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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich denn? fragte sich im stillen Marianne Klett. Wieso rege ich mich über Dinge auf, die mich bisher überhaupt nicht interessiert haben? Jede Art von Jagd war und ist mir doch egal. Und dann entdeckte sie in sich den Grund ihres Unmuts: diese hochnäsige Person da, der auch noch das Morgengrauen dazu verhalf, ihre Hand nach einem netten Mann auszustrecken.
    »Pedro«, sagte die Freiin von Bahrenhof beim Auto zum Baron, »wollten Sie nicht Herrn Dr. Faber bald einmal zur Jagd einladen?«
    »Ja, woher wissen Sie das?«
    »Von Siegurd.«
    »Und warum interessieren Sie sich dafür?«
    »Weil ich Ihnen einen Tip geben möchte: Kommen Sie nur ja nicht auf die Idee, die Einladung auch auf Fräulein Klett auszudehnen.«
    Pedro war verblüfft. »Wieso nicht?«
    Die Idee war ihm fremd gewesen, aber nun erschien sie ihm plötzlich gar nicht so schlecht.
    »Weil Sie es sich bei ihr völlig verscherzen würden«, sagte die Freiin spöttisch. »Fräulein Klett haßt das Totschießen unschuldiger Tiere – wie so viele, die keine Ahnung davon haben.«
    Der Baron wandte sich an Marianne: »Stimmt das?«
    Sie nahm Zuflucht zu einer Redensart: »Ich kenne wohl die Materie zu wenig.«
    »Das läßt sich ändern«, erklärte kurzentschlossen Pedro von Aarfeld, »indem ich die Einladung in der Tat auch auf Sie ausdehne. Frau von Bahrenhof hat mich da auf eine ausgezeichnete Möglichkeit aufmerksam gemacht.«
    »Ich danke Ihnen dafür, Mathilde«, sagte er zu dieser selbst, ohne dabei auf eine kleine, ironische Verbeugung zu vergessen.
    Der Freiin Nasenflügel zitterten leicht.
    Marianne Klett hingegen reagierte mit einem netten, an Pedro adressierten Augenaufschlag, der ihr ganz gut gelungen zu sein schien, denn Mathilde preßte nun auch noch die Lippen aufeinander. Marianne, der das nicht entging, stieg mit einem lieblichen Lächeln in den Wagen. In jeder Frau wohnt ein kleiner Teufel, hat einmal ein Philosoph gesagt. Der Mann kannte das zarte Geschlecht.
    »Ich darf also mit Ihnen rechnen?« sagte Pedro zu Marianne. Er hatte ihr die Autotür geöffnet und hielt diese noch in der Hand, um ins Wageninnere hineinsprechen zu können.
    Marianne nickte lächelnd. »Ich freue mich«, erwiderte sie. »Ich liebe die Natur«, setzte sie hinzu. »Das Erwachen eines Waldes soll das Schönste sein, was es überhaupt gibt. Ich kenne es bisher noch nicht.«
    »Schicksal aller Langschläferinnen«, warf trocken Dr. Faber ein, der mit solcher Lyrik wenig anzufangen wußte.
    Siegurd kam die Treppe herabgelaufen, küßte Mathilde elegant die Hand und kletterte wie selbstverständlich zu Marianne hinten in den Wagen. Auch dies empfand Mathilde als kleinen Nackenschlag; es machte dem soeben erfolgten Handkuß einige Abstriche.
    Dr. Faber fuhr an, Pedro winkte, Mathilde nicht. Nachdem der Wagen verschwunden war, wandte sich Pedro um und blickte in die lockenden Augen seiner schönen Gutsnachbarin. Attraktiv und begehrenswert war sie ja, das konnte sich so schnell nicht ändern. Sie hatte sich nun, da das Terrain von Konkurrenz geräumt war, wieder völlig in der Hand und war willens, sämtliche Minen springen zu lassen.
    »Pedro«, sagte sie, »was machen wir jetzt?«
    »Ich muß nach Niederstadt.«
    Der Fluchtversuch mißlang.
    »Ich auch«, sagte sie prompt. »Wir können den Weg zusammen machen. Oder haben Sie etwas dagegen?«
    Das war natürlich nicht gut möglich. Er schüttelte den Kopf, zum Zeichen dafür, daß er nichts dagegen hätte.
    Er wollte hinüber zu den Stallungen, um seinen Jagdwagen, mit dem er immer in die nahe Kleinstadt zu fahren pflegte, einspannen zu lassen. Aber Mathilde von Bahrenhof hielt ihn an der Jacke fest.
    »Kommen Sie doch mit zu mir hinüber«, meinte sie leichthin. »Ich möchte mich noch umziehen, und wir können ja auch meinen Wagen nehmen. Das kurze Stück zu mir, der kleine Spaziergang durch den Herbstwald ist meine schönste Erholung.«
    Erholung, dachte Pedro und mußte im Inneren lächeln. Wovon mußt du dich schon erholen? Von der Anstrengung des Nichtstuns, von den Strapazen deiner Gesellschaften oder vom Kummer der bevorstehenden Pleite deines Gutshofes?
    Es war ja kein Geheimnis mehr, daß der Besitz über und über verschuldet war, daß nicht ein Dachziegel mehr der Baronin gehörte, daß es ihr nur die Geduld der Gläubiger und zwei unkündbare Hypotheken noch erlaubten, das Gut ihr Heim zu nennen. Wie lange noch?
    Die beiden gingen hinaus aus dem Tor. Nach einem kurzen Stück begann schon der Wald, der zum

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