    Er bat Dr. Faber und dessen neue Errungenschaft, Fräulein Klett, ins Haus, ohne sich noch einmal eine geheime Entgleisung zu gestatten.
    Marianne betrachtete alles mit aufmerksamen Augen. Der Baron führte sie und Dr. Faber in sein großes, mit dunkler Eiche getäfeltes Herrenzimmer. Tiefe Polstersessel, ein breiter Schreibtisch, mächtige, geschnitzte Schränke aus altersschwarzem Holz und eine Sammlung von kapitalen Hirsch- und Bockgeweihen an der Wand empfingen sie. Den glatten Parkettboden bedeckte ein großer Teppich mit Jagdmustern.
    Pedro kümmerte sich nicht um Dr. Faber, der ein alter Freund des Hauses und mit allem vertraut war, sondern nur um Marianne, die er zu einem der Sessel führte, in dessen Tiefe sie fast versank. Faber stand schon am Schreibtisch, öffnete ohne Hemmungen den Deckel einer Zigarrenkiste und beroch genießerisch den Inhalt. Des Barons lange, helle Importen genossen einen weithin reichenden Ruf.
    »Darf ich?« fragte Dr. Faber, zugleich in die Kiste greifend.
    »Sie sind ja schon dran«, sagte lachend Pedro von Aarfeld.
    Faber bediente sich, setzte die erwählte Zigarre in Brand und wedelte sie sich, ehe er sie so richtig zu rauchen begann, mit geschlossenen Augen vor der Nase herum. Dann schwand der träumerische Ausdruck aus seinem Gesicht und machte einem Zug des Bedauerns Platz, wobei er sagte: »Zunächst muß ich Ihnen eine Mitteilung machen, die Ihnen nicht so ganz gefallen wird, lieber Baron. Das ›schlafende Mädchen‹ hat nicht den ersten, sondern nur den dritten Preis erhalten. Die Jury muß sich aus Banausen zusammengesetzt haben.«
    »Sagen Sie das nicht, Doktor. Ich finde den dritten Preis sogar noch außerordentlich überraschend.«
    »Ich auch – aber nicht, wie Sie, in positiver, sondern in negativer Hinsicht.«
    Dr. Faber war also nicht von seiner Ansicht abzubringen.
    »Was ist mit meinem Lenbach?« wechselte Aarfeld das Thema.
    »Ich verhandle noch mit dem Besitzer. Der Preis, den er für das Bild verlangt, ist mir entschieden zu hoch. Sie werden sehen, ich kann ihn noch drücken. Im übrigen muß ich Ihnen sagen, daß Sie in den Katalogen, die ich Ihnen mitgebracht habe, zwei oder drei Angebote finden werden, die Sie Ihren Lenbach vergessen lassen. Ich kenne Ihr Auge und Ihren Geschmack.«
    Marianne Klett, die aus der Unterhaltung der beiden Männer ausgeschlossen war, nützte die Zeit und betrachtete verstohlen den Hausherrn. Sie hätte nicht sagen können, daß er ihr nicht gefiel. Irgendwelche aberwitzigen Gedanken verband

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